Jung wählt radikal: Wie AfD und Linke die Parteien der politischen Mitte abhängen

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Junge Wähler setzen voll auf Linke und AfD. Die politische Mitte verliert massiv an Bedeutung. Was die Wahlergebnisse für die Zukunft bedeuten und welche Rolle TikTok dabei spielt.

Berlin – Die Ergebnisse der Bundestagswahl 2025 brachten zahlreiche Überraschungen mit sich. Die Union ging als klarer Sieger hervor, während die SPD das schwächste Ergebnis ihrer Geschichte erzielte. Die FDP schaffte es nicht erneut in den Bundestag, und auch das BSW scheiterte knapp an der Fünf-Prozent-Hürde. Im Gegensatz dazu konnte die AfD ihr Ergebnis im Vergleich zur letzten Wahl verdoppeln. Die Linke sorgte jedoch für die größte Überraschung des Abends, indem sie mit 8,8 Prozent in den Bundestag einzog und damit die Erwartungen weit übertraf. Besonders bemerkenswert waren die Ergebnisse der jungen Wähler und Erstwähler.

Alice Weidel (AfD) und Heidi Reichinnek (Linke)
Wahlergebnisse der Bundestagswahl zeigen: Linke und AfD hängen SPD und CDU bei jungen Wählern ab. © Collage: Soeren Stache/dpa & Carsten Koall/dpa

Die Linke und die AfD erzielten bei den jungen Wählern laut Wahlergebnissen beachtliche Erfolge. Infratest dimap zeigt, dass 25 Prozent der 18- bis 24-Jährigen für die Linke und ihre Spitzenkandidatin Heidi Reichinnek stimmten. Die Forschungsgruppe Wahlen stellte fest, dass die Linke bei den unter 30-Jährigen 24 Prozent erreichte. Für die AfD entschieden sich 21 Prozent der unter 30-jährigen Wählerinnen und Wähler, was Infratest dimap für die 18- bis 24-Jährigen ebenfalls bestätigte.

Wahlergebnisse der Bundestagswahl zeigen: Linke und AfD hängen SPD und CDU bei jungen Wählern ab

Die Wahlergebnisse der jungen Wähler zeigen, dass die politische Mitte in dieser Gruppe an Attraktivität verliert. Union und SPD kommen bei den jungen Wählern laut Infratest dimap und der Forschungsgruppe Wahlen zusammen nicht einmal auf 30 Prozent. Die Grünen erreichen lediglich 10 beziehungsweise 12 Prozent. Das BSW würde bei den unter 24-Jährigen und den unter 30-Jährigen mit sechs beziehungsweise sieben Prozent den Einzug in den Bundestag schaffen. Auch die FDP würde mit fünf beziehungsweise sechs Prozent die Fünf-Prozent-Hürde überwinden. Zum Vergleich: Bei der Bundestagswahl 2021 waren Grüne und FDP unter den jungen Wählern noch besonders erfolgreich.

Bereits Mitte des vergangenen Jahres veröffentlichte das Institut für Generationenforschung die Jungwahlstudie 2024, die zeigte, dass sich die Jugend zunehmend an den politischen Rändern orientiert. 41 Prozent der Befragten stimmten der Aussage zu, dass die „einfachen Menschen der Regierung egal“ seien. Besonders hoch war die Zustimmung unter jenen, die angaben, die AfD, das BSW oder die Linke wählen zu wollen. Dies verdeutlicht das Misstrauen der jungen Wählerinnen und Wähler gegenüber der Ampel-Regierung, das schon weit vor dem Scheitern der Koalition bestand. Dies spiegelt sich nun also auch im Wahlergebnis der jungen Wähler bei der Bundestagswahl 2025 wider – SPD, Grüne und Union werden von dieser Wählergruppe massiv abgestraft.

Junge Wähler wählen radikal: Wahlwerbung von AfD und Linke auf TikTok zahlt sich aus

Ein weiterer entscheidender Faktor für die Wahlergebnisse der jungen Wähler ist die Präsenz auf Social Media. Sowohl die AfD als auch die Linke sind hier sehr aktiv. Insbesondere auf TikTok, wo sie besonders die jungen Wähler erreichen. Der Mediendienst Unicepta analysierte vor der Wahl die Social-Media-Performance der Parteien. Dabei stellte sich heraus, dass der TikTok-Kanal der Linken der stärkste unter allen Partei- und Kandidaten-Accounts war. Heidi Reichinnek trug mit ihrer spontanen „Dammbruch“-Rede, die fast 900.000 Nutzerreaktionen erzielte, maßgeblich zu diesem Erfolg bei.

Trotzdem bleibt die AfD mit Spitzenkandidatin Alice Weidel die führende Partei auf Social Media. Sie sammelte insgesamt 17,50 Millionen Nutzerreaktionen wie Shares, Likes oder Kommentare, während die Linke 15,28 Millionen erreichte. Die Grünen folgten mit 9,55 Millionen, die SPD mit 8,77 Millionen und die Union mit 8,05 Millionen. Diese Zahlen spiegeln sich in den Wahlergebnissen der jungen Wählerinnen und Wähler bei der Bundestagswahl 2025 wider, was zeigt, welch hohen Einfluss die sozialen Medien auf die Wahlentscheidung haben.

In der kommenden Legislaturperiode wird es also wohl auch zentrale Aufgabe der neuen Regierung sein, das Vertrauen der jungen Wähler zurückzugewinnen. Nach den Ergebnissen der Bundestagswahl 2025 wird die neue Regierung unter dem zukünftigen Kanzler Friedrich Merz voraussichtlich auf eine „GroKo“ aus Union und SPD hinauslaufen. (nmr)

Auch interessant

Kommentare