Zum 125. Geburtstag des Bahnhofs Puchheim hat die Stadt ein Jubiläumswochenende veranstaltet. Absolutes Highlight der Festivitäten für große und kleine Fans waren die Fahrten mit einer historischen Lok am Wochenende.
Puchheim - Trotz Dauerregen fanden sich am Samstagmorgen viele Schaulustige und Zug-Enthusiasten am Puchheimer Bahnhof ein. Alle mit dem gleichen Ziel: Ein Schnappschuss von der historischen Dampflok, die zur ersten von sechs Rundfahrten anrollte. Der Andrang war wenig verwunderlich, ergibt sich doch eher selten die Gelegenheit, eine Lok von 1936 in Aktion zu sehen. Das schwarz-rote Stahlross der Baureihe 01 stammt aus dem Bestand des Bayerischen Eisenbahnmuseums Nördlingen und wird genutzt, um Sonderfahrten zu bestreiten, wie eben zu Bahnhofsjubiläen.
Das Szenario sollte sich mittags wiederholen. Von der angebotenen Rundfahrt von Puchheim über Pasing nach Geltendorf wurde rege Gebrauch gemacht. Alle 400 Plätze der Mittagsfahrt waren ausverkauft. Neben Bahnfans waren es vor allem Familien mit Kindern, die das seltene Spektakel begleiteten. Die erwartete im Innern überraschender Komfort. Beim Setzen geben die Sprungfedern der Ledersitze angenehm nach. Und im Gegensatz zu heutigen Gepflogenheiten lassen sich die Fenster öffnen.
Dampflok in Puchheim: Historischer Zug aus dem Jahr 1936
Nach kurzem Warten ertönte auch schon der schrille Pfiff des Schaffners, gefolgt vom tiefen „Tuuut“ der Zugpfeife. Mit erstaunlich sanftem Ruckeln und ebenso überraschender Geschwindigkeit ging es los. Tatsächlich schafft die 1936 gebaute Lok 130 Kilometer pro Stunde Spitzengeschwindigkeit. Vorbei an den Schaulustigen und Trainspottern stieg einem der Geruch verbrannter Steinkohle in die Nase. Der erinnert ein bisschen an Silvester. Währenddessen schlängelten sich links und rechts die Dampfschwaden um den Zug und verschluckten einen Radlfahrer auf der Straße neben den Gleisen.
Nach zehn Minuten der erste Halt in Pasing. Gute dreißig Minuten dauerte es, bis die Lok abgekoppelt und am anderen Zugende wieder angekoppelt war. Das Prozedere sollte sich in Geltendorf wiederholen und bot den Mitreisenden die Gelegenheit, mehr Fotos zu machen.
Derweil standen Holger Riedel (55) und seine Kollegen Rede und Antwort. Riedel ist Teil der „Puchheimer Seite der Zugorganisation“. Während die Nördlinger die Lok betreiben, wurde Riedel vom Puchheimer Heimatverein d‘Buachhamer als Experte und Zugbegleiter angefragt und brachte gleich noch ein paar Freunde mit. Das Interesse an Zügen hat er vom Vater geerbt, erzählt er. Und Riedel weiß eine Menge: Zum Beispiel, dass die 01 streng genommen untypisch für die Strecke ist: „Eigentlich ist hier die S 3/6 gefahren, aber die fährt rückwärts nur 60 Kilometer pro Stunde, da kommt man zwischen den S-Bahnen nicht mit.“
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Die Rundfahrt dauert rund zweieinhalb Stunden. Fahrgast Georg aus Maisach fand es „super“. Er sei in der Heimatzeitung auf das Angebot gestoßen, als er auf der Suche nach einer tollen Aktivität zum achten Geburtstag seines Sohns Lorenz war. Der fand nämlich, als er jünger war, die Züge so toll, wenn sie am Haus vorbeifuhren.
Rund um die Dampflokfahrten waren auch die Helfer der Feuerwehr Puchheim-Bahnhof im Einsatz. Die Ehrenamtlichen unterstützten nach Angaben der Feuerwehr unter anderem mit der Betankung der historischen Lok mit rund 30 000 Litern Wasser an beiden Tagen. Daneben waren für die Zugfans in Puchheim Essensstände und weitere Aktionen geboten.
von Patrick Tietz