Besitzer bekommen 20.000 Euro für Sanierung von Gutshaus - und verkaufen es für 1,2 Millionen
Die Pferdezüchter und Eigentümer des Gutshauses in Scharpzow, einem kleinen Dorf im Landkreis Mecklenburgische Seenplatte, wollten neues Leben in die Ruine bringen. Dafür öffnete auch die Stadt ihre Kassen.
Doch kurz nach der Bewilligung von 20.000 Euro Förderung vom Steuerzahler für die Restaurierung des Saals steht das Gutshaus Scharpzow zum Verkauf. Die Gutshausretter Nina Hollsteiner und Albrecht Pischel beteuern gegenüber dem „Nordkurier“: „Vor nicht einmal acht Wochen haben wir selbst noch nicht gewusst, dass wir umziehen würden.“
200.000 Euro kostet die Restauration insgesamt
Die Restaurierung des Saals im historischen Gutshaus Scharpzow soll das Anwesen mit besonderer Tapeten- und Papierstuckgestaltung aufwerten. Darüber berichtete sogar der NDR in seiner Serie „Mit Mut, Mörtel und ohne Millionen“. Die Stadt Malchin hat hierfür 20.000 Euro veranschlagt. Doch zeitgleich wird das Objekt im Internet zum Verkauf angeboten, für stolze 1,28 Millionen Euro.
Gegenüber der Zeitung erklären sich die Besitzer. Sie hätten unverhofft einen Ort im 80 Kilometer entfernten Strasburg (Uckermark) gefunden, der „perfekt für unsere Zucht“ ist. Da war der Förderantrag aber schon lange gestellt. Überdies machte der Förderanteil der Stadt ohnehin nur einen kleinen Teil der Gesamtkosten von 200.000 aus. 80 Prozent zahle die EU und die Besitzer zahlen 10 Prozent, also ebenfalls 20.000 Euro aus eigener Tasche.
Hoffen auf neue Besitzer: Die Fördermittel gehören zum Haus
Hollensteiner und Pischel seien jedoch offen für eine künftige Zusammenarbeit mit den neuen Eigentümern, wie sie dem „Nordkurier“ mitteilen. Ihr Ziel: Fortführung des etablierten Kultursalons und Unterstützung der neuen Besitzer durch bereits existierende Nutzungskonzepte. Bereits im November soll der restaurierte Saal des Gutshauses für öffentliche Veranstaltungen bereitstehen.
Ob bis dahin ein Käufer gefunden ist und ob dieser mit der Nutzung des Saales durch die Öffentlichkeit einverstanden ist, bleibt offen. Im Inserat ist jedenfalls nichts von einer Nutzung als Kulturort zu lesen. Vielmehr könne das Objekt als „Familienwohnsitz, Mehrgenerationenhaus, Seminarort oder für repräsentative Zwecke“ dienen.
Für die 1,28 Millionen Euro zuzüglich einer Provision von 100.000 Euro erwarten die Käufer laut der Anzeige:
- Wohnfläche ca. 1100 m², 26 Zimmer, davon 15 Schlafzimmer
- Grundstück ca. 2,2 ha zzgl. Pachtfläche möglich
- EG weitgehend saniert, OG mit 500 m² Ausbaureserve
- Voll unterkellert mit historischem Gewölbekeller
- Großzügiger Saal mit Zugang zur Terrasse
- Nebengebäude (ehem. Geflügelhaus) mit Baugenehmigung und Förderzusage
- Großzügiger Park mit altem Baumbestand, Teich und Weideflächen
- Pferdehaltung möglich
- Glasfaseranschluss vorhanden

Sanieren mit Fördermitteln: Darauf sollten Sie achten
Im schlimmsten Fall, wenn die Käufer keine Lust haben, sich ihr Anwesen zu teilen, würden die Fördermittel selbstverständlich zurückgegeben werden, zitiert der „Nordkurier“ die Besitzer des Gutshauses. Das kann jedoch nicht immer ganz so einfach sein, wie die Regelungen für die Förderung von Sanierungsmaßnahmen zeigen.