St. Benedikt: Alle wollen Kirche erhalten, aber sich nicht selbst engagieren

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Die renovierungsbedürftige Kirche St. Benedikt wurde profaniert, ihre weitere Nutzung ist ungewiss, auch ein Abriss ist möglich. © Andrea Kästle

Nach der Profanierung von St. Benedikt ringt der Pfarrverband um die Zukunft der Kirche in Ebenhausen. Doch das Engagement ist verhalten.

Baierbrunn/Schäftlarn – Seit gut vier Wochen wird jetzt in St. Benedikt, der katholischen Kirche von Ebenhausen mit dem charakteristischen spitzen Kirchturm, nicht mehr gepredigt. Das Gotteshaus, einst konzipiert für einen wachsenden Ortsteil, der dann kleiner blieb als gedacht, ist die erste Kirche in der Diözese, die profaniert wurde, zum Jahresende 2023. Jetzt kamen bei einer Sitzung des Pfarrverbandsrats erstmals Kirchgänger, Bürger und Vertreter des Ordinariats zusammen, um Überlegungen anzustellen, wie es weitergehen könnte.

Bürger sprechen von Vertrauensverlust

Dabei war überhaupt nicht Thema an dem Abend, was anstelle der Kirche, wenn man sie abreißen würde, entstehen könnte. Die Wortbeiträge der rund 100 Besucher erschöpften sich darin, zu beanstanden, dass man nicht einbezogen worden sei in die Entscheidung. „Es ist Vertrauen verloren gegangen, der Prozess war unsäglich“, meinte eine Frau. St. Benedikt sei die einzige barrierefreie Kirche im Pfarrverband.

„Der ureigene Zweck von Kirche ist Seelsorge, wir sind kein Immobilienunternehmen“: Diözesanbaumeister Marinus Kohlhauf in Baierbrunn (l.) neben Kirchenpfleger Karl Egner.
„Der ureigene Zweck von Kirche ist Seelsorge, wir sind kein Immobilienunternehmen“: Diözesanbaumeister Marinus Kohlhauf in Baierbrunn (l.) neben Kirchenpfleger Karl Egner. © Andrea Kästle

Gemeinde würde Kirchenraum mieten

Weil weder Gemeinde noch Ordinariat die Kirche halten können, wurde dann überlegt, nach Sponsoren zu suchen, die bereit wären, die drei Millionen aufzubringen, die die Renovierung von St. Benedikt mindestens kostet. Mehrfach wurde die Akustik gelobt und gesagt, die Kirche eigne sich als „Konzert-, Versammlungs- und Theaterraum“. Bürgermeister Christian Fürst (CSU) hatte klargemacht: „Wir stecken keinen Cent in das Gebäude“, daran, den renovierten Kirchenraum zu mieten, sei die Gemeinde aber interessiert.

Arbeitskreis, um Ideen zu sammeln

Letztlich einigte man sich darauf, Ideen zur künftigen Nutzung und wie an das nötige Kleingeld zu kommen ist, bis Christi Himmelfahrt zu sammeln. Koordinieren soll das Marcel Tonnar, Zweiter Bürgermeister von Schäftlarn (Grüne). Als Valerie Dohna vom Pfarrgemeinderat Baierbrunn fragte, wer noch bereit sei von den Anwesenden, sich zu engagieren in einem zu gründenden Arbeitskreis zur Zukunft von St. Benedikt, meldete sich niemand. Man brauche jetzt erstmal Zeit, hieß es seitens der Besucher einerseits, andererseits wurde gemahnt: „Wir wollen keine Ruine im Ort.“ Irgendwann stellte Moderator Stephan Hubl fest: „Man sieht, das Thema ist komplex.“

Vertreter des Ordinariats räumen Fehler ein

Derweil waren die Vertreter des Ordinariats, Jan Schumann und Marinus Kohlhauf, durchaus bereit, Fehler einzuräumen. Schumann, Leiter des Fachbereichs Raumanalyse, sagte: „Es ist der erste Fall für uns, wir haben keine Ahnung, wie Profanierung geht.“

Marinus Kohlhauf wiederum, Hauptabteilungsleiter Bauwesen, hatte zu Beginn des Abends ausführlich dargelegt, warum es dem Ordinariat unmöglich ist, die Kirche zu retten. 33 Millionen Euro stehen in der Diözese im Jahr zur Verfügung aus Kirchensteuereinnahmen, um 3500 Kirchen und Kapellen in 740 Pfarreien zu unterhalten. „Das Geld ist jeweils sofort weg.“ Schäftlarn sei ohnehin privilegiert mit vier weiteren Kirchen im Gemeindegebiet. Für den Pfarrverband sagte Karl Egner, Kirchenpfleger in Ebenhausen: „Es ist viel schiefgelaufen, aber jetzt haben wir die Möglichkeit, noch was zu machen.“ Wer ein „tragbares Konzept“ habe, solle das vorlegen.

Besucher gehen vorzeitig, Pfarrer ärgert sich

Dann wurde der Tagesordnungspunkt nach zwei Stunden beendet. Nächstes Thema war, wie wieder Leben in den Pfarrverband gebracht werden kann. Ein Teil der Besucher stand auf und ging, Pfarrer Stefan Scheifele sagte leicht ärgerlich: „Die Kirche braucht Menschen. Und keinen Konzertsaal.“

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