Dreckig machen erlaubt: Die neue Waldkindergarten-Gruppe der städtischen KiM-Kita mit frisch gebauter Jurte wurde eröffnet. Die „Füchse“ bekamen vom Stadtoberhaupt höchstpersönlich die Genehmigung zum ausgelassenen Toben im Schlamm.
Penzberg – Auf dem Weg zur neuen Waldkindergarten-Gruppe rascheln die ersten gefallenen Blätter unter den Schuhen, Kies knirscht und kleine Äste knacken. Über nasses Gras, Schlamm und Hackschnitzel führt der Weg, bis in der Ferne das helle Planen-Dach der Jurte erscheint.
Penzberg: Städtische KiM-Kita eröffnet Waldkindergarten-Gruppe und Jurte
An diesem Tag haben nicht nur die 14 „Füchse“ mit ihren Erzieherinnen und einem Erzieher den Weg zurückgelegt. Auch KiM-Kita-Leiterin Martina Schweiger, Penzbergs Bürgermeister Stefan Korpan (CSU), Projektbeteiligte, Nachbarn, Eltern und die Rundschau haben sich auf den Weg zu dem Grundstück am Waldrand gemacht – zur offiziellen Eröffnung der Gruppe. Etwa zehn Minuten dauert der Weg von der städtischen Kita am Daserweg. Für die Kinder gehört der tägliche Gang zur Jurte „zur pädagogischen Kernzeit“, wie Schweiger erklärt. Hier wird so Manches entdeckt und zahllose Eindrücke aufgenommen.
Das O.k. für die Schaffung der Gruppe hat der Bauausschuss seinerseits im Februar 2025 erteilt (Rundschau berichtete). Den Bau der Jurte beschloss das Gremium wiederum im April. Am 9. September ist die Waldgruppe der städtischen Kita nun gestartet. Insgesamt 21 Plätze gibt es. Drei davon für Kinder mit besonderem Förderbedarf.
Die Idee für die Gruppe war im Frühjahr 2024 entstanden, als klar wurde, dass die vorhanden Betreuungsplätze in Penzberg nicht ausreichen. In seiner Eröffnungsrede blickt Bürgermeister Korpan auf die Anfänge des Projekts zurück. Von einem „glücklichen Zufall“ spricht er, als die Stadt das Grundstück am Daserweg 29 für die Jurte von der Besitzerin zur Pacht bekommen hat.
Kostenrahmen für Penzberger Waldkindergarten-Gruppe wird eingehalten
Der Kostenrahmen wird mit 100.000 Euro brutto eingehalten, sagt Korpan. Außerdem werde das Projekt vom Freistaat Bayern mit 1.200 Euro gefördert – „und das jährlich.“
Für seine Rede braucht das Stadtoberhaupt eine kräftige Stimme, wird aber nichtsdestotrotz immer Mal wieder von den spielenden Kindern übertönt. Auf dem kleinen Hackschnitzelplatz, an dem sich die Gäste versammelt haben, stehen drei große Baumstümpfe. Von Stumpf zu Stumpf springen die „Füchse“ und machen dem Lied, das sie im Zuge der Feier aufführen alle Ehre: „Ich bin ein freies Kind“, heißt es dort. Auch der Bürgermeister freut sich über die ausgelassenen Kleinen und ermutigt mit schelmischem Grinsen: „Geht in den Batz rein, ihr dürft das.“
Und wie sie das dürfen. Auch Kita-Leiterin Schweiger sieht das so: „Füchse gehören in den Wald.“ Ein kleiner Junge kommt mit braunen Händen und einem undefinierbarem Haufen Schlamm zu ihr und präsentiert stolz „einen Kuchen mit Streuseln“. Mit einem Lächeln entgegnet Schweiger: „Dann bring den Mal in die Matschküche.“
Jurte und Trockentoilette für Penzberger Waldkindergarten-Gruppe
Neben besagter kleiner Matschküche und dem Batzhaufen stehen auf dem Gelände die Jurte und eine Trockentoilette. Jurtenbauer David Schuster hat mit seinen Kollegen die Jurte in seiner Werkstatt in Böbing von Juli bis August gebaut. Sie misst einen Durchmesser von sieben Metern und hat eine Fläche von 38 Quadratmetern, berichtet der Handwerker, der seit 2013 seine Werkstatt hat. Die 200 Einzelteile wurden schließlich an nur einem Tag auf dem Grundstück aufgebaut. Beheizt wird der Bau mit einem Holzofen, der den hellen Raum mit einem angenehmen Duft erfüllt.
In der Jurte verteilt die „Füchse“-Leiterin Getränke und Brote mit selbstgemachter Marmelade an die Gäste. Die 57-jährige Monika Bültel hat schon Erfahrung mit Waldkindergärten. Nicht nur war sie acht Jahre Erzieherin im Waldkindergarten Bernried, sie ist auch Wildkräuterpädagogin. Die Bernriederin bildet sich außerdem aktuell zur Facherzieherin für Waldpädagogik weiter. Besonderes Wissen über Insekten, Giftpflanzen und sonstige Gefahren im Wald gilt es zu beachten, sagt Bültel. Damit die Kleinen sorgenfrei spielen und entdecken können.
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