Putin-Spionin im EU-Parlament? Abgeordnete arbeitete wohl mit FSB zusammen

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Brisanter Verdacht: EU-Abgeordnete Tatjana Zdanoka soll jahrelang mit russischen Geheimdiensten zusammengearbeitet haben. Das belegen geleakte Mails.

Brüssel – Wegen möglicher Kontakte zum FSB hat das EU-Parlament eine Untersuchung gegen die lettische Abgeordnete Tatjana Zdanoka eingeleitet. Parlamentspräsidentin Roberta Metsola nehme die in einem Medienbericht erhobenen Vorwürfe „sehr ernst“, teilte das Parlament am Dienstag (30. Januar) mit. Auch in Lettland leiteten die Sicherheitsbehörden eine Prüfung der über die 73-Jährige bekanntgewordenen Informationen ein.

Tatjana Zdanoka im Plenarsaal des Europäischen Parlaments
Eine langjährige EU-Abgeordnete soll mit dem russischen Geheimdienst zusammengearbeitet haben. © Christoph Hardt/imago

Zadanoka, die Lettland seit 2004 im Europäischen Parlament vertrat, soll seit mindestens 2015 eine russische Agentin gewesen sein. Das berichtet The Insider und beruft sich zusammen mit dem estnischen Medienunternehmen Delfi, dem lettischen Zentrum für investigativen Journalismus Re:Baltica und der schwedischen Zeitung Expressen auf geleakte E-Mails zwischen Zdanoka und ihren mutmaßlichen russischen Kontaktpersonen.

Zdanoka sei seit Jahren für den russischen Inlandsgeheimdienst FSB tätig und damit beauftragt gewesen sein, eine kremlfreundliche Stimmung im Baltikum zu befördern. Die Mails liegen auch dem Spiegel vor. Zdanoka schickte demnach Berichte über ihre Arbeit im EU-Parlament, insbesondere über ihre Versuche, prorussische Positionen im Baltikum zu verbreiten. In weiteren Mails ging es um die Verabredung physischer Treffen und Geld.

EU-Parlamentarierin Zdanoka soll für Putin gearbeitet haben

Dazu sei die fraktionslose Politikerin von mindestens 2004 bis 2017 von zwei verschiedenen FSB-Agenten betreut worden, heißt es in dem Bericht von The Insider. Nach Einschätzung der lettischen Sicherheitspolizei sind Zdanokas Status als Europa-Abgeordnete und die verbundene rechtliche Immunität ein „wesentlicher Aspekt, der zu ihren Aktivitäten zur Unterstützung der geopolitischen Interessen Russlands beitrug.“ Quellen teilten der Internetzeitung zudem mit, dass es angesichts ihrer öffentlichen Positionen nicht überraschend wäre, dass sie eine russische Spionin ist.

„Russische Spionin“ im EU-Parlament hin – Abgeordnete Zdanoka weist Vorwürfe zurück

Nach Informationen von The Insider war Zdanoka zunächst mit einem Veteranen des FSB im Kontakt, dem heute 74-jährigen Dmitry Gladey. Ab 2013 war sie in regelmäßigem Kontakt mit Sergej Beltjukow, der dem FSB seit 1993 angehört. Gegenüber The Insider gab Zdanoka an, sie könne sich nicht speziell an niemandem mit dem Namen Beltjukow erinnern. In den Mails nennt Beltjukow sich mit Nachnamen Krasin. Zdanoka bestätigte allerdings, über Jahre mit Gladey in Kontakt gewesen zu sein. Sie habe nicht gewusst, dass er ein russischer Spion sei.

Zdanoka ist seit vielen Jahren für ihre prorussischen Positionen bekannt. Als amtierendes Mitglied des Europäischen Parlaments nahm Zdanoka als internationale Beobachterin an einem Scheinreferendum über die Annexion der Krim durch Russland im Jahr 2014 teil, das weithin als unrechtmäßig angesehen wurde. Im Frühjahr 2022 war Zdanoka laut Spiegel eine von 13 Abgeordneten im EU-Parlament, die gegen eine Resolution stimmten, die den russischen Überfall auf die Ukraine verurteilte. Sie wurde daraufhin aus der Grünen-Fraktion im Parlament ausgeschlossen. (bohy/ mit dpa)

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