Streit um Spaghetti Carbonara: Minister nennt Vorgang „inakzeptabel“ und fordert EU-Prüfung

Kürzlich wurde im EU-Parlament das Gesetz um die Benennung von Veggie-Produkten diskutiert, das Thema entfachte eine Debatte über die Gewichtung der aktuellen Probleme in der Politik. Doch es geht noch kurioser: Der italienische Landwirtschaftsminister Francesco Lollobrigida sorgte laut dem Schweizer "Tagesanzeiger" jüngst mit einer außergewöhnlichen Maßnahme für Aufsehen.

Beim Einkaufen im Supermarkt der europäischen Institution stieß dieser auf eine Carbonara-Sauce, die statt traditioneller Guanciale (Toskanische Schweinebacke) nur Pancetta (Speck aus der Region Latium) enthielt. Lollobrigida, Mitglied der rechtspopulistischen Partei "Fratelli d’Italia" um Ministerpräsidentin Giorgia Meloni, war darüber so verärgert, dass er eine sofortige Untersuchung einleitete.

EU-Untersuchung wegen Carbonara-Sauce: Italienischer Minister verärgert

"Abgesehen von der Pancetta in der Carbonara […] sind all diese Produkte das Schlimmste, was man unter 'italienisch klingend' verstehen kann", entrüstete sich Lollobrigida auf Facebook. "Es ist inakzeptabel, dass sie in den Regalen des Supermarkts des Europäischen Parlaments zu finden sind. Ich habe eine sofortige Untersuchung beantragt."

Tatsächlich kann ein Produkt auf Basis von EU-Vorschriften als irreführend eingestuft werden, wenn sein Herkunftsland durch die Verpackung verfälscht wird. Da auf dem Etikett der Sauce eine Italien-Flagge abgebildet ist, erfüllt das Produkt laut Lollobrigida diesen Sachverhalt. 

Der belgische Hersteller Delhaize wehrt sich: Sie hätten nie behauptet, ihre Produkte würden in Italien gefertigt. Außerdem wären in ihrer Carbonara dafür andere italienische Zutaten wie etwa Grana Padano AOP verarbeitet.

Carbonara-Eklat ein Mittel zum Zweck? Italiens Küche soll Weltkulturerbe werden

Der polarisierende Facebook-Post könnte auch als politischer Schachzug verstanden werden: Denn Giorgia Meloni versucht aktuell zusammen mit Lollobrigidas Landwirtschaftsministerium, die italienische Küche zum immateriellen Unesco-Weltkulturerbe erklären zu lassen. Das berichtet "Euronews".

Für Meloni ist die Verankerung der Küche in der Unesco nicht nur eine Frage der Kultur, sondern auch der Wirtschaft. "Die italienische Küche ist weltweit 250 Milliarden Euro wert", sagte sie laut "Euronews" in der Sendung "Domenica In". 

Kritiker sehen in diesem Vorstoß auch eine kulturpolitische Dimension: Meloni, deren Regierung häufig nationalistische Rhetorik nutzt, könnte mit der Betonung der "authentischen" italienischen Küche den Anspruch auf kulturelle Deutungshoheit untermauern.