Kein Italiener als neuer Papst? ARD-Tagesthemen setzen überraschend auf drei andere Konklave-Favoriten

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Das Konklave ist in vollem Gange. Auch in den Tagesthemen werden Papst-Favoriten besprochen. Die ARD verblüffte dabei mit ihrer Auswahl.

Frankfurt – „Ich prognostiziere: Bei einem kurzen Konklave wird Parolin der nächste Papst“, sagte Vatikan-Experte Andreas Englisch zuletzt im Gespräch mit IPPEN.MEDIA. Wenn nicht, dann gelte Parolin als „verbrannt“. Ein anderer wird es dann wohl, ist er sich sicher.

Parolin einen Schritt voraus: Doch Außenseiterchancen für viele weitere im Papst-Konklave 2025

Der italienische Kardinal Pietro Parolin war unter Franziskus zwölf Jahre lang Kardinalstaatssekretär und ein enger Vertrauter. Er sei allen anderen Kandidaten im Konklave einen Schritt voraus, sagt Vatikan-Experte Dr. Nino Galetti unserer Redaktion. Denn beinahe alle Kardinäle kennen ihn, das sei der große Vorteil des Italieners.

Geht also alles ganz schnell? Wohl kaum. Die wenigsten der bislang 266. Päpste konnten sich bereits im ersten Wahlgang durchsetzen. Wie wir seit Mittwochabend wissen: Auch Parolin nicht. Und jetzt wirds spannend. ARD-Korrespondent Tillmann Kleinjung erklärte am Abend des 7. Mai in den Tagesthemen: „Wenn in den ersten Wahlgängen die Favoriten keine großen Stimmpakete bekommen, werden die Karten nochmal neu gemischt und dann schlägt die Stunde der Außenseiter.“ Wer die sind, machte die Redaktion ein wenig später klar. Zuvor aber erklärte Kleinjung seine Favoritenliste:

ARD-Tagesthemen: Grech und Erdő als weitere Konklave-Favoriten auf den Papststuhl

  • Pietro Parolin (70, Italien): Als Kardinalstaatssekretär ist er einer der ranghöchsten Kardinäle im Vatikan. Parolin gilt als erfahrener Diplomat mit exzellenten internationalen Beziehungen, insbesondere zu China und den USA. „Ein moderat, konservativer Kardinal“, sagt Kleinjung. Seine Nähe zu Papst Franziskus und seine moderaten Reformansichten machen ihn zu einem starken Kandidaten.
  • Mario Grech (68, Malta): Er gilt als Reformer, unterstützte die deutschen Katholiken bei ihrem Synodalen Weg. Der 68-jährige Kurienkardinal war ein Vertrauter von Franziskus. Bei der Weltsynode zählte der Bischof von der Mittelmeerinsel Malta zu den prägenden Figuren. „Ein deutlich progressiver Kandidat“, so Kleinjung.
  • Péter Erdő (72, Ungarn): Der Primas von Ungarn, Erzbischof von Esztergom-Budapest, gilt als Favorit unter den Konservativen. Der 72-Jährige gilt eher als Intellektueller denn als Mann des Volkes. „Er fremdelte mit dem Pontifikat Franziskus‘“, meint Kleinjung.
Papst-Konklave: Tagesthemen Moderatorin Julia-Niharika Sen befragte den Vatikan-Insider der ARD, Tillmann Kleinjung, am Mittwochabend nach seinen Favoriten. © Screenshot ARD

Tagesthemen werfen Blick auf zwei Afrikaner und Tagle – gewinnen sie die Papstwahl?

Kleinjungs Kollegen legten in einem Folge-Beitrag nach, legten sich dabei auf keinen der von ihm genannten fest und auch nicht auf die ebenfalls häufig genannten Italiener Matteo Maria Zuppi oder Pierbattista Pizzaballa. Stattdessen lag der Fokus auf Nicht-Europäern. Denn: Noch nie war ein Konklave so international und vielfältig besetzt wie dieses. Die Kardinäle stammen aus 65 Ländern.

  • Luis Antonio Tagle (67, Philippinen): Der „Asiatische Franziskus“ hat eine „Schwäche für die Schwachen und gilt als lebensnah und charismatisch“, heißt es in dem Tagesthemen-Beitrag. Doch er traf mit einem Gesangs-Auftritt nicht für jeden den richtigen Ton, könnte sich so ins Aus katapultiert haben. Seine asiatische Herkunft könnte ein Signal für die wachsende Bedeutung der Kirche in Asien sein.
  • Kardinal Fridolin Ambongo Besungu (65, Kongo): „Er gilt als konservativer Hardliner, hält nichts von einer Öffnung gegenüber LGBTQ-Themen“, heißt es in den Tagesthemen. Seit geraumer Zeit wird spekuliert, dass ein Papst aus Afrika kommen könnte. Mit 65 Jahren gilt Besungu allerdings noch als recht jung.
  • Kardinal Peter Kodwo Appiah Turkson (76, Ghana): Turkson wurde bereits 2013 als Favorit gehandelt. Laut Tagesthemen lehnt der streng konservative Turkson die Segnung von Homosexuellen ab. Es gebe jedoch auch Gemeinsamkeiten mit Papst Franziskus, besonders sein Herz für Arme wird dabei genannt.

Wird einer der afrikanischen Kandidaten zum neuen Papst gewählt, wäre es der erste schwarze Papst seit mehr als 1500 Jahren. Sie haben wohl vor allem dann Chancen, wenn in den ersten fünf Wahlgängen, also bis Donnerstagabend, kein Wahlsieger feststeht. Und das ist gut möglich. Denn es sei schwierig, eine solch große Mehrheit von 89 Kardinälen hinter sich zu vereinen, meint auch ARD-Mann Kleinjung. Dem Vatikan und seinen 133 Kardinälen droht eine Hängepartie – und Parolin die bittere Wahrheit: Wer als Papst in das Konklave geht, kommt als Kardinal wieder heraus.

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