Trotz „Gruppenzwang in CSU“: Denklingens Bürgermeister Braunegger ist gegen den Landratsamts-Neubau
Erst hat er auf der großen Leinwand den neuen Imagefilm des Landratsamtes eingespielt, dann hat er sich zu auf der Bürgerversammlung in der eigenen Gemeinde deutlich positioniert: Andreas Braunegger, Bürgermeister von Denklingen und CSU-Kreisrat, sagte vor den 150 Besuchern, dass er trotz „Gruppenzwang in der CSU“ gegen den „Lechkiesel“ im Osten Landsbergs gestimmt habe.
Denklingen – Mit dem Begriff „Lechkiesel“ ist der Neubau des Landratsamtes mit der ovalen Form im Penzinger Feld gemeint, wofür die Kostenschätzung bei 120 Millionen Euro liegt. Im neuen zweiminütigen Imagefilm, der am vergangenen Mittwochabend in der Bürgerversammlung von Denklingen kurz gezeigt wurde, heißt es in einem Dialog, dass 120 Millionen Euro für so ein großes Gebäude normal seien.
Braunegger, auch Vorsitzender des CSU-Ortsverbandes Fuchstal, hat seine Meinung schon seit Sommer so vertreten. Auf Nachfrage der Redaktion erklärte er, dass er bei der Sitzung der CSU-Kreistagsfraktion schon im Juli gegen dieses umstrittene Großprojekt gestimmt habe. Die Fraktion hat 23 Mitglieder.
Auf der Bürgerversammlung ergänzte Braunegger, er habe bezüglich des Bauvorhabens eine „Alternative“ aufzeigen wollen. Bezug nahm er auf den Neubau eines großen, sechsgeschossigen Gebäudes für die Arbeitsagentur in Köln, das 2018 bezogen wurde. Dort sind es gut 600 Arbeitsplätze – noch mehr als im Landsberger Landratsamt mit seinen Außenstellen. Der gesamte Komplex besteht aus knapp 400 Raummodulen, wie es in einer Beschreibung zu dem Objekt heißt.
Aufgeschlüsselt
Auf Nachfrage unserer Zeitung erklärte Braunegger am Donnerstag, wie sich die Kostenschätzung der schlüsselfertigen Leistung für dieses große, von der Arbeitsagentur Köln angemietete Gebäude verhält, und zwar inklusive aller Planungsleistungen ohne Unterkellerung/Tiefgarage, ohne Außenanlagen, jedoch mit Gründung (Bodenplatte). Für den Bereich Bauwerk, Aushub, Gründung und Errichtung des Gebäudes seien es 39.5 Millionen Euro gewesen. Für technische Anlagen, sanitäre Einrichtungen, Heiztechnik, Wärmedämmung und Brandschutz seien 18,5 Millionen Euro investiert worden.
Ausgaben für Planungskosten, Bauleitungskosten und Nebenkosten betragen 2.8 Millionen Euro. Für die Außenanlage und zusätzliche Tiefgarage (falls erforderlich) sei ein Budget von zirka sechs Millionen Euro anzusetzen. „Somit wären wir bei einer Stahl-Modulbauweise bei schätzungsweise rund 66,8 Millionen Euro netto“, gibt Braunegger zu bedenken. Wenn Preissteigerungen und eine Sicherheit zwischen fünf und zehn Prozent berücksichtigt werden, gelange man auf maximal 73,5 Millionen Euro netto.

Ein Vertreter des Landkreises Landsberg war auf der Bürgerversammlung in Denklingen nicht zugegen. Braunegger wollte aber in der Bürgerversammlung aufzeigen, dass bei alternativen Bauweisen deutliche Kosteneinsparungen möglich seien gegenüber dem „Lechkiesel“, der als Siegermodell aus einem Realisierungswettbewerb zum Neubau des Landratsamtes hervorgegangen war und Platz für 495 Mitarbeiter bieten soll.
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Bürgerbegehren
Aktueller Stand ist: In einem parteiübergreifenden Antrag fordern mehrere Parteien und Fraktionen den Landsberger Kreistag mit Landrat Thomas Eichinger auf, die Ziele des Bürgerbegehrens „LRA-Neubau stoppen“ zu übernehmen. So würde demnach ein aufwendiger und kostenintensiver Bürgerentscheid vermieden. ÖDP, SPD und Grüne stellen gemeinsam den Antrag, der in der Kreisausschuss-Sitzung vorberaten werden soll (siehe Titelseite).
Am 29. November entscheidet der Kreistag über die Zulässigkeit des Bürgerbegehrens, für das genügend Stimmen gesammelt wurden. Die Fraktionen von ÖDP/Die Partei, SPD und den Grünen drängen gar auf einen Beschluss des Kreistags, sämtliche Planungen für den geplanten Neubau des Landratsamtes auf dem Penzinger Feld zu stoppen und einen Bürgerentscheid zu vermeiden. Die Pläne des aus einem Architektenwettbewerb hervorgegangenen Siegerentwurfs sollen damit nicht weiterverfolgt werden.