„Bleibt nichts anderes übrig, als mitzumachen“: Ab Mai gelten neue Regeln für Passbilder

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Mit diesem Gerät kann man im Penzberger Rathaus bereits jetzt Passfotos anfertigen lassen. Nun wird ein neuer Apparat angeschafft. © Seliger

Ab Mai dürfen Passbilder nur noch digital erstellt werden. Die Passfotos können direkt bei der Gemeinde oder bei einem Berufsfotografen gemacht werden. Im Landkreis laufen die entsprechenden Vorbereitungen dafür.

Landkreis – Fotos für Pässe und Personalausweise werden ab 1. Mai nur noch in digitaler Form akzeptiert. Außerdem müssen sie mit einer sicheren Verbindung an das Passamt geschickt werden. Ausgedruckte Lichtbilder würden dann nicht mehr angenommen, so das Bundesinnenministerium. Das digitale Passbild werde auch gleich auf seine Biometrietauglichkeit geprüft. So will man Manipulationen verhindern.

In den Behörden soll es künftig auch vermehrt die Möglichkeit geben, Passbilder vor Ort machen zu lassen. Bürger können sich dann also aussuchen, ob sie das Foto für ihr Ausweisdokument bei einem Fotografen oder in der Gemeinde erstellen lassen.

Dass Rathäuser diesen Service anbieten, ist im Landkreis nichts gänzlich Neues. Im Penzberger Rathaus etwas besteht diese Möglichkeit schon seit über drei Jahren, wie Ordnungsamtsleiter Joachim Bodendieck sagt. Dazu steht im Erdgeschoss ein entsprechender Apparat. Der werde von den Bürgern auch gerne genutzt, denn: „Er erspart ihnen zusätzliche Wege.“ Im Zuge der neuen Regelungen bekomme die Stadt von der Bundesdruckerei nun ein neues Gerät gestellt. Eine Verpflichtung für Städte und Gemeinden, ab Mai Passbilder anzufertigen, bestehe aber keine. In Penzberg werden sich laut Bodendieck die Kosten pro Bild um einen Euro auf dann sechs Euro verteuern; davon müsse die Stadt einen Teil an die Bundesdruckerei abführen.

Auch bei der Gemeinde Wielenbach wird man ab Mai Passbilder machen lassen können. Wie Irene Jörn von der Geschäftsleitung sagt, habe man sich für die barrierefreie Lösung „Biometric Go“ entschieden, die vorinstalliert und vollständig eingerichtet geliefert werde und somit sofort einsetzbar sei. Das mobile Endgerät sei ausschließlich für die Erstellung digitaler biometrischer Lichtbilder innerhalb des jeweiligen Ausweisantrages nutzbar. Die Anschaffungskosten würden einmalig rund 420 Euro betragen. „Darin enthalten ist auch der Zugang zum Online-Schulungsportal.“ Die Kosten pro Bild und pro beantragtem Ausweisdokument sollen ebenfalls sechs Euro betragen. Für dieses Jahr rechne man mit rund 700 Ausweisdokumenten.

Fotografin hat „mulmiges Gefühl“

Im Rathaus Weilheim soll laut Mitarbeiter Thomas Buchner Platz für zwei Passbildautomaten geschaffen werden, die ebenfalls von der Bundesdruckerei kostenlos gestellt würden. Wegen dafür notwendiger Umbauarbeiten waren das Einwohnermeldeamt und die Pforte am gestrigen Donnerstag ab Mittag geschlossen sowie auch noch am heutigen Freitag. Ab April sei ein Probebetrieb geplant – vorausgesetzt, die Passautomaten würden rechtzeitig geliefert. In deren Handhabung sollen die Mitarbeiter des Passamtes noch intern eingewiesen werden.

Auch die Verwaltungsgemeinschaft Habach hat sich laut Astrid Rehmet von der Geschäftsleitung für das kostenlose Standardgerät der Bundesdruckerei entschieden. „Da die Fotografen in und um Habach relativ wenige sind, gehen wir davon aus, dass das Gerät gut angenommen wird.“

Wird das Bild im Fotostudio gemacht, dann muss der Fotograf es ab Mai über gesicherte elektronische Übermittlungswege ins zuständige Rathaus schicken. Das sei mit Investitionen im vierstelligen Bereich verbunden, weil der Fotograf unter anderem ein spezielles Software-Programm sowie einen speziellen Drucker anschaffen müssen, erläutert die Antdorfer Fotografin Barbara Obermaier. Zuschüsse gebe es dafür keine. Die Passbilder müssten vom Fotografen in eine gesicherte Cloud hochgeladen werden, wo sie von der zuständigen Kommune abgerufen werden können. Sollten hier Hacker angreifen, würden die Fotografen verantwortlich gemacht, was bei ihr schon für ein „mulmiges Gefühl“ sorge. Aber: „Eigentlich dürfte nichts passieren.“ Außerdem dürften nur noch autorisierte und registrierte Mitarbeiter des Fotostudios die Passbilder machen.

Und wo man heute noch einen Pickel wegretouchieren könne, sei auch die allerkleinste Bildmanipulationen künftig streng verboten. Auch spezielle Apps, mit denen Bürger bisher ihr biometrisches Passbild selber machen konnten, seien nicht mehr zulässig.

Begeistert ist Obermaier von den Neuerungen genauso wenig wie der Profi-Portraitclub, ein Verband süddeutscher Fotografen, dem sie angehöre. „Aber uns bleibt nicht viel anderes übrig, als mitzumachen.“ Denn für zahlreiche Fotografen stellten Passbilder immer noch eine wesentliche Einnahmequelle dar.

Sie hofft, dass auch künftig viele Menschen ihre Passbilder bei einem Fotografen machen lassen – vor allem diejenigen, deren Gesicht etwas anders ist als der Durchschnitt. Das sei zwar teurer. Dafür bekämen sie aber auch ein qualitativ hochwertiges Portrait von sich und nicht nur ein irgendwie leblos wirkendes Bild.

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