„Zeitenwende“: Deutsches Familienunternehmen erwägt Eintritt in die Rüstungsproduktion

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Angesichts der geopolitischen Lage erwägt das christlich geprägte Familienunternehmen Trumpf erstmals in der Firmengeschichte den Eintritt in die Rüstungsproduktion.

Ditzingen - Während Schlüsselindustrien wie die Autobranche oder der Maschinenbau derzeit massiv zu kämpfen haben, sind Rüstungsunternehmen wie Rheinmetall, Heckler & Koch oder auch der Panzermotorenbauer Rolls-Royce Power Systems im Aufschwung. Einem Bericht zufolge erwägt auch das traditionsreiche Familienunternehmen Trumpf mit Sitz in Ditzingen bei Stuttgart (Baden-Württemberg) angesichts der geopolitischen Weltlage erstmals in der mehr als einhundertjährigen Firmengeschichte den Eintritt in die Rüstungsbranche. Im vergangenen Jahr zog ein Rüstungsunternehmen einen Millionenauftrag der Marine an Land.

Der Laserspezialist Trumpf hat aktuell ebenfalls zu kämpfen und kürzte im vergangenen Jahr beispielsweise die Arbeitszeit und damit die Löhne der Mitarbeiter am Stammsitz. Dennoch ist die Überlegung, die Lasertechnologie auch für militärische Zwecke einzusetzen, offenbar nicht nur von einem finanziellen Anreiz geprägt. „Auch wir in der Wirtschaft müssen unseren nötigen Beitrag zu einer wehrhaften Demokratie neu bewerten“, hatte Aufsichtsratschef Peter Leibinger laut dem Handelsblatt im Vorfeld der Münchner Sicherheitskonferenz betont.

Trumpf betont: „Produkte sollen nicht als Waffe gegen Menschen eingesetzt“ werden

Bei Trumpf ist bislang in einem Gesellschaftervertrag aus dem Jahr 2015 festgelegt, dass sich das von christlichen Werten geprägte Familienunternehmen nicht an der Waffenproduktion beteiligt. Selbst in den 1930er und 40er Jahren, als beispielsweise auch der heutige Mercedes-Konzern im Zuge des Zweiten Weltkriegs auf die Rüstungsproduktion umstieg, stellte Trumpf weiterhin hauptsächlich biegsame Wellen und elektrische Handscheren her. Wegen der derzeitigen Lage kündigte Peter Leibinger auf der Münchner Sicherheitskonferenz aber eine „Zeitenwende“ an und erklärte, dass der „Wert der Verteidigungsfähigkeit und der notwendigen Güter“ innerlich bejaht werden müssten.

Name TRUMPF SE + Co. KG
Gründung 1923
Sitz Ditzingen, Baden-Württemberg
Branche Maschinenbau
Mitarbeiter 19.018 (2023/2024)
Umsatz 5,2 Milliarden Euro (2023/2024)

Dem Handelsblatt zufolge hat das Ditzinger Traditionsunternehmen bereits eine Lasertechnologie erprobt, mit der beispielsweise Flugobjekte wie Drohnen untauglich gemacht werden könnten. Dabei sind offenbar zwei verschiedene Ansätze im Gespräch. Zum einen könnte ein Hochenergielaser die Sensoren der Flugobjekte blenden und ihnen somit die Sicht nehmen; zum anderen sind bestimmte Trumpf-Laser aber auch in der Lage, mühelos auch das dickste Blech zu scheiden, und könnten somit auch dazu eingesetzt werden, Flugobjekte komplett unschädlich zu machen. Ein Unternehmenssprecher betonte laut der Stuttgarter Zeitung (StZ) aber, dass „Trumpf-Produkte nicht als Waffe gegen Menschen eingesetzt werden“ sollen.

Ein grüner Laser strahlt am nächtlichen Himmel über Stuttgart.
Die Laser von Trumpf könnten zur Abwehr unbemannter Flugobjekte verwendet werden, aber nicht als Waffe gegen Menschen. © Christoph Schmidt/dpa

Trumpf-Laser für die Abwehr: Bericht spricht von Anfragen aus Europa und Israel

Selbst wenn Trumpf nach über einhundert Jahren doch den Eintritt in die Rüstungsproduktion wagt, sollen die Technologien aus Ditzingen also nur zur Abwehr eingesetzt werden. Während das Handelsblatt bereits von Anfragen aus Europa und Israel berichtete, wollte der Unternehmenssprecher gegenüber der StZ sogar die angesprochenen Tests nicht kommentieren. Fest steht aber, dass Trumpf als Laserhersteller und Maschinenbauer die Unterstützung eines Rüstungsunternehmens benötigen würde, um solche Vorhaben umzusetzen. Das würde sich in der aktuellen Lage auch finanziell für das Traditionsunternehmen auszahlen. Laut einer Analyse sollen Rüstungsproduzenten ihre Einnahmen bis 2026 beinahe verdoppeln können.

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