Verbindung zum US-Präsidenten - Die AfD bejubelt die Rückkehr von Donald Trump: Das hat zwei eigennützige Gründe

Selfies, Jubel, Stolz: Die AfD wirkt bei der Amtseinführung von US-Präsident Donald Trump, als sei es auch ihr Sieg, der hier gefeiert wird. 

Das hat zwei Gründe: 

1. Trump vertritt vieles, was auch die AfD befürwortet. 

2. Die Parteiführung hofft, dass ein wenig US-amerikanischer Glanz auf die deutsche Partei abfärbt und ihr damit im heimischen Wahlkampf hilft.

Stolz postete etwa Parteichef Tino Chrupalla ein Foto von sich in der Capital One Arena in Washington und schrieb: „Man spürte den Optimismus und die Hoffnung in einen Präsidenten, der Wahlversprechen sofort erfüllt und sich um die Interessen der Bürger kümmern will. Wir kümmern uns um die Interessen deutscher Bürger!“

Für die AfD gilt: Trump als Idol, USA als Vorbild

Chrupalla steht beispielhaft für den derzeitigen Umgang der AfD mit Trump. Trump als Idol, USA als Vorbild: Die AfD umarmt die neue US-Regierung derzeit in zahllosen Tweets, Videos, Interviews.

AfD-Kanzlerkandidatin Alice Weidel lobte Trumps ersten Tag im Amt und twitterte, „Unser Land zuerst“ sei auch in Deutschland möglich. Im Interview bei RTL hatte sie am Vorabend erklärt, sie setze „große Hoffnungen in die Präsidentschaft von Donald Trump“. Analog zu Präsidentenberater Elon Musk könne sie sich auch in Deutschland Unterstützung durch erfolgreiche Unternehmer vorstellen.

„Überdrehte populistische Kommunikation“

Politikwissenschaftler Christian Stecker erklärte auf Tagesspiegel-Anfrage, die AfD könne durch Trumps Amtsübernahme auf unterschiedliche Weise profitieren. So erschienen extreme Positionen im mächtigsten Land der Welt nun mehrheitsfähig und würden so auch hierzulande weiter normalisiert. 

Beispiel: starke Ablehnung der Migration bis hin zu „Remigration“, die seit dem vergangenen Parteitag in der AfD als salonfähig gilt. Das gelte auch für „überdrehte populistische Kommunikation“, so Stecker, etwa: Das ehrliche Volk wehre sich gegen eine korrupte Elite.

Die AfD und das Trump-Lager haben inhaltlich viele Gemeinsamkeiten. Neben der Migration und dem Fokus aufs eigene Land leugnen beide die Ausmaße des menschengemachten Klimawandels, wollen eine extrem konservative Familienpolitik und hetzen gegen trans Menschen.

„Die AfD hat mit der heraufziehenden Oligarchie um Trump nun mächtige Verbündete in Washington in verschiedenen Politikfeldern“

Chrupalla will in Washington nun Gespräche mit Republikanern führen. Zusammen mit dem AfD-Chef reisten weitere Parteivertreter in die USA. „Die AfD hat mit der heraufziehenden Oligarchie um Trump nun mächtige Verbündete in Washington in verschiedenen Politikfeldern“, sagte Politikwissenschaftler Christian Stecker.

Auch bei der Frage nach Plattformregulierung sind sich die beiden Lager nahe, beobachtet Stecker: „Eine zynische Pointe wird sein, dass diejenigen in der AfD, die bisher die vermeintlich mangelnde Souveränität Deutschlands gegenüber den USA beklagt haben, diese Einmischung begrüßen werden“, sagte Stecker mit Blick auf eine europäische Regulierung von „X“.

Grundsätzlich ist Anti-Amerikanismus bei AfD-Politikern und Anhängern ähnlich wie beim BSW deutlich stärker ausgeprägt als im Bevölkerungsdurchschnitt.

Trotz allem: AfD und Republikaner bei weitem nicht in allem einig

Vor zwei Wochen hatte Weidel auf der Plattform mehr als eine Stunde mit US-Milliardär Elon Musk gesprochen, über die AfD, den Nationalsozialismus und den Mars. In der erweiterten Parteiführung waren darüber viele irritiert, was bleibt, ist allerdings der Eindruck: Die AfD hat Kontakt zum neuen Präsidentenberater. Elon Musk hatte mehrfach betont, dass seiner Wahrnehmung nach nur die AfD Deutschland retten könne.

Trotz alledem sind sich AfD und Republikaner allerdings bei weitem nicht in allem einig. So ist die AfD etwa für die Gaspipeline Nord Stream, die USA sind dagegen. Und man verwehrt sich gegen allerlei – so bezeichnen es die Rechten – „Einmischung“ der Amerikaner. 

Manche in der Partei teilen Verschwörungstheorien, wonach die USA in Deutschland als geheimer Strippenzieher agierten. Raketen sollen die USA nach dem Willen der AfD nicht auf deutschem Boden stationieren. Dagegen sind auch viele Wähler.

Wer sich in der Bundesrepublik von der liberalen Demokratie abgewendet hat und eine rechtsnationale Agenda befürwortet, findet in Trumps USA fortan ein Vorbild und einen Verbündeten.

„Wer sich von der liberalen Demokratie abgewendet hat, findet in Trumps USA fortan ein Vorbild“

Grundsätzlich, so erklärte der Politikwissenschaftler, sei Anti-Amerikanismus bei AfD-Politikern und Anhängern ähnlich wie beim BSW deutlich stärker ausgeprägt als im Bevölkerungsdurchschnitt.

Das könne sich nun mit Trump ein Stück weit ändern: „Wer sich in der Bundesrepublik von der liberalen Demokratie abgewendet hat und eine rechtsnationale Agenda befürwortet, findet in Trumps USA fortan ein Vorbild und einen Verbündeten“, so Stecker.

Ob der vermeintliche Glanz bis in den deutschen Wahlkampf hinein wirkt, scheint dagegen fraglich. AfD-Wähler argumentieren bei ihrer Wahlentscheidung in erster Linie mit persönlichen Interessen, weniger mit bilateralen Beziehungen.

In jedem Fall, so prognostiziert Stecker, dürfte Trumps Amtsübernahme die Polarisierung zwischen der AfD und ihren Gegnern festigen, denn für letztere wirke die Bedrohung durch den Schulterschluss zwischen der rechten Partei und dem Trump-Lager noch unmittelbarer.

Von Stefanie Witte

Das Original zu diesem Beitrag "Rückenwind aus den USA?: Das bedeutet der Trump-Erfolg für die AfD" stammt von Tagesspiegel.