Iran-Israel-Krieg als „Adrenalinstoß“ für Putin: Russland kann diese neue Krise für sich nutzen

  1. Startseite
  2. Wirtschaft

Kommentare

Die Eskalation zwischen Iran und Israel erfordert viele Opfer und versetzt die Welt in Leid und Angst. Doch einer kann die Gunst der Stunde nutzen: Kremlchef Putin.

Teheran – Während Israel und Iran ihre gegenseitigen Angriffe fortsetzen, freut sich eine dritte Person: Ausgerechnet Kremlchef Wladimir Putin kann Nutzen aus dem Iran-Israel-Konflikt ziehen. Der tobende Konflikt lässt die Ölpreise explodieren – für den Energiemarkt und die Weltwirtschaft eine kritische Lage, für Russlands Wirtschaft eine mögliche Chance.

Gewinner des Iran-Israel-Konflikts? Russlands Wirtschaft könnte profitieren – Ölpreise reagieren

Die Ölpreise sind nach dem israelischen Großangriff auf den Iran deutlich gestiegen. Der Preis für ein Barrel (159 Liter) der Nordseesorte Brent zur Lieferung im August kletterte in der Nacht zum Freitag (13. Juni 2025) um bis zu 13 Prozent auf 78,50 Dollar und damit den höchsten Stand seit Januar.

Wladimir Putin in Moskau.
Russlands Wirtschaft könnte vom Iran-Israel-Konflikt profitieren – Ölpreise reagieren. © IMAGO / ZUMA Press

„Das ist eine zutiefst beunruhigende Situation, denn wir haben ja jetzt schon eine sehr hohe Verunsicherung an den Märkten. Diese wird sich nun noch weiter verstärken“, sagte der Vorsitzende des Wissenschaftlichen Beirats beim Bundesministerium der Finanzen, Jörg Rocholl, am selben Tag RTL und ntv

Auch die deutsche Wirtschaft leidet unter den steigenden Ölpreisen und bis die Preisexplosion in den privaten Haushalten zu spüren sind, ist auch nur eine Frage der Zeit. „Für Unternehmen dauert es üblicherweise einen Moment, bis sie ihre Preise anpassen, aber für den privaten Verbrauch ist das auch kurzfristig recht ausschlaggebend“, kommentierte DIW-Konjunkturchefin Geraldine Dany-Knedlik bei einer Pressekonferenz. Zudem ist die wichtigste Ölader in Gefahr, die für die weltweite Versorgung eine wichtige Rolle spielt: die Straße von Hormus. Eine Störung oder gar Blockade des Schiffsverkehrs durch den Iran könnte eine weltweite Krise auslösen.

Ölpreise explodieren nach Israels Angriff auf Iran: Russlands Wirtschaft freut sich

Die Entwicklung bei der Öllieferung und bei den Ölpreisen werden Russlands Wirtschaft jedoch zum Vorteil. Eigentlich sah es für den russischen Energiesektor weniger vielversprechend aus – Einnahmen aus dem Ölgeschäft brachen ein und die westlichen Sanktionen erschwerten den Handel mit anderen Käufern. So nahm die EU in den jüngsten Sanktionspaketen Putins Schattenflotte stärker ins Visier.

Wenn durch den Israel-Iran-Konflikt die globalen Ölpreise steigen, könnte das auch die Preise der russischen Rohölsorte Ural betreffen. „Für Russland könnte dies der Adrenalinstoß sein, den es braucht, um seine blutarmen Ural-Rohölpreise wieder in Gang zu bringen“, sagte David Fyfe, Chefökonom des Marktanalyseunternehmens Argus Media, dem Kyiv Independent. Die russischen Ural-Ölpreise wurden im Frühjahr sogar für unter 50 US-Dollar gehandelt. Auslöser war vor allem der Handelskrieg, den Donald Trump durch seine aggressive Zollpolitik ausgelöst hatte.

Steigende russische Ölpreise könnte Putin wieder größere Einnahmen aus den Ölgeschäften in seine Kriegskasse spülen. Für den Haushalt sind die Einnahmen unverzichtbar. „Der russische Haushalt hängt direkt vom Ölpreis ab. Je höher er ist, desto besser ist es für die Russen“, sagte der in Warschau ansässige Energieanalyst Wojciech Jakobik dem Kyiv Independent.

Konflikt im Nahen Osten eskaliert – Absenkung der Ölpreisobergrenze nun unwahrscheinlich?

Auch die Sorge um eine Absenkung der Ölpreisobergrenze für Russland von 60 auf 45 US-Dollar könnte schwinden. „Es ist möglich, dass die mögliche Bedrohung der Ölversorgung im Nahen Osten die G7-Staaten dazu zwingt, ihre derzeitigen Versuche, die Preisobergrenze für russische Rohölexporte von 60 auf 45 Dollar pro Barrel zu senken, zu unterbrechen“, sagte Fyfe. Die Preisobergrenze bzw. das Ölembargo ist eine Sanktionsmaßnahme der EU, um Putins Ölgeschäft einzuschränken.

Neben den wirtschaftlichen Vorteilen, die Putin aus der Lage im Nahen Osten ziehen könnte, gibt es Vermutungen über einen möglichen diplomatischen Schachzug Russlands. Der Kreml könnte zudem versuchen, sich als Vermittler zwischen Israel und dem Iran darzustellen, sagen Analysten laut Kyiv Independent.

Auch interessant

Kommentare