Neue Umfrage: AfD-Knall kurz vor NRW-Wahl – CDU stünde vor einem Dilemma
Eine Umfrage sieht die AfD als mit deutlichem Abstand stärkste Kraft in Sachsen-Anhalt. Die CDU wäre zwar die Nummer zwei, hätte aber ein Problem.
Magdeburg – Das Wahljahr 2025 mit dem Highlight der vorgezogenen Bundestagswahl im Februar trudelt weitgehend ruhig aus. In Nordrhein-Westfalen stehen allerdings noch Kommunalwahlen an. Am 14. September werden unter anderem Stadt-, Kreis- und Landräte sowie (Ober-)Bürgermeister gewählt. Im Vorfeld machten vor allem sieben Todesfälle unter AfD-Kandidaten Schlagzeilen, auch andere Parteien trauern um Mitglieder, die sich um die Posten beworben hatten.
Bei einem Besuch in Münster erklärte Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zuletzt zwar, die Politik auf Bundes- und Landesebene werde „nur begrenzten Einfluss haben auf die Wahlergebnisse“. Hinschauen wird der Sauerländer trotzdem, wie seine Partei im bevölkerungsreichsten Bundesland abschneidet. Und ganz genau hinschauen sollte er auch bei einer neuen Umfrage aus Sachsen-Anhalt. Denn die dürfte nicht nur bei den Christdemokraten die Alarmglocken schrillen lassen.
Umfrage in Sachsen-Anhalt: AfD hängt CDU und andere Parteien deutlich ab
Beim neuen Sachsen-Anhalt-Trend von Infratest dimap für MDR, Mitteldeutsche Zeitung und Volksstimme hängte die AfD die mit Ausnahme der Wahl 1998 stets dominierende CDU deutlich ab. 39 Prozent der zwischen dem 28. August und dem 2. September befragten 1167 Bürger würden demnach ihre Stimme der rechtspopulistischen Partei geben. Die CDU um den scheidenden Ministerpräsidenten Reiner Haseloff kommt rund ein Jahr vor der Wahl am 6. September 2026 auf 27 Prozent.
Für die Regierungspartei ist das der schlechteste Wert dieser Legislaturperiode, für die AfD der mit Abstand beste jemals ermittelte in dem Bundesland. Bislang waren 33 Prozent Zustimmung im Oktober 2023 das höchste der Gefühle. Zugleich wäre es beinahe eine Verdoppelung des Wertes der Landtagswahl 2021, als die AfD 20,8 Prozent erreichte und wie schon bei ihrer Premiere fünf Jahre zuvor zweitstärkste Kraft war. Die CDU war jedoch mit 37,1 Prozent klarer Wahlgewinner, seither regiert sie mit SPD und FDP in einer Deutschland-Koalition.
Wahl-Umfrage aus Sachsen-Anhalt (4. September 2025)
AfD: 39 Prozent
CDU: 27 Prozent
Linke: 13 Prozent
SPD: 7 Prozent
BSW: 6 Prozent
Grüne: 3 Prozent
Sonstige: 5 Prozent
Quelle: Infratest dimap
Ein solches Dreier-Bündnis ist auf Landesebene aktuell einmalig. Eine Wiederholung gilt quasi als ausgeschlossen. Die SPD liegt in der neuesten Umfrage noch bei sieben Prozent, die FDP läuft nur noch unter Sonstige, die zusammen fünf Prozent erhalten. Die Liberalen übersprangen die Fünf-Prozent-Hürde zuletzt bei einer Umfrage im Juni 2023. Den Landtag komplettieren würde die Linke mit 13 Prozent und das BSW mit sechs Prozent. Die Grünen wären dagegen mit drei Prozent raus – wie zuletzt nach der Wahl 2006.
AfD bei Umfrage deutlich vorn: Mehr als die Hälfte der Befragten kennt den Fraktionschef nicht
Während der scheidende Haseloff den Staffelstab an Wirtschaftsminister und CDU-Landeschef Sven Schulze übergeben will, würden sich 47 Prozent der Teilnehmer der Umfrage auch nach der Wahl eine von der Kanzler-Partei geführte Landesregierung wünschen. 37 Prozent wollen dagegen die AfD an der Spitze sehen. Die übrigen Befragten votierten für „weiß nicht“ oder machten keine Angaben.
Sollte die CDU ihren 2018 getroffenen Unvereinbarkeitsbeschluss hinsichtlich einer Zusammenarbeit mit der AfD aufrechterhalten, wäre sie für eine Mehrheit allerdings auf die Linke angewiesen. Auch mit der werden „Koalitionen und ähnliche Formen der Zusammenarbeit“ jedoch seither ausgeschlossen. Folglich stünden die Christdemokraten vor einem Dilemma.

Interessant bei der Umfrage: 56 Prozent der Teilnehmer gaben an, Ulrich Siegmund von der AfD nicht zu kennen. Der 34-Jährige führt die Landtagsfraktion gemeinsam mit Oliver Kirchner an. Einen wirklich hohen Bekanntheitsgrad hat von den Spitzenpolitikern aber auch nur Haseloff, den lediglich zwei Prozent der Befragten nicht kennen.
AfD mit starken Umfrage-Werten: Auch in Mecklenburg-Vorpommern wohl bald stärkste Kraft
Auch in Mecklenburg-Vorpommern, wo zwei Wochen nach Sachsen-Anhalt gewählt wird, sahen Umfragen die AfD zuletzt klar auf Platz eins. Dort kam sie bei Erhebungen in den ersten Monaten des Jahres auf 29 beziehungsweise 30 Prozent. Deutlich dahinter liegt die SPD von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig mit 21 respektive 22 Prozent.
In Thüringen stellt die AfD bereits seit der Wahl vor einem Jahr die größte Fraktion im Landtag. Mit 32,8 Prozent lag sie 9,2 Prozentpunkte vor der CDU, fand jedoch keinen Koalitionspartner. Das dürfte ihr auch in anderen Parlamenten schwerfallen.
Setzt die AfD ihren Aufstieg wie in den vergangenen Monaten fort, ist sie womöglich in einigen neuen Bundesländern aber gar nicht mehr darauf angewiesen, mit anderen Parteien zu koalieren. Was dann wiederum erhebliche Auswirkungen auf die Bundespolitik hätte. Daher werden die Umfrage-Ergebnisse auch Merz und seiner Regierung zu denken geben. (mg)