Vermarktung statt Verwahrlosung: Das Taubenhaus wird saniert und dann verkauft

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Das Turbinenhaus ist das markanteste Gebäude der denkmalgeschützten Aumühle. © Weber

Die alte Aumühle gehört zu den denkmalgeschützen Gebäuden in der Stadt. Doch der Trakt um das so genannten Taubenhaus verfällt immer mehr.

Fürstenfeldbruck – Nun nimmt die Stadt Geld in die Hand, um das Gemäuer instandzusetzen und dann zu vermarkten.

Die Geschichte der Aumühle an der Amper reicht bis ins 14. Jahrhundert zurück. Während in einem Trakt die Stadtbibliothek untergekommen ist, stehen das Hauptgebäude – auch Taubenhaus genannt – sowie die Mühlburschenstube im Norden und das markante Turbinenhaus auf der Südseite seit vielen vielen Jahren leer (siehe Kasten). In den Unterhalt des Gebäudes hat die Stadt kein bis wenig Geld gesteckt.

Wer alles rein wollte

Interessenten für das Gebäude gab es immer wieder. So war im Gespräch, dass die Verwaltung der Stadtwerke – heute an der Cerveteristraße untergebracht – in die Aumühle zieht. Auch der Plan, im Taubenhaus eine Musikakademie zu betreiben, scheiterte. Dann passierte wieder jahrelang nichts. Da die Aumühle aber denkmalgeschützt ist, muss die Stadt für den Unterhalt aufkommen. Daher hat sie nun ein Gutachten in Auftrag gegeben, das Aufschluss über den Zustand des Gebäudes gibt.

Und der ist angesichts der mangelhaften Baupflege überraschend gut, wie Architekt Christian Kayser im Haupt- und Finanzausschuss berichtete. Eine Kernbohrung habe ergeben, dass das Mauerwerk solide und kräftig sei. Auch das Stampfbeton-Fundament sei relativ kräftig. Von außen wirke das Gebäude gut – außer im hinteren Bereich zur Amper hin, wo vom Dach Teile abbröckeln und die Sicherheit gefährdet ist.

Schäden durch Nässe

Schäden finden sich vor allem im Inneren. Da Dach und Fenster undicht und teils zerschlagen sind, dringt von oben Feuchtigkeit in die hohen und hellen Räume. Die Wände sind feucht, teils grün, Balken sind verfärbt, Algen und Moos wachsen an Fenstern und Wänden. Teilweise fehlen Holzbalken. Doch das seien vom Menschen gemachte Eingriffe, betont Kayser. Der Zustand der Mühle überrascht ihn. „Normalerweise sind Mühlen ein Desaster.“ Denn sie würden am Wasser stehen. „Hier ist es bemerkenswert vertrauenserweckend.“ Die Holzkonstruktion könne einiges – wenn keine Teile fehlen würden.

Damit ist die denkmalgeschützte Aumühle weit davon entfernt, zu verfallen und abgerissen zu werden. Bedeutet: Um eine Verschlechterung des Zustands zu verhindern, muss die Stadt ins Haus investieren – und zwar zügig. Kayser riet dazu, die fehlenden Bauteile zu ergänzen, Dach und Fenster zu schließen und das Haus hin zur Amperseite zu stabilisieren. „Mit einem technisch vertretbaren Aufwand kriegt man das in den Griff.“ Für eine größere Instandsetzung seien weitere Gutachten nötig.

Fall für einen Investor

Lohnen würde sich das allemal, betonte der Architekt. „Es ist das industriegeschichtliche Herz von Fürstenfeldbruck.“ Mit 1,2 bis 1,5 Millionen Euro müsse man rechnen, um das Gebäude wetterfest zu machen, schätzte Kayser. Aber es lohne sich: „Man kann auch teure, spektakuläre Wohnungen rein machen.“ Und ein guter Rohbau wecke bei Investoren mehr Interesse, da er weniger Risiken berge.

Die Mitglieder im Ausschuss waren sich einig, die alte Mühle zu erhalten. „Wir investieren eine Million und haben dann etwas, das man an einen Investor veräußern kann“, sagte OB Christian Götz. Hans Schilling (FW) bestätigte, dass diese Summe nötig sei – aus der Erfahrung, die er bei der Sanierung des denkmalgeschützten Brameshuber gemacht hat.

Schäden finden sich vor allem im Inneren, hier das Dachgeschoss. 	FOTO: Kayser+Böttges, Barthel+Maus Ingenieure
Schäden finden sich vor allem im Inneren, hier das Dachgeschoss. © Kayser+Böttges, Barthel+Maus Ingenieure

Klar ist aber auch: Behalten will die Stadt die Aumühle langfristig nicht. Stadtbaurat Johannes Dachsel deutete an, auf Basis des Gutachtens eine Projektentwicklung zu starten – abgestimmt mit dem Landesamt für Denkmalpflege. Dafür sollen verschiedene Arten der Nutzung untersucht werden, um dann eine Vermarktungsstrategie zu entwickeln. Karin Geißlers (BBV) Antrag, parallel zur Instandsetzung Projektentwicklung und Vermarktung zu betreiben, wurde in den Beschluss aufgenommen. „Im Hintergrund werden schon die Fühler ausgestreckt“, sagte Götz.

Kurzer Flug durch die Geschichte des historischen Gebäudes

Die Aumühle oder Bullachmühle wird im Jahr 1321 erstmals urkundlich erwähnt. Damals geht sie von den Herren von Gegenpoint für 40 Pfund Pfennig in den Besitz des Klosters Fürstenfeld über. Die Aumühle ist eine von drei Mühlen am Ort, die das Kloster entlang der Amper betreibt. 1364 verkaufte das Kloster die Mühle an Albrecht den Beckh.

Ab 1600 ist die Mühle im Besitz der Familie Aumiller, die sie bis ins Jahr 1928 betrieben hat. Am 6. August 1928 erwarb die Gemeinde Fürstenfeldbruck die gesamte Anlage für 310 000 Reichsmark und verpachtet den Mühlenbetrieb. Ab 31. Oktober 1945 führt sie Säge und Mühle in eigener Regie. Der Remisentrakt wurde immer wieder umgebaut, was im Inneren der Mühle auch zu sehen ist.

Im Jahr 1985 wurde das Mühlengebäude in die neue Stadtbibliothek umgewandelt. Das Lesecafé ist in der Remise untergebracht. Hauptbau, Mühlburschenstube und Turbinenhaus fanden dagegen bisher keine neue Nutzung und stehen leer. imu

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