Wer sich bei einem Top-Unternehmen bewirbt, rechnet mit kniffligen Fragen oder Tests. Doch beim amerikanischen Finanzkonzern Charles Schwab Corporation setzt CEO Walt Bettinger auf eine andere Taktik: Er lädt Bewerber zum Frühstück ein.
Sein Prinzip: Der Restaurantleiter wird vorab instruiert, die Bestellung des Bewerbers absichtlich falsch aufzunehmen. Statt Rührei gibt es Spiegelei, statt Kaffee vielleicht Tee. Was nach einem harmlosen Missgeschick klingt, ist in Wahrheit ein psychologischer Test, berichtet "Merkur".
Umgang mit Fehlern: Test bei Bewerbungsgespräch
"Wir alle machen Fehler. Die Frage ist, wie wir damit umgehen und ob wir respektvoll bleiben, wenn andere Menschen Fehler machen", erklärt Bettinger. Für ihn offenbart der Umgang mit einer Konfliktsituation viel über die Persönlichkeit seines Gegenübers.
Der sogenannte "Frühstück-Test" hat in sozialen Netzwerken für viel Aufmerksamkeit gesorgt. Die einen finden ihn clever, weil er echte Reaktionen hervorruft. Andere empfinden die Methode als unfair oder manipulativ. In einem Instagram-Kommentar schreibt eine Nutzerin augenzwinkernd, dass sie so beim Dating Männer teste.
Fehler bei der Restaurant-Bestellung: Wie reagiere ich richtig?
HR-Projektmanager Daniel Wörz hält die Idee für legitim – solange sie wertschätzend eingesetzt wird. "In so einer Situation sollte man ruhig bleiben, freundlich nachfragen und dem Personal gegenüber höflich bleiben", sagt er im Gespräch mit der "HNA". Der Satz: "Ist das für mich? Ich hatte eigentlich etwas anderes bestellt", sei ein guter Weg, das Missverständnis höflich zu klären.
So könne ein authentisches Gespräch entstehen – auf Augenhöhe und ohne Eskalation. Denn im Berufsalltag komme es oft darauf an, auch bei Stress oder Fehlern gelassen und respektvoll zu bleiben.
Legitim oder Psychospiel? "Kaffeetassen-Trick" bei Bewerbung
- Nicht jeder Test kommt bei Experten gut an. Zwar sind kleinere Aufgaben oder Reaktionen auf Planänderungen aus Sicht von Personalern sinnvoll, wenn sie zur ausgeschriebenen Stelle passen.
- Bei Tests wie dem oft zitierten "Kaffeetassen-Trick", bei dem beobachtet wird, ob Bewerber nach dem Gespräch ihre Tasse selbst wegräumen, winkt Wörz ab.
- Auch Tests sollten nie dazu dienen, Bewerber bloßzustellen oder heimlich zu bewerten.
Ein Arbeitssuchender berichtet außerdem von einem anderen Trick bei Bewerbungsgesprächen. Er erfuhr, wie der Kugelschreibertest funktioniert.