Umfrage zeigt Rentenangst in Deutschland: Vertrauen in die Altersvorsorge schwindet
Kanzler Scholz lehnt eine Erhöhung des Rentenalters und ein Ende der Rente mit 63 ab. Laut einer Umfrage trauen die Menschen in Deutschland dem Versprechen offenbar nicht so recht.
Berlin – Das Rentensystem in Deutschland ächzt, denn die Gesellschaft überaltert. Heißt: Immer mehr Menschen beziehen Rente und immer weniger zahlen ein. Die Ampel will trotz dieser finanziellen Schieflage die Beitragssätze bis 2040 konstant bei 48 Prozent halten. Das Rentenpaket II solle den Menschen in Deutschland Sicherheit bieten, betonte SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert am Montag. Wie eine Insa-Meinungserhebung im Auftrag der Bild-Zeitung nun zeigt, glaubt ein Großteil der Befragten offenbar nicht, dass die Rente in Deutschland für alle sicher ist.
Rente mit 69? Deutsche fürchten laut Insa-Umfrage um finanzielle Sicherheit im Alter
Ein Großteil der Befragten hält die Rente nicht für sicher: 72 Prozent gaben laut Angaben der Bild-Zeitung in der Insa-Umfrage an, nicht der Meinung zu sein, dass die Rente für alle sicher sei. Nur 20 Prozent bejahten dies. 38 Prozent der Befragten hatten die Erwartung, dass das Renteneintrittsalter demnächst von 67 auf 69 Jahre steigen werde. Rund ein Drittel (29 Prozent) glaubten Bild-Angaben zufolge sogar, dass sie bis zum Alter von 70 oder länger arbeiten müssen.
Details zur Meinungserhebung wie etwa die Fehlerquote, die Anzahl der Befragten, der Befragungszeitraum oder die genaue Fragestellung veröffentlichte Bild in dem Beitrag am 28. Mai zunächst nicht, weshalb sich die Befragungsergebnisse nicht einordnen lassen. Bereits im April hatte es eine ähnliche Befragung von Insa für die Bild am Sonntag gegeben, bei der das Institut am 4. und 5. April 1.045 Menschen befragte. Damals waren 72 Prozent der Befragten der Auffassung, dass die Rente auf lange Sicht „eher unsicher“ sei. Nur 21 Prozent hielten die Rente „eher für sicher“, sieben Prozent äußerten sich nicht.
Diskussion um die Zukunft der abschlagsfreien Rente mit 63 – und ein höheres Renteneintrittsalter
In der öffentlichen Diskussion stand zuletzt die abschlagsfreie Rente mit 63. Die FDP forderte deren Abschaffung. Monika Schnitzer, die Vorsitzende der Wirtschaftsweisen, hatte indes eine zielgenauere Version vorgeschlagen: Die Rente mit 63 solle ohne Abschlägen nur Geringverdienern vorbehalten sein, meint die Expertin. Die Sozialdemokraten lehnen Änderungen an der Rente mit 63 ab. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte unlängst bekräftigt, dass es mit ihm keine Veränderungen beim Renteneintrittsalter und der Rente mit 63 geben werde. Arbeitsminister Hubertus Heil (SPD) schlägt stattdessen vor, ältere Menschen dazu bringen, freiwillig länger zu arbeiten.
Der oberste Währungshüter Deutschlands, Bundesbank-Präsident Joachim Nagel, sprach sich am vergangenen Wochenende ebenfalls gegen die Rente mit 63 aus. „Wenn wir länger leben, sollte auch das Rentenalter nach einem festen Schlüssel steigen“, sagte der Bundesbank-Chef der Berliner Morgenpost. „Hält man das Verhältnis von Rentenjahren zu Arbeitsjahren konstant, könnte das Rentenalter dann bis 2070 nach und nach auf 69 Jahre steigen. Auf diese Weise ließe sich der Fachkräftemangel lindern und das langfristige Wachstum stützen“, so der Wirtschaftsexperte weiter. Ähnlich sieht es auch der Rat der Wirtschaftsweisen, der die Regelaltersgrenze alle 20 Jahre um ein Jahr anheben will – etwa 2090 läge das Rentenalter dann bei 70 Jahren. Das Bundeskabinett will am kommenden Mittwoch das Rentenpaket II beschließen.
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