Provokation per Splitscreen: Die Tricks und Taktiken der Kamala Harris

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Im TV-Duell gegen Kamala Harris hat Donald Trump Fehler gemacht – von denen seine Gegnerin einige auch bewusst provoziert haben soll.

Philadelphia/Washington – Im US-Wahlkampf hat mit der TV-Debatte zwischen Vizepräsidentin Kamala Harris und dem abgewählten Donald Trump einer der wichtigsten Schlüsselmomente stattgefunden. Und viele Beobachterinnen und Beobachter sind sich einig: Harris hat Trump im Duell vor Millionen Menschen Fernsehpublikum vorgeführt und in die Schranken gewiesen.

Dabei kam Harris, die ihre Argumente größtenteils ruhig und sachlich vortrug, nicht nur rhetorisch gegen Trump mit seinen Verschwörungserzählungen und inhaltlich wenig fundierten Versprechen und Anschuldigungen an, sondern mokierte ihren Gegner auch immer wieder in Mimik und Gestik in den Splitscreen-Einstellungen. Einige Wählende könnte ihre Souveränität auch hier überzeugt haben.

Mit ihren Reaktionen auf einige Aussagen von Donald Trump beim TV-Duell zur US-Wahl wird Kamala Harris im Internet von vielen gefeiert.
Mit ihren Reaktionen auf einige Aussagen von Donald Trump beim TV-Duell zur US-Wahl wird Kamala Harris im Internet von vielen gefeiert. © Saul Loeb/AFP

Erste TV-Debatte vor US-Wahl 2024: Harris Provokationen zeigen Wirkung

Trump hingegen starrte stur geradeaus und bedachte seine Gegnerin allenfalls mit einem gelegentlichen Fingerzeig, um Anschuldigungen zu bekräftigen. Dazu begann der Ex-Präsident den Abend schon offensichtlich verwirrt, als Harris zu Beginn der Debatte auf in zukam und ihm die Hand zum Gruß hinstreckte. Trump schien auf diese Geste nicht vorbereitet und schüttelte ihr sichtlich irritiert die Hand.

Mit ihrer Souveränität brachte Harris Trump auch in anderen Situationen wiederholt aus der Fassung. Das führte dazu, dass dieser – so eine Einschätzung des Senders NBC News – so ärgerlich wurde, „dass er den Faden verlor und stellenweise in verwirrte Anekdoten abdriftete“.

Wilde Anschuldigungen bei TV-Duell: Trump hetzt gegen Menschen aus Haiti

Als es etwa um die Migrationsdebatte ging, kam Trump auf eine Geschichte zu sprechen, die seit Tagen in sozialen Medien kursiert, nach der Menschen aus Haiti eine Katze entführt und getötet hätten, mit dem Vorhaben, sie zu essen. Das Moderatorenteam kommentierte, dass der Stadt Springfield in Ohio, in der sich das Ganze abgespielt haben soll, kein entsprechender Vorfall bekannt sei. Und Harris? Reagierte mit Lachen, Kopfschütteln und dem Kommentar „So viel zum Thema extrem...“

Laut der Einschätzung einer Person aus dem Umfeld der Republikaner, mit der der Sender gesprochen hat, wäre Trump in den ersten 30 Minuten „stark und bedächtig“ gewesen, hätte sich dann jedoch vor allem von den „Faktenchecks der Moderatoren“ aus der Fassung bringen lassen. Auch Kamala Harris‘ mimische Reaktionen im Split-Screen seien störend für Trump gewesen.

TV-Debatte Trump gegen Harris: Trump sieht sich als Umfragesieger

Ganz abgesehen von den direkten Angriffen der Vizepräsidentin, die Trump etwa ins Gesicht sagte, dass bei der letzten US-Wahl 81 Millionen Menschen den damaligen US-Präsidenten „gefeuert hätten“ und dass führende Politikerinnen und Politiker sowie Führungspersonen aus Militärkreisen über Donald Trump nur lachen würden. Trumps hämisches Grinsen, das auf die Aussage folgte, eignete sich aber weit weniger zum Internet-Meme, als die vielen Reaktionen auf Harris, die bereits auf etlichen Social-Media-Plattformen kursieren und Donald Trump auch hier weiter verhöhnen.

Von CNN-Reportern nach der Debatte gefragt, ob er auf einen Köder von Harris hereingefallen sei, betonte Trump vor laufenden Kameras, dass das TV-Duell gegen Harris „seine beste Debatte“ gewesen sei und dass er „jede einzelne der Umfragen des Abends“ gewonnen hätte – „und davon hat es einige gegeben“. Tatsächlich gehen Fachleute davon aus, dass die TV-Debatte erst in einigen Tagen Einfluss auf Umfragewerte haben wird und frühestens dann feststehen wird, wer aus dem Duell siegreich hervorgeht. Bislang deutet alles auf ein erneutes Kopf-an-Kopf-Rennen zwischen Demokraten und Republikanern am Wahltag hin. (saka)

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