Während er mit Trump verhandelt: Putins Armee rückt auf Ukraine-Großstadt vor
Donald Trump will von Wladimir Putin eine Waffenruhe. Doch Kartenmaterial des ISW zeigt: Eine ukrainische Großstadt ist längst im Visier der russischen Armee.
Saporischschja - Will Wladimir Putin tatsächlich einen Waffenstillstand im Ukraine-Krieg? Auffällig ist: Nach dem Verhandlungsvorstoß von US-Präsident Donald Trump hat das Moskau-Regime aus Russland offenbar keine Eile, die Waffen im heimtückisch überfallenen Nachbarland ruhen zu lassen.
Verhandlungen im Ukraine-Krieg: Russland-Autokrat Wladimir Putin hat wohl keine Eile
Weil Putins Zirkel um den willfährigen Außenminister Sergej Lawrow stattdessen weiter an seiner imperialistischen Rhetorik festhält, betont zum Beispiel Finnlands Präsident Alexander Stubb die Größe der finnischen Armee. Als wolle das 56-jährige Staatsoberhaupt Putin signalisieren, er solle bloß nicht auf falsche Gedanken kommen.
Was die geschundene Ukraine längst leidvoll erlebt hat. Und während eher zaghaft denn zielgerichtet zwischen Washington, Kiew und der Moskauer Gefolgschaft verhandelt wird, gehen die Gefechte unvermindert heftig und blutig weiter.
Ukraine-Krieg: Russische Armee nähert sich immer mehr Saporischschja
Zum Beispiel an einem Frontabschnitt, der in der internationalen Wahrnehmung zuletzt etwas in den Hintergrund geraten ist: Saporischschja. Dort, im Süden der Ukraine, nähern sich Putins Invasionstruppen Schritt für Schritt und Meter für Meter der Großstadt Saporischschja. Der mit geschätzt 710.000 Einwohnerinnen und Einwohnern siebtgrößten Stadt des Landes, wobei besagte Schätzungen auf Erhebungen kurz vor dem völkerrechtswidrigen russischen Angriff Anfang 2022 beruhen.
Geflüchtete sind nicht mit eingerechnet. Jene nicht, die aus dem Süden der gleichnamigen Region in die Stadt geflohen sind. Und jene nicht, die aus der Großstadt tiefer ins Land vor der Gefahr durch Artilleriebeschuss geflüchtet sind. Kartenmaterial der viel zitierten Denkfabrik Institute for the Study of War (ISW) dokumentiert, dass die Russen sich offenbar direkt am riesigen Kachowkaer Stausee südlich der Stadtgrenzen von Saporischschja vorarbeiten.
Liste der größten Städte der Ukraine: | Einwohnerinnen und Einwohner: |
Kiew | 2,8 Millionen |
Charkiw | 1,5 Millionen |
Odessa | 1,01 Millionen |
Dnipro | 970.000 |
Donezk | 900.000 (durch Russland besetzt) |
Lwiw | 720.000 (ohne Geflüchtete) |
Saporischschja | 710.000 (ohne Geflüchtete) |
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Front in der Südukraine: Russland erzielt parallel zu Verhandlungen Gebietsgewinne
Einer jüngsten Einschätzung vom 26. März zufolge konnte die russische Armee hier in den vergangenen Tagen nicht unerhebliche Gebietsgewinne erzielen. Unweit liegt jener Frontabschnitt, an dem die Ukrainer bei Robotyne südlich der Kleinstadt Orichiw bei ihrer gescheiterten Gegenoffensive im Sommer 2023 reihenweise gelieferte Leopard-2-Panzer verloren hatten. Besagte Gebietsgewinne machten die russischen Streitkräfte demnach just zwischen Robotyne und Mala Tokmachka, wo beide Seiten mutmaßlich viele Kilometer Land vermint haben dürften.
Den Beobachtungen des ISW zufolge liefern sich beide Seiten aktuell weiter westlich schwere Gefechte, direkt am Ufer des riesigen Kachowkaer Stausees zwischen Kam‘yans‘ke und Mali Schtscherbaky. Von hier sind es bis an die Stadtgrenze von Saporischschja zwar noch rund 26 Kilometer. Umso näher die russischen Verbände jedoch kommen, umso mehr wächst die Gefahr für die Zivilisten in der Großstadt, in die Reichweite der russischen Feldartillerie zu geraten. Bezeichnend: Die Standard-Sprenggranate 3OF45 der noch in der Sowjetunion gebauten Panzerhaubitze 2S19 Msta-S hat eine maximale Schussdistanz von 24 bis 25 Kilometern - bei einer überschaubaren Treffergenauigkeit.

Gegen Wladimir Putins Truppen: Armee der Ukraine steht in Saporischschja unter Druck
Während die ukrainische Armee mit kleineren Trupps in die russische Grenzregion Belgorod vorgerückt ist, steht sie hier, tief im eigenen Land, schwer unter Bedrängnis. Den Beobachtungen des ISW zufolge griffen die Ukrainer zuletzt wiederum an der Donbass-Front bei Torezk wenige Kilometer westlich der Stadt Horliwka an und konnten die russischen Truppen dort zumindest punktuell zurückdrängen. In der Offensive sind über die gesamte Front gesehen laut der Denkfabrik aus Washington aber klar die Russen. (pm)