Republikaner-Senator spricht nach TV-Duell von „Desaster“ – und rät Trump zu Personalwechsel

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Senator Lindsey Graham ist einer der lautesten Trump-Unterstützer seiner Partei und hat sich nun dennoch kritisch zu dessen Auftritt in der TV-Debatte geäußert.

Philadelphia – Nach seinem viel kritisierten Auftritt im TV-Duell gegen Kamala Harris besteht Donald Trump darauf, dass er in Umfragen als klarer Sieger dastehe. Viele Menschen aus seiner Partei sehen das anders, und werfen Harris vor, Trump in eine Falle gelockt und bewusst irritiert zu haben.

Und einige – wie der republikanische Senator des Bundesstaats South Carolina, Lindsey Graham – sprechen sogar davon, dass der Abend „eine verpasste Chance“ oder gar ein „Desaster“ gewesen sei. Das jedenfalls berichtete der ehemalige republikanische Berater Tim Miller, der früher für das Wahlkampfteam des republikanischen Primary-Kandidaten von 2016, Jeb Bush, gearbeitet hatte und inzwischen für das Politik-Portal The Bulwark schreibt. Dabei geht Miller offen mit dem Umstand um, dass er Trump als Präsidentschaftskandidaten der Republikaner nicht unterstützt und der Partei – auch seinetwegen – inzwischen den Rücken gekehrt hat.

In der politischen Beziehung zwischen Trump und dem Republikaner-Senator Graham kommt es immer wieder zu Differenzen.
In der politischen Beziehung zwischen Trump und dem Republikaner-Senator Graham kommt es immer wieder zu Differenzen. (Archivfoto) © Logan Cyrus/AFP

Kritik nach TV-Duell gegen Harris: Lindsey Graham pocht auf personelle Konsequenzen vor US-Wahl 2024

Miller gibt in seinem Beitrag an, im Anschluss an das TV-Duell am sogenannten „Spin Room“ Presse-Event teilgenommen zu haben. Bei der Gelegenheit habe er mehrere, teils ehemalige, Mitglieder des Trump-Teams sowie weitere hochrangige Republikaner getroffen. Der wohl prominenteste unter ihnen sei Senator Lindsey Graham, der sich immer wieder als großer Unterstützer des Präsidenten auftut und dann mit unüberlegten Äußerungen über Trump doch wieder in dessen Ungnade fällt.

Dieser habe zunächst darauf verwiesen, dass Miller sich für seine Positionen Trump gegenüber schämen sollte, sich dann aber doch zu der zugeraunten Einschätzung eingelassen, dass Trumps Auftritt ein „Desaster“ gewesen sei. Außerdem solle Trump am besten sein Team feuern, das ihn nicht entsprechend vorbereitet haben soll. Kurze Zeit später postete Graham über den Kurznachrichtendienst X ein Foto, das ihn beim Handschlag mit Trump zeigt. Dazu schreibt er, er sei „stolz, ihn zu unterstützen“.

„Verpasste Chance“: Graham mit guten Ratschlägen für mögliches nächstes TV-Duell

Natürlich lässt sich Millers Version der Geschehnisse am Rande des „Spin Room“ nicht belegen, wird aber zum Teil durch ein Gespräch mit der US-Zeitung Politico bekräftigt. Die zitiert Grahams Einschätzung, dass Trumps Auftritt „eine verpasste Chance“ gewesen sei. Demnach habe Trump die Arbeit seiner eigenen Regierung Harris gegenüber deutlich besser verteidigen müssen. Graham selbst habe zu Trump gesagt, dass er im Fall einer weiteren Debatte besser darlegen müsse „was er erreicht hätte, und was inzwischen Stand der Dinge ist“.

In Hinblick auf Harris‘ Vorwurf etwa, die Republikaner hätten der Biden-Administration nichts als „Chaos“ hinterlassen, hätte Trump laut Graham antworten müssen, dass die Trump-Regierung für niedrige Spritpreise gesorgt haben. Außerdem habe man eine sichere Grenze und den Covid-Impfstoff vererbt – woraus die Demokraten nichts gemacht haben sollen.

Viele Fachleute und Medien hatten nach einer ersten Auswertung des TV-Duells Harris zur klaren Siegerin gekürt, die es mit gezielten Provokationen verstanden habe, ihren Gegner aus der Reserve zu locken. Trump dagegen habe wenig Konkretes versprochen und sich immer wieder in krude Verschwörungserzählungen verstrickt, die seiner Wählerschaft am rechten Rand imponieren sollten. Einige gemäßigte Wähler werde dies jedoch womöglich von einer Stimme für Trump abhalten. (saka)

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