Krise bei Tesla: Der Einbruch beim E-Auto-Pionier hat nicht nur mit Elon Musk zu tun
Tesla kämpft mit sinkenden Verkaufszahlen, während die Konkurrenz wächst. Experten sehen einen Zusammenhang zu Elon Musks politischem Engagement – doch die Probleme liegen tiefer.
Austin – Elon Musks politischer Einfluss in den USA ist in den vergangenen Monaten stark gewachsen. Sein bisher größter Meilenstein: die Ernennung zum Beauftragten für Bürokratieabbau in der neuen Regierung von Präsident Donald Trump. Doch erstmals könnte sich sein politisches Engagement sowohl national als auch international negativ auf Tesla auswirken Laut dem Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) stieg der Absatz von Elektroautos in Deutschland im Januar 2025 auf rund 34.500 Fahrzeuge – ein Plus von 53,4 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Die Auslieferungen von Tesla sanken um fast 60 Prozent. Laut der Unternehmensberatung EY schrumpfte der Marktanteil von 14 auf 4 Prozent. Im gesamten Jahr 2024 nahmen die Kunden nur noch 37.000 Autos ab, 2023 waren es noch 69.000.
Schwache Teslas Verkäufe in Deutschland und Kalifornien – wegen Musks Unterstützung für Trump und AfD?
Während der Markt für E-Autos in Deutschland derzeit wächst, entwickeln sich die einstigen Verkaufsschlager wie das Model Y zum Ladenhüter. Und auch in ganz Europa fielen die Verkäufe 2024 zurück, um satte zehn Prozent. Eine ähnliche Entwicklung zeigte sich in Kalifornien, wo sich Teslas Hauptsitz bis 2021 befand. Der US-Bundesstaat gilt als Vorreiter für Elektromobilität und ist ein bedeutender Markt für Tesla. Laut der California New Car Dealers Association (CNCDA), einem Verband für Neuwagenhändler, gingen auch hier die Verkäufe von Tesla 2024 um zwölf Prozent zurück, obwohl der generelle E-Auto-Absatz stieg. Einzig am chinesischen Markt wuchs das Geschäft zuletzt.
Experten vermuten, dass Musks Unterstützung für Trump in den USA und seine Wahlempfehlung für die AfD in Deutschland viele frühere Tesla-Kunden abschreckt. Kalifornien stimmte bei der US-Wahl mehrheitlich für die US-Demokratin Kamala Harris – der beliebte Gouverneur Gavin Newsom gilt zudem als Trump-Kritiker und Verfechter sozialliberaler Gegenpositionen zur Make-America-Great-Again-Bewegung.

Musk kritisierte dagegen früher häufig die Corona-Regeln des Staates sowie auch die „woke“ Mentalität der Bevölkerung. In Deutschland lobte Musk die AfD mehrfach und schaltete sich auch zu einem Online-Gespräch mit Spitzenkandidatin Alice Weidel zusammen – obwohl die Partei in Teilen gesichert rechtsextrem und Gegner von Elektroautos ist.
Tesla hat überraschendes Innovationsproblem – doch auch Musks Verhalten schade der Marke massiv
Doch reicht ein derartiger Imageschaden von Musk tatsächlich aus, um die Verkaufszahlen zu kippen? Zwar verzichten einige Unternehmen in Deutschland aus diesen Gründen längst auf Tesla als Firmenfahrzeuge, allerdings ist dieser Einfluss gering. Deutsche Unternehmen statten ihre Flotten traditionell vorwiegend mit deutschen Marken wie VW, Mercedes oder BMW aus. Tesla war speziell bei Privatpersonen beliebt. Auf diesem Feld könnte allerdings der für das US-Unternehmen ungewöhnliche Innovationsstau ein Grund sein.
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Abgesehen vom Facelift des Model 3 im Oktober 2024 hat Tesla seit der Einführung des Model Y im Jahr 2022 kein neues Fahrzeug auf den Markt gebracht. Der CFO Vaibhav Taneja bestätigte zwar Ende 2024, dass im ersten Halbjahr 2025 neue, preisgünstigere Elektrofahrzeuge auf den Markt kommen werden, doch ein genaues Datum nannten die Verantwortlichen nicht.
Geplant sind zudem ein Update des Model Y sowie die zweite Generation des Roadsters, dessen Produktion allerdings schon seit Jahren verschoben wird. Autoexperte Ferdinand Dudenhöfer sieht Teslas Modelle unter wachsendem Konkurrenzdruck: „Model 3 und Model Y sind im Vergleich zur Konkurrenz veraltet.“ Zudem schade Musks Verhalten der Marke massiv: „Kein Mensch möchte sich mit dem Verhalten von Musk in Verbindung bringen lassen.“
Verkäufe von E-Autos steigen im Januar, doch Experten sehen Flottengrenzen und Förderstopp als Ursache
Die hohen Verkaufszahlen von Elektroautos in Europa und Deutschland bewerten Experten hingegen zurückhaltend. Der Zentralverband Deutsches Kraftfahrzeuggewerbe (ZDK) verweist etwa auf die neuen Flottengrenzen der EU, die seit Jahreswechsel gelten. Hersteller hätten die Zulassungen von Elektroautos und Hybriden deswegen bewusst ins neue Jahr geschoben, um die Verschärfung von 115,1 Gramm CO₂ pro Kilometer auf 93,6 überhaupt gewährleisten zu können.
Schätzungen zufolge müssen 2025 22 Prozent der Neuwagenverkäufe elektrisch sein, um die Vorgaben zu erfüllen. „Dies ist ein Sondereffekt, der unsere Auftragslage nicht widerspiegelt“, erklärte ZDK-Vizepräsident Thomas Peckruhn. EY sieht für den deutschen Markt auch das Auslaufen der Förderung für Elektroautos im Januar 2024 für maßgeblich. Damals „brachen die Elektro-Neuzulassungen regelrecht ein“.
Im Vergleich dazu konnten die Zahlen des vergangenen Monats eigentlich nur besser sein. Der Verband der Automobilindustrie (VDA) prognostiziert für 2025 eine Produktion von 1,67 Millionen Elektroautos in Deutschland – ein Plus von 24 Prozent im Vergleich zum Vorjahr (1,06 Millionen). Tesla hingegen kam 2024 nur auf 1.277 Neuzulassungen. Angesichts des aktuellen politischen Klimas dürfte sich daran so schnell nichts ändern.