Die Stadt Penzberg wollte noch heuer die ersten Projekte beim neuen Mobilitätskonzept angehen. Doch der Bauausschuss trat mehrheitlich auf die Bremse.
Penzberg – Am 29. Juli 2025 war die Stadt Penzberg abends offiziell um ein umfangreiches Mobilitätskonzept reicher. Der Stadtrat nahm den vom Karlsruher Beratungsbüro PTV Transport Consult vorgelegten langen Maßnahmenkatalog mit 169 Einzelprojekten zur Kenntnis und segnete den 56-seitigen Schlussbericht ab. Einstimmig wurde die Liste als Strategiepapier für die nächsten Jahre festgelegt. Zugleich wurde die Verwaltung beauftragt, die Vorhaben zu „gegebener Zeit“ vorzubereiten und den Gremien zur Beschlussfassung vorzulegen.
Am Dienstagabend vertagte der Bauausschuss die ersten Projekte im neuen Penzberger Mobilitätskonzept
Das Konzept lässt sich die Stadt einiges kosten. Der Stadtrat vergab das Vorhaben für fast 269.000 Euro an die Berater. Abzüglich der Förderung der Regierung von Oberbayern von 100.000 Euro bleiben für Penzberg knapp über 168.000 Euro. Diese Zahlen nennt Rathaussprecher Thomas Kapfer auf Rundschau-Anfrage.
Mit der Umsetzung wird es schwierig
Doch schon in der Juli-Sitzung des Stadtrats wurde klar, dass es mit der Umsetzung dauern wird. Zwar müsse das Mobilitätskonzept einen „Geist“ atmen, wie Berater Philipp Benkowitz mit Blick auf „Inhalte und Umsetzung“ anmahnte. Aber der Bürgermeister trat vor der Sommerpause schon mal vorsorglich auf die (finanzielle) Bremse. Angesichts der knappen Kassen sei klar, dass nicht alles umgesetzt werden könne, betonte Stefan Korpan (CSU).
Eine Haltung, der John-Christian Eilert (Grüne) damals zustimmte: Man müsse sich erst Mal auf Maßnahmen konzentriere, „die wenig bis kein Geld kosten“, sagte er. Nur Martin Janner (PM) zeigt sich „nicht ganz glücklich“ mit dem vorgelegten Schlussbericht: Dieser liste nur Maßnahmen auf, ohne eine Priorisierung. Janner hob aber trotzdem die Hand für die Konzeptliste. Eine Mahnung kam in der Juli-Sitzung von Elke Zehetner (SPD): Es sei „wichtig, dass man die Maßnahmen auch angeht“, sagte sie.
Kommentar: Verheerendes Signal
Was braucht es denn noch? Da legt die Verwaltung – wie vom Stadtrat gewünscht – schnell nach der Sommerpause erste Vorschläge zur Umsetzung aus dem Mobilitätskonzept vor. Projekte, die einfach und kostengünstig umzusetzen seien. Und der Bauausschuss schafft es nicht mal, dem Anbringen von Piktogrammen und Markierungen sein Plazet zu geben.
Bei dem Mobilitätskonzept wurde bewusst die Öffentlichkeit einbezogen. In Richtung der engagierten Bürger ist es ein verheerendes Signal, wenn schon die einfachsten Vorhaben ins Stocken geraten. Es warten stolze 169 Punkte auf die Volksvertreter. Übrigens: Das Mobilitätskonzept hat die Stadt viel Geld gekostet – so droht eine sinnlose Ausgabe. Andreas Baar
Die ersten Vorschläge vom Bauamt
Knapp zwei Monate später legte das Bauamt nun am Dienstagabend (23. September) dem Bauausschuss erste Projekte aus dem Mobilitätskonzept zur Absegnung vor. Es war nur eine Handvoll:
• Die Anpassung von Beschilderung oder Markierung für den Radverkehr an der Bichler Straße und der Dr.-Gotthilf-Näher-Straße könnte laut Bauamt bis Ende diesen Jahres realisiert worden, die Kosten seien über Haushaltsmittel gedeckt.
• Zusätzliche Kosten wären dagegen mit dem Aufbringen von Piktogrammen für den Radverkehr in Wölfl an der Nonnenwald/Seeshaupter Straße verbunden. Die Mittel müssten im Haushalt 2026 berücksichtigt werden, das Bauamt geht von circa 3.500 Euro für einen Kilometer Piktogramm aus. Realisierung: ab Frühjahr kommenden Jahres. Es wird aber von der Verwaltung lediglich als „Test-Projekt“ angesehen.
• Zu diskutieren wäre laut Bauamt im Frühjahr 2026 im Zusammenhang mit dem neuen Winterdienst-Konzept die Räumung von Radwegen in dieser Jahreszeit. Eigentlich sieht das neue Konzept der Verwaltung eine Reduzierung des Winterdienstes ab 2026/2027 vor, sollten Radwege geräumt werden, würde dies eine Erweiterung des Umfangs bedeuten, hieß es. „Das kostet Geld“, erklärte Stadtbaumeister Justus Klement dem Bauausschuss.
• Noch bis Ende 2025 und durch den Haushalt finanziert könnten laut Bauamt Vorfahrtsänderungen im gesamtstädtischen Bereich erfolgen. Als Beispiele nennt das Mobilitätskonzept Alpenstraße/Mathias-Flurl-Straße und Ludwig-März-Straße/Südstraße.
• Die Verwaltung hatte zudem einen Konzeptvorschlag zur Reduzierung der zulässigen Höchstgeschwindigkeiten für den Kfz-Verkehr abseits der Hauptstraßen geprüft. Eine ganze Liste an Standorten wurde geprüft – und vor allem wegen des dortigen Busverkehrs als „nicht sinnvoll“ erachtet.
• Für die Anordnung von Tempo 30 auf Hauptverkehrsstraße vor sozialen Einrichtungen wie an der Karlstraße (Schulen) und Seeshaupter Straße (Seniorenheim) sei noch ein extra Termin unter anderem mit Straßenbaulastträger, Polizei und Landratsamt nötig.
Mehrheit für vertagen
Die vorgelegten Projekte gehören zu der Kategorie, die „am einfachsten umzusetzen“ ist, betonte Stadtbaumeister Klement. Was auch Bürgermeister Stefan Korpan bekräftigte. Doch zur Abstimmung kam es in der jüngsten Bauausschusssitzung nicht. Auf Antrag von Grünen-Vertreter John-Christian Eilert (der die Beschlussvorlage als unzureichend und schwer lesbar kritisierte) wurde der Punkt abgesetzt und verschoben, die Mehrheit war dafür. Dagegen votierten Rathauschef Korpan und Jack Eberl (fraktionslos).
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