Baukrise zieht Unternehmen in den Abgrund: Immobilien-Riese muss weitere Insolvenzen anmelden

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

KommentareDrucken

Vor wenigen Wochen musste eine wichtige deutsche Immobilienfirma Insolvenz anmelden. Nun meldet sich die Firma erneut mit einer Hiobsbotschaft.

Wiesbaden – Die insolvente Immobilienfirma Deutsche Invest Immobilien (d.i.i.) muss weitere Insolvenzen innerhalb des Unternehmens anmelden. Wie die Firma in einer Mitteilung, die Ippen.Media vorliegt, schreibt, wird sie für die 14. GmbH & Co. Geschlossene Investment-KG in Kürze Insolvenz anmelden. Des Weiteren habe die d.i.i in der vergangenen Woche für die d.i.i. 14. Neubau E GmbH ebenfalls in Frankfurt beim Amtsgericht einen Insolvenzantrag gestellt. Für vier weitere Gesellschaften werden „zeitnah“ Insolvenzanträge folgen, so das Unternehmen weiter.

Die Immobiliengruppe verwaltet vor allem Wohnungsbauprojekte. Nach eigenen Angaben verwaltet das Unternehmen ein Portfolio von Objekten im Wert von vier Milliarden Euro in 50 verschiedenen Standorten. Die Firma beschäftigt 280 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen, die vor allem in der Firmenzentrale in Wiesbaden beschäftigt sind.

Baubranche von Krisen der letzten Jahre hart getroffen

Der Neubau-Fonds 14 und darin vor allem das Projekt „Viktoria Viertel“ in Wiesbaden wurde besonders von den sehr schwierigen Marktbedingungen der letzten Jahre für Projektentwicklungen getroffen, schreibt das Unternehmen. „Der Start der Projektentwicklung des Viktoria Viertels im Jahr 2020 fiel mitten in die Corona-Zeit und entsprechend hatte man während der gesamten Bauphase mit erheblichen Problemen zu kämpfen“, wird der Vorstandsvorsitzende, Frank Wojtalewicz, zitiert. „Auf der einen Seite eine enorme Steigerung der Kosten der Baumaterialien durch Materialengpässe, Lieferschwierigkeiten sowie Handwerkermangel und auf der anderen Seite eine stark eingebrochene Käuferseite der Eigentumswohnungen durch das hohe Zinsniveau“.

Wohnungsbau
Laut der Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt fehlen mehr als 800.000 Wohnungen in Deutschland - vor allem bezahlbare. © Daniel Bockwoldt/dpa

Die Immobiliengruppe ist eine von mehreren Mega-Pleiten in der Bau- und Immobilienwirtschaft, die vor allem in den vergangenen zwei Jahren in eine tiefe Krise gerutscht ist. Für viel Aufsehen sorgte im November 2023 die Pleite des österreichischen Immobilienkonzerns Signa, aber auch kleinere Projektentwickler mussten aufgrund der hohen Zinsen, zurückhaltenden Investorentätigkeiten und gestiegenen Baupreise die Segel streichen.

Die vorläufige Insolvenzverwalterin, Romy Metzger, erwartet für die meisten Fonds der d.i.i. keine Insolvenzen. „Bis auf einige wenige Ausnahmen habe ich insgesamt ein positives Bild von der überwiegenden Zahl der weiteren Fonds“, sagt die Rechtsanwältin von der Kanzlei SGP Schneider Geiwitz. „Bei den Fonds, welche aktuell eine angespannte Liquiditätssituation haben, führt das Unternehmen aktuell intensive Gespräche mit Investoren und Banken, um die Situation in diesen Fonds langfristig zu stabilisieren. Ich bin optimistisch, dass diese durch zusätzlich avisierte Investorengelder wie geplant fortgeführt werden können.“

Baukrise hat Wohnungsbau im Griff: Ampel muss Maßnahmen ergreifen

Die angespannte Entwicklung in der Baubranche hat mittlerweile Folgen für die gesamte Wirtschaft. Die Baubranche ist ein entscheidender Wirtschaftsmotor für Deutschland. 14 Prozent der arbeitenden Bevölkerung in Deutschland ist unmittelbar in der Baubranche beschäftigt. „Der Wohnungsbau ist in Deutschland wichtiger als die Automobilindustrie“, erklärte Martin Gorning vom Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW), in der vergangenen Woche auf dem Wohnungsbau-Tag 2024. Die steigenden Insolvenzen in der Baubranche, der Personalabbau, der in allen Bereichen zu beobachten ist, die dadurch sinkenden Steuereinnahmen für den Staat – all das trägt zu einem wesentlichen Teil dazu bei, dass Deutschland in einer Wachstumsflaute steckt.

Die Bundesregierung arbeitet derweil an Maßnahmen zur Belebung der Baukonjunktur, die jedoch aktuell im Abstimmungsprozess festhängen. Besonders von Bedeutung für die Branche ist die Einführung der sogenannten Gebäudeklasse E (E wie „experimentell“ oder „einfach“), die das Bauen erheblich vereinfachen und damit vergünstigen soll. Dazu braucht es eine Änderung im Bürgerlichen Gesetzbuch – die aber nun kommen soll, wie IPPEN.MEDIA aus Regierungskreisen erfahren hat. Wann genau, ist nicht klar, aber es könnte noch in diesem Monat ein Entwurf vorliegen.

Auch interessant

Kommentare