Abschreckung gegen Putin: Polen stärkt Verteidigung an seinen Ostgrenzen
Russlands Nachbarländer sorgen sich vor der Unberechenbarkeit des Kremls. Polen setzt nun zu einem historisch großen Sicherheitsprojekt an, dem „Schutzschild Ost“.
Warschau/Moskau – Seit Beginn des Ukraine-Kriegs mit der russischen Invasion seines Nachbarlands bestehen auch bei anderen an Russland grenzenden Länder Sorgen darum, dass Wladimir Putin seine territorialen Bemühungen irgendwann auch auf sie ausweiten könnte. Neben den Ländern des Baltikums fürchtet sich auch Finnland vor seinem großen russischen Nachbarn. Nun wappnet sich auch Polen vor der Unberechenbarkeit des Kremls.
Polens Präsident Tusk: „Unsere Pflicht, die polnischen und europäischen Grenzen zu schützen“
Wie mehrere internationale Medien berichten, hat Polen damit begonnen, verstärkte Befestigungen an seiner Grenze Ostgrenze zu errichten. Offiziell bekanntgegeben wurde dies von Polens Ministerpräsident Donald Tusk, der die Information bereits Mitte Oktober (14. Oktober) auf dem Kurznachrichtendienst X teilte. „Es ist unser Recht und unsere Pflicht, die polnischen und europäischen Grenzen zu schützen. Über ihre Sicherheit wird nicht verhandelt werden. Mit niemandem. Sie ist eine Aufgabe, die erfüllt werden muss. Und meine Regierung wird diese Aufgabe erfüllen“, erklärte Tusk darin.
Auf X teilte Tusk am Donnerstag vom Beginn der Bauarbeiten und schrieb: „Der Bau des Ostschildes hat begonnen! Erste Arbeiten an der Grenze zu Russland.“ Mit dem Bau soliderer Befestigungen an seiner Ostgrenze schließt Polen an ein Projekt namens „Schutzschild Ost“ an. Im Zuge des großangelegten Verteidigungsvorhabens, das als eines der größten Sicherheitsinvestitionen der polnischen Geschichte gilt, will Polen seine östlichen Grenzen umfassend absichern. Bis zu seiner Fertigstellung im Jahr 2028 plant der polnische Staat, rund 2,3 Milliarden Euro in das Projekt zu seiner Verteidigung vor Russland zu investieren.
Im Südosten grenzt Polen an die Ukraine, weiter nördlich zieht sich die Polens Grenze zu Belarus über 400 Kilometer in die Länge. Daneben teilt sich Polen eine rund 230 Kilometer lange Grenze mit der russischen Exklave Kaliningrad. Experten sind sich sicher, dass die geographisch wichtige Exklave Putins auch bei einer potentiellen Ausweitung Putins territorialer Bemühungen auf das Baltikum etwa zu einem Schlüssel für den Kreml werden könnte.
Polens „Schutzschild Ost“ ist ein historisch großes Sicherheitsprojekt für das Land
Als das Projekt „Schutzschild Ost“ im Mai vorgestellt worden war, sprach Polens Staatschef davon, mit dieser Maßnahme „den Feind abschrecken“ zu wollen. An potenzielle Angreifer richtete Tusk bereits damals die deutlichen Worte: „Haltet euch von Polen fern“. Insgesamt will Polen im Zuge seines Großprojekts 700 Kilometer Grenze verstärkt absichern, 400 Kilometer dessen macht die Grenze zu Belarus aus, Russlands engstem Verbündeten.
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Gleich fünf Ministerien beteiligen sich an dem Verteidigungsprojekt. „Das zeigt, dass die Aktivitäten umfassend koordiniert werden und dass die Regierung das Programm sehr ernst nimmt“, wurde General Mieczysław Bieniek, ein ehemaliger stellvertretender strategischer NATO-Befehlshaber, im Juni (13. Juni) vom Mitteldeutschen Rundfunk (MDR) zitiert.
„Schutzschild Ost“ umfasst eine Reihe von Maßnahmen: So sollen in seinem Rahmen physische Hindernisse an Polens Ostgrenze verstärkt werden, darunter Panzersperren und Bunker. Moderne Überwachungstechnologien, die sich auf Künstliche Intelligenz stützen und mitunter der frühzeitigen Erkennung von Bedrohungen dienen, sollen künftig ebenso an Polens östlichen Grenzen zu Belarus und der russischen Exklave Kaliningrad zum Einsatz kommen. Ergänzt wird das System durch elektronische Kampftechnologien und Anti-Drohnen-Abwehr, die speziell auf Luftbedrohungen ausgelegt sind.
Polen sorgen sich vor Putin – im Zuge von „Schutzschild Ost“ verstärkt Warschau auch die Grenze zu Belarus
Neben den „Schutzschild-Ost“-Plänen will Polens Regierungschef Tusk aber auch den Grenzzaun zum russischen Verbündeten Belarus erneuern. Dem MDR zufolge hatte es in der Vergangenheit immer wieder Zwischenfälle gegeben, bei denen polnische Sicherheitskräfte Migranten aus Belarus daran hindern wollten, nach Polen zu gelangen. In der grenznahen Region auf polnischem Territorium soll außerdem der polnische Grenzschutz mit Hilfe der Armee gegen Verstöße an der Grenze agieren.
Die Angst vor einem Angriff Russlands ist in Polen seit Beginn von Putins Invasion der Ukraine existent. In einer repräsentativen Umfrage im April gaben dem MDR zufolge 57 Prozent der Befragten an, in den nächsten drei bis acht Jahren einen bewaffneten russischen Angriff auf Nato-Länder wahrscheinlich halten. (fh)