Wegen China-Strafzöllen: Smart kündigt deutliche Preiserhöhung im Jahr 2025 an

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Smart produziert in China und baut E-Autos für den europäischen Markt. Deren Einfuhr verteuert sich wegen der Strafzölle. Mit Folgen für die Verbraucher.

Düsseldorf – Wie Dirk Adelmann grundsätzlich über den Sieg von Donald Trump bei der US-Wahl denkt, ist nicht überliefert. Die Rückkehr des Republikaners ins Weiße Haus weckt beim CEO von Smart Europa aber zumindest die Hoffnung, eine unangenehme Diskussion zu einem guten Ende führen zu können.

Denn Trump hatte bereits im Wahlkampf klargemacht, dass er die US-Wirtschaft mithilfe von Import-Zöllen zu stärken gedenkt. Deutschen Autobauern machte er sogar direkt die Produktion in den Vereinigten Staaten schmackhaft.

Trump und die Strafzölle: Smart hofft auf Ende des Handelskonflikts zwischen China und EU

Nun werden aber die Fahrzeuge der Marke Smart in China gefertigt. Weil sie zu 50 Prozent dem chinesischen Autobauer Geely gehört, werden im Zuge des Handelsstreits zwischen China und der EU seit dem 1. November Zusatzzölle von 18,8 Prozent bei der Einfuhr nach Europa erhoben.

Wenige Tage später triumphierte Trump – was Adelmann zufolge Auswirkungen auf die Gemengelage zwischen China und der EU haben dürfte. Laut dem Handelsblatt geht er davon aus, dass das Interesse Pekings und Brüssels an einem stärkeren Handelskonflikt wegen der politischen Entwicklungen in den USA „deutlich abgenommen“ habe.

Der Preis steigt: Auch für den Smart#3 wird der Autobauer wahrscheinlich ab Januar 2025 mehr Geld aufrufen. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Smart reagiert auf Strafzölle der EU: Autobauer bereitet Verbraucher auf höhere Preise vor

Vorerst aber muss Smart damit planen, dass eine Einfuhr nach Europa mit deutlichen Mehrkosten verbunden sein wird. Aufgrund des ohnehin geltenden Standardsatzes, auf den die individuellen Zölle draufgeschlagen werden, verteuern sich Importe nach Deutschland oder in andere europäische Staaten um 28,8 Prozent. Das werden auch die Verbraucher in wenigen Wochen zu spüren bekommen.

Zwar will Smart dem Bericht zufolge die Mehrkosten am Zoll für die restlichen Wochen des Jahres in seiner eigenen Bilanz verbuchen. Adelmann betont aber auch: „Im Januar 2025 müssen wir jedoch voraussichtlich die Preise für alle Modelle des Smart#1 und des Smart#3 um etwa 2000 Euro brutto erhöhen.“

Für den Smart#1 werden aktuell je nach Ausstattung zwischen 34.990 Euro und 46.270 Euro aufgerufen, beim Smart#3 reicht die Preisspanne von 38.490 Euro bis hin zu 51.870,01 Euro. Adelmann hofft auf eine Einigung im Zollstreit, sorgt aber schonmal vor: „Bleibt diese Lösung aus, werden wir 2025 wohl nochmal die Preise erhöhen müssen, und zwar dann etwas deutlicher.“

Strafzölle auf E-Autos und die Folgen: Smart kritisiert Lösung - „wird ins Leere laufen“

Bereits im Sommer hatte er den Beschluss der Politiker kritisiert, weil dieser seiner Meinung nach „völlig ins Leere laufen werde“, zumal China wohl weiter Mittel und Wege finden wird, seine E-Autos in Europa zu verkaufen. Im Interview mit der Motor-Nachrichtenagentur SP-X sagte Adelmann damals: „Wir haben einige Wettbewerber, die bereits angekündigt haben, dass sie dann keine günstigen und klimafreundlichen batterieelektrischen Fahrzeuge nach Europa exportieren werden, sondern Plug-in-Hybride und Verbrennerfahrzeuge. Dann hätten wir es in Europa geschafft, das zarte Pflänzchen der Elektromobilität komplett vertrocknen zu lassen.“

Denn die Strafzölle betreffen einzig E-Autos. Sie wurde mit dem Hintergedanken verabschiedet, den strauchelnden europäischen Stromer-Bauern unter die Arme zu greifen. Adelmann hatte „ein Quotensystem anstelle von Zollerhöhungen“ als „intelligentere Lösung“ angeregt, wurde aber offensichtlich nicht erhört.

Smart#1 bei einer Ausstellung
Günstiger als der Smart#3: Auch für den Smart#1 muss der Autobauer bei der Einfuhr nach Europa Strafzölle zahlen. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Smart muss Strafzölle zahlen: Werden die Fahrzeuge künftig in Deutschland gebaut?

Mittlerweile erwägt Smart dem Handelsblatt zufolge auch, einen Teil seiner Produktion in Länder außerhalb Chinas zu verlagern. So wäre eine Zusammenarbeit mit europäischen Auftragsfertigern wie VDL Nedcar, Valmet oder Magna möglich. Auf diesem Weg könnten vorgefertigte Bausätze und Komponenten oder auch fast fertige Fahrzeuge angeliefert und erst in der EU endmontiert werden.

Adelmann verweist auf Gespräche „mit allen Akteuren in der Branche“, aber auch mit den Eigentümern. Dazu zählt neben Geely auch die Mercedes-Benz AG. Die Stuttgarter, die die Strafzölle ebenfalls bereits kritisierten, stellen die Produktion ihrer A- und B-Klasse im Jahr 2026 ein, in der Fabrik in Rastatt könnte Smart beim Beheben eventueller Auslastungsprobleme helfen.

Für die Organisation und Inbetriebnahme einer weiteren Betriebsstätte veranschlagt Smart mindestens anderthalb bis zwei Jahre. Und Adelmann betont: „Solch ein Schritt würde die aktuelle Belastung durch Zölle nicht gänzlich ausgleichen.“ Also bleibt vor allem die Hoffnung, dass der Trump-Effekt greift und die Entscheidungsträger Chinas und der EU noch einmal die Köpfe zusammenstecken, um Alternativen zu ihrer Zoll-Taktik zu besprechen. (mg)

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