Ukraine braucht dringend F-18-Kampfflugzeuge und THAADs aus den USA - doch stoppen die Lieferungen ganz?

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Die Ukraine sieht sich verstärkt russischen Luftangriffen ausgesetzt. Moderne Technik aus den USA soll dagegen helfen. Doch Amerika zögert.

Kiew – Die Aussichten der Ukraine für den Winter sind düster: Im russischen Angriffskrieg gehen die bangen Blicke vor allem in die USA. Der wichtigste Waffenlieferant für Kiew droht, seine Militärhilfe nicht aufrechtzuerhalten.

Die Freigabe neuer Hilfen wird derzeit von einem innenpolitischen Streit zwischen Demokraten und Republikanern im US-Parlament blockiert. Der Kommunikationsdirektor des Nationalen Sicherheitsrats, John Kirby, sagte bei einer Pressekonferenz im Weißen Haus, dass mehr als 90 Prozent der bisher bewilligten US-Mittel für die Ukraine aufgebraucht seien.

Was passiert, wenn die USA der Ukraine keine Waffen mehr liefert?

James O‘Brien, der im US-Außenministerium für Europa-Angelegenheiten zuständig ist, nahm am Mittwoch (8. Dezember 2023) vor einem Senatsausschuss Bezug auf eine Aussage von Kremlchef Wladimir Putin. Dieser hatte vor rund einem Monat gesagt, dass die Ukraine durch die westlichen Milliardenhilfen und Waffenlieferungen nur noch künstlich am Leben gehalten werde. „Stellen Sie sich vor, die Lieferungen enden morgen, dann überlebt sie nur eine Woche“, so Russlands Präsident damals. Das sei es, was nun mit Blick auf weitere Unterstützung seitens der USA auf dem Spiel stehe, warnte O‘Brien vor dem Ausschuss. US-Präsident Joe Biden wollte in diesem Jahr eigentlich ein Hilfspaket im Wert von 61,4 Milliarden Dollar auf den Weg bringen, dieses wurde aber von den Abgeordneten der Republikanischen Partei blockiert.

Auch das jüngste Nato-Mitglied Finnland nimmt an der Übung „Air Defender 23“ teil - und zwar mit vier Kampfjets vom Typ F/A-18 Hornet
Ein Kampfjets vom Typ F/A-18 Hornet. © Imago

Die US-Regierung versteht, wie dringend die Ukraine auf die Militärhilfe angewiesen ist. Nach einem Bericht der Nachrichtenagentur Reuters hat Kiew in einer neuen Anfrage neben bereits gelieferten Waffen nun auch mehrere hochentwickelte Systeme angefordert, die noch nicht bereitgestellt wurden, darunter F-18 Hornet-Kampfflugzeuge, Apache-Hubschrauber, die Luftverteidigungssysteme MQ-9B Sky Guardian und das Terminal High Altitude Area Defense (THAAD)-System. Außerdem Transportflugzeuge C-17 Globemaster, C-130 Super Hercules, Apache-Kampfhubschrauber und Black Hawk-Hubschrauber.

Neue Wunschliste der Ukraine für die USA: Sky Guardian und THAAD sollen Russlands Drohnen stoppen

Die Agentur zitierte eine Liste, die Beamte des ukrainischen Verteidigungsministeriums bei einem nichtöffentlichen Treffen mit Regierungsbeamten und Führungskräften der Verteidigungsindustrie vorgelegt hatten. Unabhängig überprüfbar sind die Forderungen nicht, die Ukraine will diese nicht kommentieren. Die ukrainischen Beamten forderten auch erneut Plattformen wie F-16-Kampfflugzeuge und das taktische ballistische Raketensystem ATACMS. Laut einem Bericht von Newsweek stehen diese seit langem ganz oben auf der Prioritätenliste des ukrainischen Militärs.

Die Luftverteidigung ist ein essenzielles Ziel der Ukraine. Sky Guardian und THAAD sollen dabei eine entscheidende Rolle spielen, damit Moskau Kiew nicht auch in diesem Winter über Angriffe auf kritische Infrastruktur ins Chaos stürzen kann. Die Bereitstellung von THAAD würde die Reichweite der Luftabwehr der Ukraine erweitern, wobei ihre effektive Reichweite von rund 200 Kilometern (statt bisher 70) und die Höchstreichweite von 150 km (statt bisher 24) erhöht würde. Diese erreichen sie aktuell mit Patriot PAC-3-Raketen.

Moskau greift verstärkt aus der Luft an - Kampfflugzeuge könnten russische Lufthohheit angreifen

Russland verstärkte jüngst seine Drohnenangriffe. Erst in der Nacht zum Mittwoch (6. Dezember 2023) zeigte sich wieder, wie nötig bessere Luftverteidigung für die Ukraine ist: Offiziellen Angaben zufolge beschoss Moskau Kiew erneut mit Dutzenden Kampfdrohnen. Von 48 unbemannten Angriffen seien 41 abgewehrt worden. Auch das von Deutschland gelieferte Iris-T-System hilft dabei mit. Nach zwei Monaten Pause begann Russland wieder, die Ukraine mit Marschflugkörpern anzugreifen. Ein Mensch wurde dabei getötet. Vier Wohnhäuser und ein Umspannwerk wurden beschädigt. Laut Kiew wurden von 19 abgefeuerten Marschflugkörpern 14 abgefangen.

Auch an der Front haben sich die ukrainischen Streitkräfte wiederholt über mangelnde Luftunterstützung beschwert. Der Mangel an Luftstreitkräften ist ein Grund, den ukrainische Kommandeure und Beamte als Grund für ihre kürzlich gescheiterte Gegenoffensive im Süden des Landes anführen. Sowohl F-16 als auch F-18 würden die Situation für Kiew verbessern und eine Luftwaffe modernisieren, die immer noch auf Flugzeuge aus der Sowjetzeit angewiesen ist. Aber nicht nur die USA, auch Finnland oder Australien könnten der Ukraine F-18-Jets liefern. Diese kann auch von kürzeren, weniger anspruchsvollen Start- und Landebahnen aus fliegen. Aufgrund dessen eignet sich das ursprünglich für US-Flugzeugträger konzipierte Flugzeug gut für die relativ alten Luftwaffenstützpunkte der Ukraine. (cgsc mit dpa)

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