Pleitewelle hält Baubranche weiter fest im Griff: 30 Insolvenzen in einer Woche
Die Bau- und Immobilienbranche ächzt unter den Zinsen, Baukosten und einem massiven Einbruch der Auftragszahlen. In der ersten Aprilwoche wurden über 30 Insolvenzverfahren in der Branche eröffnet.
Berlin – Im Zuge der Baukrise gibt es zumindest für einige Menschen gute Nachrichten: Die Insolvenzverwalter und Gerichte haben gut zu tun. In der ersten Aprilwoche wurden über 30 Insolvenzverfahren in der Bau- und Immobilienbranche eröffnet – mit Abstand die am häufigsten betroffene Branche. Dabei sind mittlerweile alle Bereiche der Branche erfasst: von den Projektentwicklern, Planern über die Bauunternehmen selbst bis hin zu den Grundstücks- und Immobilienverwaltern. Neben kleinen, eher unbekannten Unternehmen sind auch namhafte Player dabei.
Liste der Insolvenzbekanntmachungen: Über 30 Insolvenzen in der Baubranche
Wie aus den Insolvenzbekanntmachungen der Gerichte in allen Bundesländern hervorgeht, wurden Insolvenzverfahren in folgenden Unternehmen vom 2. bis 4. April 2024 eröffnet:
- ARMO Innenausbau GmbH (Trockenbauunternehmen, Brandenburg)
- B & U Immobilienconsult GmbH (Immobilienmanagement, Hamburg)
- domum Mangement GmbH sowie Tochtergesellschaften (Vermietung möbliterer Wohnungen, Essen)
- Kras-Bau (Bausanierung und Landschaftsbau, Eislingen)
- PBM Massivhaus Konzepte GmbH (Hausbau, Leipzig)
- Projekt Fassaden GmbH (Fassadenbau, Gütersloh)
- Schleswig Holstein Immobilien GmbH (Hausverwaltung, Makler und Vermietung, Kiel)
- Tecklenburg GmbH (Hausbau, Straelen)
- SENKO Bau GmbH (Hochbau, Bottrop)
- BBG Brandenburgische Bauwerkabdichtung GmbH (Sanierung und Bauplanung, Brandenburg)
- GM hoch- und tiefbau GmbH (Hoch- und Tiefbau, Flörsheim)
- J. Hofmann Bauunternehmen GmbH (Neubau und Bausanierung, Hamburg)
- Pfeifer Bau GmbH (Hoch- und Tiefbau, Bausanierung, Lengenfeld)
- psp karres bau- und planungs GmbH (Bausanierung und Hausbau, Ingelsheim)
- Südwest Projektbau GmbH (Grundstücksvermittlung, Stuttgart)
- TREND Immobilien UG & Co. KG (Immobilienverwaltung und Vermietung, Uhldingen-Mühlhofen)
- A & A Bau GmbH (Trockenbau, Immobilienverwaltung, Bremen)
- AKM Planungs-, Bau- und Projektentwicklungsgesellschaft mbH (Bauplanung und Sanierung, Lübeck)
- AL-Komplett-Bau GmbH (Industrie- und Gewerbeimmobilien, NRW)
- B.A.G. Bau- und Immobilienvertriebs-GmbH (Immobilienbau und Sanierung, Bremen)
- BENEFIT Immobiliensanierungen GmbH (Sanierungen, Pinneberg)
- E&M Projektbau und Technik GmbH (Vermittlung von Handwerksunternehmen, Berlin)
- FAKT Immobilien AG (Immobilienmanagement, Essen)
- FIDUS Immobilienverwaltung GmbH (Immobilienmanagement, Berlin)
- HABA Bau- und Verwaltungsgesellschaft mbH (Immobilienbau, Sachsen)
- IBR Bau GmbH (Immobilienbau, Dornburg)
- Latumer Baugesellschaft mbH (Hoch- und Industriebau, NRW)
- Matrix Immobilien GmbH (Immobilienverwaltung, Hamburg)
- P12 Immobilien GmbH (Immobilienmanagement und Projektentwicklung, Pöcking)
- Strickler Tiefbau GmbH & Co. KG (Tiefbau, Ludwigshafen)
Die Liste ist keineswegs vollständig – zeigt jedoch deutlich, wie dringend die gebeutelte Baubranche auf ein neues, positives Signal angewiesen ist. Wenn am 11. April 2024 der jährlich stattfindende Wohnungsbau-Tag in Berlin ist, wird die gesamte Branche auf gute Nachrichten aus der Politik hoffen. Bisher ist von den vielen, angekündigten Maßnahmen, um die Baukonjunktur wiederzubeleben, noch wenig umgesetzt worden.
„Erhebliche Belastungen in der Immobilienwirtschaft“: Gemeinsame Gründe für die Pleiten
Die Gründe für die genannten Insolvenzen sind zwar im Detail vielfältig, doch haben sie alle einen gemeinsamen Nenner. Das Bauunternehmen Tecklenburg, das den Antrag auf Insolvenz bereits im Januar einreichte, fasst es auf ihrer Webseite treffend zusammen:
„Die Auswirkungen vergangener und aktueller Krisen haben zu erheblichen Belastungen in der Immobilienwirtschaft geführt – Dabei sind die allgemeinen Entwicklungen in der Bauindustrie, mangelnde Planbarkeit und Zuverlässigkeit auf politischer Seite, die sowohl institutionelle als auch private Investoren und Kunden von Investitionen abhält, neben der Investitionszurückhaltung aufgrund gestiegener Zinsen, die zunehmende Verteuerung von Baumaterialien, abgerissene Lieferketten und Materialengpässe, mangelnde staatliche Förderung sowie bürokratische Herausforderungen, die Bauprojekte in die Länge ziehen, als wesentliche Ursachen anzuführen.“

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Und auch der Immobilienentwickler Matrix aus Hamburg, der seit 20 Jahren auf dem Immobilienmarkt tätig ist, nennt in einer Pressemitteilung über die Insolvenzanmeldung die „massiv verschärften Rahmenbedingungen“ als Grund für die Pleite. „In Folge der disruptiven Veränderungen am Kapitalmarkt und der explodierten Baukosten sind wir – ebenso wie viele andere Unternehmen unserer Branche – in den vergangenen Monaten unter immer stärkeren Druck geraten“, erläutert Martin Schaer, geschäftsführender Gesellschafter des Unternehmens.
Pleitewelle rollt durch das Land
Nach Angaben des Statistischen Bundesamtes Destatis stieg die Zahl der beantragten Regelinsolvenzen in Deutschland im Januar um 26,2 Prozent gegenüber dem Vorjahresmonat. Und selbst im Dezember 2023 hatte sie um 12,3 Prozent gegenüber Dezember 2022 zugenommen. Im Februar dann gab es 18,1 Prozent mehr beantragte Insolvenzen als im Februar 2023. Besonders betroffen sind neben der Baubranche auch der Einzelhandel und Unternehmen, die im Bereich der Gesundheit tätig sind.