Innovation auf dem Feld: Mit welcher Technik ein Landwirt für den Insektenschutz kämpft

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Das Doppelmessermähwerk von Landwirt Andreas Greithanner ähnelt einer Schere und schneidet Gras sanfter. Die Halme fallen einfach um und geben Insekten so bessere Überlebenschancen. © Stefan Rossmann

Andreas Greithanner aus Bruck ist Landwirt im Nebenerwerb. Mit seinem kleinen Betrieb sucht der 49-Jährige nach einem Kompromiss zwischen Nachhaltigkeit und Rentabilität. Einen Beitrag dazu leistet sein Doppelmessermähwerk.

Bruck – Am Himmel ziehen bereits dicke Wolken auf, als sich Andreas Greithanner auf seinen Traktor schwingt und das Mähwerk anschmeißt. „Da bekomme ich eigentlich Bauchschmerzen“, ruft er mit Blick auf den dunklen Unwetterdunst aus seiner Fahrerkabine. Dennoch drückt der Landwirt aufs Gaspedal, gleitet mit seinem Gespann über die Wiese. Im Seitenspiegel verfolgt er, wie die ratternden Messer das kniehohe Gras umsensen und die einzelnen Halme wie Dominosteine auf die Erde fallen.

Insektenschonende Mahd mit dem Doppelmessermähwerk

Es ist ein Termin mit dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Ebersberg-Erding (AELF), für den Andreas Greithanner an diesem Vormittag einen möglichen Ernteausfall wohlwollend in Kauf nimmt. Auf seinem Hof im kleinen Weiler Loch, unweit des Golfplatzes Elkofen, hat sich der Landwirt mit den Amtsmitarbeitern und Naturschützern verabredet, um die insektenschonende Mahd vorzustellen. Das Objekt der Begierde: sein Doppelmessermähwerk.

„Ich möchte diese Technik in die Landwirtschaft bringen“, sagt Greithanner, nachdem er wieder von seinem Traktor gehüpft und durch frisch gemähtes Gras um die Maschine gestapft ist. Mit der Hand deutet er jetzt auf die silbern schimmernden Messer, die sich zu hunderten am Hintern seines Treckers aneinanderreihen. Es sind diese scharfen Schneiden, die den Kompromiss zwischen Artenschutz und konventioneller Landwirtschaft verkörpern. Denn während Bienen, Käfer, Heuschrecken und Spinnen beim rotierenden Tellermähwerk regelrecht eingesaugt und zerfetzt werden, seien seine scharfen Messer deutlich sanfter im Umgang mit Tier und Natur. „Das Gras wir mit einem sauberen Schnitt gekappt, der Halm fällt um und die Insekten fliegen weg“, erklärt der Landwirt die Vorrichtung.

Leichtfüßig, wendig und schonend: So rentiert sich die Investition

Rund 60 000 Euro hat er für das insektenschonende Mähwerk investiert. „Ich mache das aus Überzeugung, aber für meine acht Hektar allein würde es sich nicht lohnen“, sagt Greithanner lächelnd. So ist er mit seiner Maschine auch für vier Bauern aus der Gegend im Lohnmahd-Einsatz, steuert über Wiesen in Hermannsdorf, Grafing und im Brucker Moos. Dort hat der 49-Jährige mit seinem kleinen Gespann oft den entscheidenden Vorteil: „Das Ding wiegt gerade mal fünf Tonnen. Damit komme ich gut durch nasse Flächen und hinterlasse fast keine Spuren“, sagt er.

Mit seinem Fendt zieht Andreas Greithanner das innovative Doppelmessermähwerk über seine Wiese. Anders als beim üblichen Kreiselmäher schont seine Maschine den Boden und schützt Insekten.
Mit seinem Fendt zieht Andreas Greithanner das innovative Doppelmessermähwerk über seine Wiese. Anders als beim üblichen Kreiselmäher schont seine Maschine den Boden und schützt Insekten. © Stefan Rossmann

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Rund eine Stunde braucht der 49-Jährige, um drei Hektar abzumähen. „Damit bin ich zufrieden“, betont er angesichts der recht hohen Standzeit seines Mähwerks. Denn anders als beim Kreiselmäher müssen seine Messer regelmäßig geschliffen werden, meist schon nach rund 20 Hektar. Ist das Gras zudem nass oder verschmutzt, stumpfen die Schneiden noch eher ab. Dann lässt er die Messer durch seinen Schleifautomaten laufen. Zeitaufwand: zwei Stunden. „Der einzelne Stein juckt mich da relativ wenig. Aber wenn ich wo hängen bleib, dann habe ich ein Problem“, bekennt der Landwirt auch eine höhere Anfälligkeit seiner Maschine.

„Braucht Sichtbarkeit“: Landwirt mahnt an Behörden

Dennoch: „Diese Art der Mahd ist sehr innovativ“, begrüßt Josef Schächtl, Bereichsleiter beim AELF Ebersberg-Erding, die Errungenschaft des Bruckers. Schächtl hofft, dass sich mehr Landwirte an das Projekt anschließen. Mit 60 Euro pro Hektar unterstützt das Bayerische Kulturlandschaftsprogramm (KULAP) all jene, die mit dieser Form der Mahd einen Beitrag zum Insektenschutz leisten.

Für mehr Sichtbarkeit des Konzepts, merkt Greithanner mit einem Blick in die Runde noch an, „wäre es vorteilhaft, wenn auch öffentliche Grünflächen so gemäht werden würden“. Den Insekten zuliebe.

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