Nach Neustart: Schlachthof gewinnt Vertrauen zurück und macht Gewinn

  1. Startseite
  2. Lokales
  3. Fürstenfeldbruck
  4. Fürstenfeldbruck

Kommentare

Herrmann Eberle, Bernhard Huber, und Engelbert Jais sind stolz auf den Neustart des Schlachthofs. © Privat

Wegen Tierquälerei geriet der Schlachthof in Bruck 2017 bundesweit in die Schlagzeilen. Der Betrieb wurde eingestellt. 2018 folgte der Neustart – mit Chefs aus der Region. Und mit Erfolg.

Fürstenfeldbruck – Der Skandal kam im Mai 2017 ans Licht. Ein geheim gedrehtes Video der Soko Tierschutz legte schonungslos die Tierquälerei in dem Brucker Betrieb offen. Der Schlachthof musste schließen. Alle Mitarbeiter wurden entlassen und zum Teil verurteilt.

Die Landwirte, Direktvermarkter und Metzger mussten auf andere Schlachthöfe ausweichen. Doch längere Wege bedeuten auch mehr Stress für die Tiere – und höhere Kosten für die Betriebe im Landkreis. Engelbert Jais machte sich deshalb stark für einen Neuanfang. Allein konnte der damalige Obermeister der Brucker Metzgerinnung aus Luttenwang die Geschäftsleitung aber nicht stemmen. Mit Bernhard Huber aus Jesenwang und Herrmann Eberle aus Karlsfeld fand er Unterstützer. Unter dem neuen Namen „Schlachthof Hasenheide“ eröffnete der Schlachthof im Februar 2018 wieder seinen Betrieb.

Bei Null wieder angefangen

Zuvor hatte das Unternehmen von der bayerischen Kontrollbehörde für Lebensmittelsicherheit und Veterinärwesen (KBLV) nach diversen Umbaumaßnahmen die Zulassung erhalten. So wurde unter anderem eine Betäubungsbox für Rinder sowie eine Vorrichtung, mit der man deren Köpfe fixieren kann, entwickelt. Auch für Schweine wurde eine neue Box eingebaut, in der die Tiere einzeln betäubt werden.

(Übrigens: Alles aus der Region gibt‘s jetzt auch in unserem regelmäßigen FFB-Newsletter.)

„Wir haben quasi bei Null wieder angefangen“, berichtete Jais. Das Vertrauen der Kunden in den Schlachthof sei nach dem Skandal wegen der unhaltbaren Zustände und Verstöße gegen das Tierwohl total dahin gewesen. „Das mussten wir zurückgewinnen.“

Zudem war es für die drei Geschäftsführer anfangs ein finanzielles Risiko, das sie eingegangen sind. Doch letztlich schenkten den drei Geschäftsführern, die selbst im Schlachthof arbeiten und einen guten Namen in der Branche haben, rund 100 Kunden aus der Region wieder das Vertrauen. Man habe sich im Lauf der vergangenen fünf Jahre wieder ein Renommee erworben. Aktuell werden im Schlachthof wöchentlich rund 130 Schweine, 20 bis 25 Stück Großvieh sowie 20 bis 30 Schafe geschlachtet.

Waren die Anfangsjahre wirtschaftlich noch schwierig, so ging es mit dem Schlachthof langsam aber stetig wieder aufwärts. 2022 fuhr der Schlachthof dann ein Plus von 30 000 Euro ein.

Nächste Generation in den Startlöchern

Stolz sind die neuen Chefs aber auch auf das neue Ansehen in der Branche. Vor drei Jahren erteilte die KBLV dem Schlachthof die Zulassung, als einziger Schlachthof in ganz Bayern die Schlachterprüfungen abzunehmen. Und im September 2022 erhielt der Schlachthof eine weitere Zulassung für das Zerwirken von Rot- und Damwild. Bei den in den Gehegen geschossenen Tieren spielt vor allem der kurze Transportweg eine große Rolle. „Das geschossene Wild muss innerhalb einer Stunde angeliefert werden“, so Jais. Für die Gehege im Landkreis, beispielsweise in Türkenfeld oder Puchheim, ist der nahe Schlachthof sozusagen ideal. Seit der Zulassung hat der Schlachthof bisher rund 150 Wildtiere zerwirkt.

Um die Zukunft des Betriebs ist den drei Geschäftsführern nicht bange. Denn die Söhne Andreas Jais, Bernhard Huber und Josef Eberle sind im Schlachthof bereits als Metzger und damit als verantwortliche Schlachter im Einsatz. Sie werden wohl eines Tages in die Fußstapfen ihrer Väter treten und den Schlachthof führen. „Und auch viele unserer Direktvermarkter sind junge Metzgermeister, so dass uns auch die Kunden auf Jahre hinaus erhalten bleiben werden“, sagt Engelbert Jais.

Nach dem Skandal war der Betrieb des Schlachthofs zunächst beendet worden. Mitarbeiter des Schlachthofs mussten sich vor Gericht verantworten.

Noch mehr aktuelle Nachrichten aus dem Landkreis Fürstenfeldbruck finden Sie auf Merkur.de/Fürstenfeldbruck.

Auch interessant

Kommentare