Platz für Radfahrer: SPD-Geretried fordert moderne Mobilitätskonzepte in der Stadt
Vertreter von ADFC und Klimaschutzbündnissen sowie Stadträte aus Geretsried und Wolfratshausen folgten jüngst der Einladung des SPD-Ortsverbandes, um über moderne Mobilitätskonzepte zu diskutieren.
Geretsried – „Wir denken nur über eine Fortführung des Bestands und zu wenig über eine Verkehrswende nach“, sagte Bernhard Lorenz. Verbesserungsbedarf sieht das SPD-Mitglied vor allem bei der Schulwegsicherheit.

Elterntaxis für Geretsrieder Schulen sorgen für gefährliche Fahrbahnverengungen
Demnach führen Elterntaxis und parkende Autos auch vor Geretsrieder Bildungsstätten zu gefährlichen Fahrbahnverengungen. Lorenz verwies auf eine im Herbst des vergangenen Jahres erhobene Onlinebefragung in der Stadt. Dabei gaben 68 Prozent der Bürger an, ihr Auto auch im innerstädtischen Verkehr regelmäßig zu nutzen. Der Flächenfraß von Einzelparkplätzen, die oft die Ausmaße eines Kinderzimmers erreichen, sei einfach zu hoch.
Die Vielzahl enger Bunkerstraßen im Stadtgebiet verschärfe die Situation zusätzlich. Um zumindest auf den großen Verkehrsachsen wie etwa der Adalbert-Stifter- oder der Sudetenstraße mehr Platz für Radfahrer zu schaffen, regte ADFC-Kreisverbandvorstandsmitglied Nikolaus Wiedemann die Ausweisung von sogenannten Umweltspuren an. „Darauf dürfen nur Radfahrer und Busse fahren“, schlug er vor.
Willi Sommerwerk, Anwohner der Böhmerwaldstraße, ist das nicht genug. Er forderte auch eine Freigabe von Fußwegen für radelnde Schulkinder. Wiedemann und der Wolfratshauser Ex-Bürgermeister Reiner Berchtold halten dies für überzogen, zumal es auch Fußgänger zu schützen gelte. „Das beste Konzept ist immer eine Entmischung der Verkehrswege“, so Berchtold. Da er in seinem Beruf als Polizist schon viele Verkehrsunfälle von Rad- und Autofahrern aufgenommen hat, wehrte er sich gegen einseitige Schuldzuweisungen.
Bürokratie der Behörden verhindert Realisierung von sogenannten Umweltstreifen
Der Wolfratshauser Stadtrat Hans Schmidt (Grüne) und Jan Reiners vom Klimaschutzbündnis „WOR for Future“ räumten ein, dass sich die Realisierung von Umweltstreifen und anderer Verbesserungen für den Radverkehr aufgrund langwieriger Bürokratie in den Behörden immer noch zu stark verzögere.
Der Geretsrieder SPD-Stadtrat Arthur Wolfseher brach eine Lanze für die Stadtverwaltung und deren neues „zukunftsweisendes Mobilitätskonzept“. Oft komme der Gegenwind von Bürgern, die sich etwa gegen Tempo-30-Zonen und Radstreifen wehren.
S-Bahn-Verlängerung nach Geretsried reduziert Autoverkehr
Den Einwand des Wolfratshausers Heinz Wensauer, der die geplante S-Bahn-Verlängerung wegen der Versiegelung landwirtschaftlicher Flächen anprangerte, bewerteten nahezu alle Stadtgesprächsteilnehmer als Themaverfehlung. „Ich bin für die Bahn, weil sie Autoverkehr reduziert“, entgegnete Wiedemann.
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Lorenz stellte fest, dass es auf dem Weg zur fahrradfreundlichen Kommune noch viel zu tun gibt. „Wir können nicht so weitermachen wie bisher: Es gibt Möglichkeiten, um unsere Interessen gegenüber der Lobby der Autofahrer durchzusetzen“, gab er sich kämpferisch.
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