Zwölf-Meter-Fichte steht wie eine Eins
Das kann sich sehen lassen: In nur 90 Minuten wurde am Montagvormittag eine serbische Fichte aus dem Pfarrgarten auf den Marienplatz in Schongau gehievt. Dort steht sie jetzt als Schongauer Weihnachtsbaum.

Schongau – „Alle Jahre wieder“, so das bekannte Lied, das unter dem Weihnachtsbaum gesungen wird. „Alle Jahre wieder“, könnten auch die Mitarbeiter von Forst & Gartenbau singen, wenn der Weihnachtsbaum der Stadt aufgestellt wird. In diesem Jahr war der Transportweg der kürzeste in der Geschichte, aber die Sache hatte es in sich.
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Gerade mal 90 Minuten hat die Aktion „Weihnachtsbaum“ gedauert, dann stand die sebische Fichte nach dem Absägen wie eine eins am Marienplatz. Fest verkeilt, bereit zum Schmücken.
Nur wenige kennen sie aus dem Pfarrgarten
Als im Vorfeld bekannt wurde, woher der Baum kommt, tappten viele im Dunkeln. „Aus dem Pfarrgarten neben der Pfarrkirche Mariä Himmelfahrt kommt in diesem Jahr der Baum“, machte so im Vorfeld die Runde. Von Außerhalb eigentlich nicht einsehbar, ein paar Zweigchen konnte man auf Zehenspitzen stehend erahnen. Nur einige wenige Anwohner, die neben dem Pfarrgarten ihr Zuhause haben, wussten über die Geschichte des Baums bescheid. Maria Mader vom „Frauenzimmer“, die von ihrem Frühstücksplatzerl im kleinen Vorgarten den Baum vor sich hatte und auch Luise und Helmut Wittman, die viele Jahrzehnte das Wachsen der serbischen Fichte beobachtet haben.
Während die Stadtgärtner Punkt 8 Uhr an diesem Morgen an die Arbeit gehen, um die Vorbereitungen zum Absägen zu treffen, kann Luise Wittmann aus ihrem Nähkästchen plaudern. Wie sie sich erinnert, hat vor knapp 50 Jahren der damalige Mesner Georg Reif zwei kleine Bäumchen in Töpfen angebracht und im Pfarrgarten gepflanzt. Die beiden Fichten entwickelten sich prächtig, standen aber zu nah beieinander. Also musste ein Bäumchen weichen. Der verbleibende Baum entwickelte sich über die Jahre zu einem beachtlichen Prachtstück.

Auch Maria Mader, die ihren Garten neben den Wittmanns hat, erinnert sich an die Tage um Weihnachten. Sie hat mit den Kindern in dieser Zeit den Baum mit bunten Kugeln geschmückt. Deshalb ist Maria richtig begeistert, dass der Baum am Marienplatz in diesem Jahr auch mit großen Kugeln geschmückt wird. „Da kommen viele Erinnerungen auf“, so Maria und verkündet heute schon die „Frohe Botschaft“, dass es für sie der schönste Christbaum aller Zeiten werden wird. Wie gesagt, neben den Kugeln werden bei Maders und Wittmanns viele Erinnerungen an dem Baum hängen. Für Hussein Schilza, der seit drei Jahren mit seiner Familie im Pfarrhasu wohnt, ebenfalls ein besonderer Moment. „Schade, dass der Baum weg ist, aber ich bin glücklich, dass es ein Weihnachsbaum wird“, so der gebürtige Afghane.
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Heuer besonders großer Kran
Mittlerweile hat Benedikt Rohrmoser seinen Autokran in der Kirchenstraße in Position gefahren. Wirklich kein leichtes Spiel, denn es geht in der schmalen Gasse um Zentimeter. Auffallend der besonders große Kran in diesem Jahr. „Mit einer kleineren Version hätten wir es nicht geschafft, den Baum in diesem Winkel über die Mauer und Dächer zu heben“, erklärt Bernd Pietruschka von der Stadtgärtnerei. Er ist ein alter Hase auf dem Gebiet und wird in die Krone klettern, um den Stamm am Gurt zu befestigen. Dann liegt alles in den Händen von Kranführer Rohrmoser, besser gesagt an seinem Fingerspitzengefühl.
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Gekonnte Handgriffe von Markus Schwarz mit seiner Motorsäge, dann hat er den Stamm in die richtige Form geschnitten, damit dieser später in die Halterung am Marienplatz passt. In viel Meter Höhe trennt er den Stamm, den Rest erledigt der Kranführer. In Zeitlupe hebt er den Baum an, schwenkt ihn über die Hindernisse und legt ihn sanft auf die eingeparkte Lafette. Ab geht die Post zum Marienplatz.
Eingespieltes Team arbeitet Hand in Hand
Ein über die Jahre eingespieltes Team von Forst & Gartenbau arbeitet Hand in Hand, um die Fichte von der Lafette abzuheben und in die Bodenverankerung einzulassen. Sehr zur Bewunderung einiger Zuschauer. Keile werden zur Sicherung seitlich eingeschlagen, Pietruschka klettert an den Ästen nach oben, um das Halteseil des Krans auszuhängen. Aus die Maus, der Baum steht kerzengrad. „Wenn jemand am Weihnachtsmarkt sagt, der steht schief, dann liegt´s bei dem am Glühwein“, scherzt Martin Schrödl vom Sägeteam.
Appropos Glühwein. In früheren Jahren wurde von einem der Gaststätten oder Cafés den Arbeitern eine Runde Glühwein spendiert. Ist natürlich wegen des Alkohols nicht mehr möglich. Die Geste ist geblieben, der Alkohol wird durch eine Runde Cappuccino und heiße Schokolade ersetzt. Für jeden der Arbeiter hat Georg Lutzenberger vom „Hotel Alte Post“ einen großen Becher spendiert. Eine nette Geste, die beibehalten werden soll.
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Stiller Beobachter am Rande ist Stadtpfarrer Ulrich Manz. Er ist begeistert, wie optimal diese Aktion organisiert war. Gerade mal 90 Minuten hat alles gedauert. Und was sagt Försterin & Engelchen Lisa Haugeneder in ihrem lupenrienen Hochdeutsch? „Guat is ganga!“