Kürzlich äußerte Bürgermeister Jens Zangenfeind viel Kritik bei der Bürgerversammlung in Hausham. Vor allem in Sachen Förderung würde die Gemeinde oft im Regen stehen gelassen.
Hausham – Mit rund 21 Millionen Euro fallen Haushams Schulden zum Jahresende voraussichtlich um etwa sechs Millionen Euro geringer aus als prognostiziert. Das bedeute nicht, dass sich die Gemeinde, wie Bürgermeister Jens Zangenfeind (FW) kürzlich bei der Bürgerversammlung berichtete, in einer „finanziellen Wohlfühloase“ befinde. Wohl aber, dass die Gemeinde „positiv in die Zukunft schauen“ kann.
„Wir schauen im Gemeinderat ohne Parteibrille genau und ergebnisoffen, was geht, und das setzen wir dann Zug um Zug um“, sagte der Rathauschef vor gut 40 Haushamern im Bürgersaal und ergänzte: „Was nicht oder noch nicht geht, wird nicht totdiskutiert, sondern gestoppt.“ Handlungsfelder gibt es genügend. So beträgt der Gesamtfehlbetrag allein im Bereich der Kindergärten dieses Jahr rund 1,2 Millionen Euro.
Dass die Kinderbetreuung notwendig ist, stellte Zangenfeind nicht in Frage: „Die Eltern brauchen das Angebot nicht, um zum Tennisspielen gehen zu können, sondern um den Lebensunterhalt für die Familie verdienen zu können.“ Sehr gut angelaufen ist, wie Zangenfeind sagte, die Mittagsbetreuung für gut 80 Kinder.
Dass der Gesetzgeber die Kommunen aber verpflichtet hat, ab 2026 eine Ganztagesbetreuung garantieren zu müssen, erzürnt ihn: „Das ist eigentlich schon eine gute Idee des Bundes. Wie so oft hat es sich der Gesetzgeber aber wieder einfach gemacht und die personelle und finanzielle Umsetzung eines seiner Versprechen auf die Gemeinden abgewälzt.“ Für Hausham bedeutet das, dass für dann insgesamt etwa 160 Kinder ein neues Gebäude gebaut werden und auch Personal gesucht und eingestellt werden muss.
Zangenfeind äußert Kritik in Sachen Förderung für die Gemeinde Hausham
Auch in Sachen Förderungen lasse laut Zangenfeind sowohl Berlin als auch München die Gemeinden häufig im Regen stehen. Für das geplante Haus für Kinder auf dem Grundstück der ehemaligen Argulakirche müssen, weil Krippe, Kindergarten und günstige Wohnungen entstehen sollen, drei verschiedene Förderverfahren angewendet werden. Das aber sei für eine Gemeindeverwaltung „schlichtweg nicht mehr leistbar.“
Um sich dabei nicht selbst ins Aus zu schießen, musste extra eine Kanzlei beauftragt werden. „Ich habe manchmal den Eindruck, dass wir unter Generalverdacht stehen, weil wir mit den Fördergeldern etwas Böses anstellen wollen“, stellte Zangenfeind fest und ergänzte: „Das ist überbürokratisch und wenig bürgerfreundlich.“ Insgesamt aber stehe Hausham in Sachen Kinderbetreuung recht gut da, was auch daran liege, dass die Gemeine zwei Häuser vererbt bekam und so sogar noch ausbaufähige infrastrukturelle Reserven habe.
Erfreut zeigte sich Zangenfeind über den Fortschritt der Wohnbebauung
Positiv stimmte Zangenfeind, dass das Einheimischen-Projekt Abwinkl trotz Zinsanstieg und Baukollaps gut angelaufen ist. Auf 32 von 38 Parzellen wird gebaut, 15 junge Familien konnten bereits einziehen: „Ich hoffe, dass diese Entwicklung auch bei den Kritikern zumindest auf etwas Wohlwollen stößt.“ Das dort geplante gemeindeeigene Projekt zur Schaffung günstiger Wohnungen wurde aus Haushaltsgründen aber zunächst auf Eis gelegt. Zangenfeind ließ auch persönlich keinen Zweifel daran, dass er das neue Haus Bambi als Bleibe für 24 Kinder und sechs Erwachsene nach wie vor in Abwinkl sieht: „Ich kann schon nachvollziehen, dass die Planungen dafür mühsam und etwas langwieriger sind.“
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Erfreut zeigte sich Zangenfeind auch vom Fortschritt der Wohnbebauung am ehemaligen Rathaus: „Nachdem die erste Baufirma insolvent wurde, war die Befürchtung groß, dass hier eine Bauruine zurückbleibt. Glücklicherweise packt aber die neue Firma aus Österreich kräftig an.“ Für einen Großteil der rund 90 Wohnungen hat das Krankenhaus Agatharied für seine Mitarbeiter Bedarf angemeldet. Für rund 30 Wohnungen hat die Gemeinde im Rahmen der Schaffung bezahlbaren Wohnraums das Belegungsrecht. Ein Ärgernis bleibt allerdings die nach wie vor mangelhafte Unterführung. Hier will die Gemeinde aber nicht lockerlassen und auf Nachbesserungen bestehen.
Noch keinen Durchbruch gibt es in Sachen Verkeimung des Trinkwassers. Wie berichtet, wurden heuer die Messwerte mehrfach überschritten, was mehrfach eine Chlorung nötig machte. Zwar waren die Grenzwerte immer nur minimal überschritten, aber weil auch das Krankenhaus mit dem Wasser versorgt wird, wurde kein Risiko eingegangen und die entsprechenden Maßnahmen in enger Abstimmung mit dem Wasserwerk, dem Gesundheitsamt und dem Wasserwirtschaftsamt getroffen. Die erhöhten Messwerte wurden laut Zangenfeind meist nach Starkregenereignissen festgestellt, woher sie aber genau kommen, wisse man noch nicht.
Noch kein Grund für Verkeimung des Haushamer Trinkwassers bekannt
Dass dafür die Landwirtschaft verantwortlich ist, schloss er aber eigentlich aus. Derzeit betreiben ein Ingenieurbüro zur Wasserversorgung und ein Ingenieurbüro mit Geologen Ursachenforschung. Der Einsatz einer UV-Anlage zur Abtötung von Keimen würde laut Zangenfeind erst dann Sinn ergeben, wenn der Ursachenherd bekannt ist. Die Bitte aus dem Auditorium, dass dazu – auch, um die Gerüchteküche nicht anzuheizen – zukünftig mehr und besser informiert wird, hat die Verwaltung mit aufgenommen.
In diesem Zusammenhang bat Zangenfeind noch um etwas Geduld, bis die Hausham-App an den Start geht. Momentan gibt es noch Schwierigkeiten bei der Implementation: „Wenn wir das geschafft haben, werden wir Sie nicht nur darüber noch schneller und besser informieren können, sondern über alles, was sich in unserer schönen Gemeinde so tut.“ Helmut Hacker
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