Fremder soll Kinder ins Auto locken - Polizei-Chef deutlich: „Überreaktion“ auf Insta, Facebook und Co.

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Die Geretsrieder Polizei spricht deutliche Worte: Eltern behaupten, dass ein Fremder Grundschüler ins Auto locken will. Die Polizei widerspricht. Es habe sich „kein konkreter Gefährdungssachverhalt“ ergeben. © Imago

Die Meldung kursiert auf Instagram, Facebook und WhatsApp. Viele warnen vor einem Unbekannten, der Grundschüler anspricht. Der Geretsrieder Polizei-Chef äußert sich.

Geretsried – Eltern sind in Sorge um ihre Kinder, seit diese Meldung die Runde macht. Sie kursiert vor allem auf sozialen Netzwerken und macht Angst: Ein Unbekannter soll in Geretsried versucht haben, Grundschüler in sein Auto zu locken. Einen ähnlichen Fall hatte es vor wenigen Tagen bereits in Wolfratshausen gegeben. Nun meldet sich die Geretsrieder Polizei mit einer ausführlichen Pressemitteilung. Absender der Mail ist der Leiter der Dienststelle persönlich, Emanuel Luferseder. Er schreibt von einem „angeblichen Ansprechen“ von Grundschulkindern - und er stellt sich deutlich gegen die Instagram-Version der Geschehnisse.

Fremder soll Kinder ins Auto locken - Polizei-Chef deutlich: „Überreaktion der Eltern“

Am Mittwoch hat die Polizei einen Anruf bekommen. Die Mutter einer Grundschülerin rief bei den Uniformierten an und erklärte, was sie gehört habe: Ihre Tochter sei am Vormittag – es war gegen 11.30 Uhr – von einem Fremden angesprochen worden. Der saß in seinem Auto, als das Mädchen zusammen mit einer Freundin an der Eisdiele an der Johann-Sebastian-Bach-Straße vorbeispazierte – also direkt gegenüber vom Schulgebäude der Karl-Lederer-Grundschule. Der Fremde Fahrer habe den Mädchen aus dem geöffneten Fahrerfenster des Autos Süßigkeiten angeboten. Die beiden Mädchen seien weggerrannt. „Zu einer weiteren Unterhaltung oder einem Zusammentreffen mit dem Unbekannten kam es nicht“, schreibt Luferseder. Auch habe der Mann, er wurde als 60-70jährig beschrieben, keinerlei Anstalten gemacht, sich den Mädchen zu nähern.

„Nehmen jeder dieser Meldungen ernst“: Polizei-Chef widerspricht trotzdem

Die Polizei „nimmt jede dieser Meldungen sehr ernst“, schreibt Luferseder. Deshalb wurde auch sofort ermittelt. „Die durchgeführten Ermittlungen der Polizeiinspektion konnten einen konkreten Gefährdungssachverhalt für die Kinder ausschließen“, stellt der Dienststellenleiter fest. „Ebenso konnte ein Zusammenhang mit ähnlich gelagerten Beobachtungen aus anderen Bereichen des Landkreises nicht hergestellt werden“, vor allem waren die Beschreibungen der Kinder „nicht deckungsgleich“.

Fall in Wolfratshausen ist bestätigt: Polizei hat dies gemeldet

Es gab in der Vergangenheit häufiger ähnlich klingende Nachrichten. „Sämtliche ähnlich gelagerte Mitteilungen haben sich nach kurzer Überprüfung als haltlos erwiesen“, schreibt Luferseder. Gründe seien etwa Missverständnisse, oder sei „mit einer Hypersensibilität der Kinder zu erklären“, so der Polizei-Chef. Er sieht dafür eine Hauptursache, die sich nun wieder beobachten lasse: Die „sofortige und unreflektierte Verbreitung vermeintlicher Sichtungen und Beobachtungen über Messengerdienste und Soziale Medien“, würde die Zahl der Falschmeldungen erhöhen. „Aktuell erreichen die Polizeiinspektion Geretsried sogar Informationen, wonach Eltern teilweise dazu übergegangen sind, ihren Kindern Steckbriefe mit in die Schule zu geben.“

Luferseder ist es ein Bedürfnis klar zu stellen, „dass Aufklärung und gesundes Misstrauen selbstverständlich sinnvoll und angezeigt sind“. Eine „sehr oft zu beobachtende Überreaktion der Erwachsenen (...) ist hingegen kontraproduktiv und verunsichert die Kinder erheblich“.

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Die Polizeiinspektion Geretsried stehe mit der Schulleitung im Austausch, darüber hinaus würden die Schulwege „grundsätzlich im Rahmen des polizeilichen Grundsatzauftrags mit uniformierten und zivilen Einsatzkräften überwacht“. Verdächtige Wahrnehmungen bittet Luferseder der Polizei „sofort“ mitzuteilen.

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