Ukraine-Soldat packt aus: Das können Abrams-Panzer wirklich – und das nicht
Nach Verlusten gegen Russland im Ukraine-Krieg wird fleißig über den Kampfpanzer M1 Abrams aus den USA diskutiert. Ein Soldat Kiews liefert Einblicke.
Donbass – Sie waren im Ukraine-Krieg ein großer Hoffnungsträger für die Verteidiger gegen die heimtückische Invasion durch Russland: die gewaltigen Kampfpanzer M1 Abrams aus den USA. Kurzum: Besagte Hoffnungen haben sich nicht bewahrheitet.
Verluste gegen Russlands Armee: Ukraine verliert mehrere Abrams-Panzer
Er sei ein regelrechter Spritfresser, zu schwer für die teils tiefen Böden des Donbass und der russischen Lancet-Kamikaze-Drohne geradezu hilflos ausgeliefert. Die Kritikpunkte wogen schwer, ehe sich kürzlich sogar das Präsidialbüro von Wolodymyr Selenskyj bemüßigt sah, Gerüchten entgegenzutreten, wonach die Ukraine die verbliebenen der 31 gelieferten amerikanischen Panzer angeblich weit hinter die Front zurückgezogen habe.
Dies stimme schlicht nicht, hieß es aus Kiew zu gleichlautenden Meldungen in westlichen Medien. Dennoch: Was ist dran an der Kritik am Stahl-Koloss aus den USA? Ein ukrainischer Panzer-Soldat hat jetzt Einblicke geliefert und erklärt, was der Panzer kann, und was er seiner Ansicht nach noch dringend bräuchte.

Waffen für die Ukraine: Abrams-Panzer haben keine Reaktivpanzerung am Turm
Auch die 47. mechanisierte Brigade der ukrainischen Armee, die bei Awdijiwka im Donbass gegen die russischen Truppen kämpft, bestritt Meldungen, wonach sich die Panzer auf dem Schlachtfeld angeblich nicht bewährt hätten. Der Panzer eigne sich gut für die Unterstützung von Infanterie, hieß es stattdessen von dem Verband, der seit Monaten im Osten des geschundenen Landes ununterbrochen im Kampfeinsatz gegen die unerlaubt einmarschierten Soldaten von Kreml-Autokrat Wladimir Putin ist. Laut des Online-Portals Defense Express (DE) hat Army TV, ein ukrainischer Militärsender, am 6. Mai ein Video-Interview mit Panzer-Fahrern der 47. Brigade Kiews veröffentlicht.
„Sein Hauptvorteil ist seine Genauigkeit, seine hervorragende Stabilisierung und seine Manövrierfähigkeit trotz seines hohen Gewichts“, erzählte demnach ein ukrainischer Panzerkommandant namens Dmytro über den Abrams. Der größte Nachteil sei dagegen, dass das wuchtige Gefährt keine Panzerung mit abgereichertem Uran habe und dass am Turm eine Reaktivpanzerung fehle. „Das Erste, was wir von unseren amerikanischen Partnern erwarten, ist, uns mit reaktiver Panzerung auszustatten. Damit wir nicht nur die Seiten, sondern auch den Turm schützen können, um die Überlebensrate der Besatzungen zu erhöhen“, wird Dmytro zitiert.
Kampfpanzer M1 Abrams | |
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Erstauslieferung: | Anfang der 1980er Jahre |
Hauptwaffe: | 120-mm-Glattrohrkanone von Rheinmetall |
Sekundärbewaffnung: | zwei M240-Maschinengewehre und ein Browning M2 |
Verbrauch: | 700 Liter auf 100 Kilometer |
Höchstgeschwindigkeit im Gelände: | 45 km/h |
Gewicht/Länge/Breite: | 61,3 Tonnen / 9,83 m / 3,66 m |
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Verluste der Ukraine gegen Russland: Panzer-Soldaten fordern Reaktivpanzerung
Zur Einordnung: Das Portal steht den ukrainischen Streitkräften nahe, die auch zwischen Tschassiw Jar und Bachmut südöstlich von Kramatorsk schwer unter Beschuss stehen. Bei einer reaktiven Panzerung werden in der Regel mit Sprengstoff beschichtete Kacheln an der Wanne und am Turm eines Panzers angebracht, die Geschosse aus Panzerabwehrwaffen – etwa aus der RPG-7-Panzerbüchse – mittels einer Gegenexplosion ausschalten sollen.
Sowohl ukrainische als auch russische Einheiten hatten zum Beispiel ihre T-72-Kampfpanzer aus einstmals sowjetischer Produktion mit solchen Reaktivpanzerungen ausgestattet. Die amerikanischen Panzer haben dagegen normalerweise vergleichsweise große Sprengstoffkisten vom Typ „Abrams Reactive Armor Tile“ (ARAT) an ihren Seiten. Laut des amerikanischen Herstellers „Ensign-Bickford Aerospace & Defense“ können die Module wegen ihrer einfachen Handhabung sogar unter „Schlachtfeldbedingungen“ ausgetauscht werden.
Waffen-Lieferungen an die Ukraine: Abrams-Panzer hat mehrere Schwachstellen
Die Kisten mit dem Sprengstoff darin werden offenbar einfach von Hand auf vormontierte Schienen an der Panzer-Wanne geschoben. Warum sie nicht auch am Turm angebracht werden, ist indes nicht bekannt. An der Wanne würde die ARAT-Reaktivpanzerung „ihre Arbeit gut machen“, erzählte Dmytro laut DE weiter. So würden Panzerabwehrwaffen der russischen Armee wie die Kornet „im Allgemeinen“ abgelenkt. Er lobte ferner: „Der Panzer ist für den Kampf sowohl tagsüber als auch nachts geeignet. Die Wärmebildkameras sind gut, sie ermöglichen uns, auch in der Nacht zu arbeiten.“
Der Turm gilt neben dem hohen Gewicht von 61,3 Tonnen dennoch – wie beim deutschen Leopard 2 – als empfindliche Schwachstelle. „Angefangen beim Dach: Es ist groß und sehr dünn, etwa 25 Millimeter. Eine FPV (Kamikaze-Drohne, d. Red.) kann diese Stelle selbst mit einer alten Panzerabwehrladung durchdringen und ein Besatzungsmitglied töten oder verletzen. Die Drohne könnte verschiedene elektronische Komponenten im Turm beschädigen oder ihn in Brand setzen und die Besatzung zur Evakuierung zwingen“, schrieb zum Beispiel der Analyst Gabriel Silveira laut Forbes unlängst bei X (vormals Twitter). Das führt wohl zu Verlusten. Wie die New York Times (NYT) kürzlich berichtete, büßten die ukrainischen Truppen einzig im März und im April fünf Abrams-Kampfpanzer ein. (pm)