Neue Atom-Drohungen in Russlands Staats-TV: „Großbritannien wird im Meer versinken“
Russland droht dem Westen immer wieder mit einer Eskalation. Ein TV-Moderator betonte erneut, dass ein Atomkrieg mit Nato-Staaten möglich sei.
Moskau - Spuckt Russland weiterhin „nur große Töne“, oder muss sich der Westen ernsthaft für einen Atomkrieg wappnen? Der Kreml-nahe Propagandist Dmitri Kisseljow hat einigen Nato-Mitgliedsstaaten in einer Fernsehansprache mit einem nuklearen Angriff gedroht, sollte die Nato der Ukraine Truppen zur Unterstützung gegen den russischen Angriffskrieg schicken. Der TV-Moderator warnte während seines Auftritts in dem staatlichen Fernsehsender Russia-1 unter anderem die USA, Frankreich und Großbritannien vor sofortigen Vergeltungsschlägen.
Nato erneut im Visier: Russland droht den USA, Frankreich und Großbritannien mit nuklearem Angriff
Der TV-Beitrag wurde am Sonntag von dem BBC Monitoring-Journalisten Francis Scarr auf der Plattform X geteilt. „Wenn die Nato-Länder ihre Streitkräfte in die Ukraine verlegen, um Russland eine strategische Niederlage zu bescheren, dann wird genau der Moment kommen, von dem Putin gesprochen hat: ‚Wozu brauchen wir eine Welt, wenn Russland nicht dabei ist?‘“, wird Kisseljow in der englischen Übersetzung zitiert.
Sollte die Nato Truppen in die Ukraine entsenden, werde Russland laut dem Kreml-Propagandisten „überall“ nukleare Waffen „hinschicken“. Er verwies dabei auf Russlands Interkontinentalraketen vom Typ Sarmat, Yars und Avangard. „Die amerikanischen Entscheidungszentren und Abschussrampen an Land und auf See sind bereits in unserem Fadenkreuz. Frankreich müsste in einem Augenblick entwaffnet werden und – ich entschuldige mich bei allen Iren – die britischen Inseln werden im Meer versinken. Wir haben die Technologien dafür.“ Zuletzt sagte der staatliche Moderator: „Aber es wäre besser, es nicht so weit kommen zu lassen. Und das ist keine Propaganda.“
„Großbritannien wird untergehen“: TV-Propagandist warnt vor nuklearem Angriff Russlands
Dmitri Kisseljow ist nicht der erste Kreml-Propagandist, der dem Westen mit einem Atomkrieg droht. Beispiele wie die Drohung des früheren russischen Präsidenten Dimitri Medwedew wiederholen sich immer wieder. Auch der russische Präsident persönlich, Wladimir Putin, äußerte sich in seiner jährlichen Ansprache zur Lage der Nation Ende Februar zu einem möglichen Angriff mit nuklearen Waffen. Putin hatte damals betont, dass sich seine „strategischen Nuklearkräfte in voller Bereitschaft befinden“. Er erklärte seit September 2022, dass Russland bereit sei, Atomwaffen einzusetzen, um seine „territoriale Integrität“ zu verteidigen. Das sei „kein Bluff“.
Das tatsächliche Versenden von Nato-Truppen in die Ukraine scheint zumindest aktuell in weiter Ferne. Der französische Präsident Emmanuel Macron hatte die Diskussionen Anfang des Jahres angefacht, als er öffentlich sagte, dass es „keine Grenzen“ für die Unterstützung von Paris für Kiew gebe. Zudem sagte er, dass die Nato-Mitglieder Bodentruppen in die Ukraine schicken könnten. Er fügte hinzu, dass „wir keine Optionen ausschließen können“, weil „die Sicherheit Europas und die Sicherheit des französischen Volkes hier auf dem Spiel steht“. Andere Mitgliedsstaaten, darunter Deutschland, hatten die Idee daraufhin schnell verworfen und öffentlich betont, dass es keine solchen Überlegungen gebe.
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Nato-Truppen in der Ukraine? Kritik an deutscher „Eskalationsvermeidung mit Russland“
Die langjährige Nato-Bündnismitarbeiterin Stefanie Babst hatte Anfang April wiederum strategische und militärische Defizite der Allianz kritisiert. Gut zwei Jahre nach Beginn des russischen Angriffskriegs habe die Nato „keinen strategischen Plan“, sagte Babst der Nachrichtenagentur AFP. „Das Mindeste ist, dass wir Putin im Unklaren über unsere Absichten und nächsten Schritte lassen“, sagte sie.
Diese „strategische Ambiguität“ habe Frankreichs Präsident Emmanuel Macron mit der Bodentruppen-Diskussion ins Spiel gebracht. Die Debatte sei zwar stark verkürzt, Macrons Äußerungen seien dennoch „ein wichtiges strategisches Signal“, betonte Babst. Sie kritisierte in diesem Zusammenhang Deutschland für eine „Eskalationsvermeidung mit Russland“. Berlin müsse die „Deeskalationsrhetorik beenden“, forderte die frühere Nato-Mitarbeiterin. (nz/dpa)