60 Jahre an der Kirchenorgel: Johannes Bauer hört zum Jubiläum in Nantesbuch viel Lob

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Seit nunmehr 60 Jahren bringt Johannes Bauer die Orgel in der Nantesbucher Kirche zum Klingen. Gerade das Improvisieren liege ihm, sagt der Engagierte. © Antonia Reindl

In der Nantesbucher Kirche Mariä Himmelfahrt in Penzberg wurde am gleichnamigen Feiertag ein besonders Jubiläum gefeiert: Johannes Bauer spielt dort seit mittlerweile stolzen 60 Jahren die Orgel.

Penzberg – Die Sonne schien kräftig durch die Fenster in das herausgeputzte Gotteshaus. Die Kirche strahle an diesem Tag, an Mariä Himmelfahrt, in einem „besonderen Glanz“, stellte Pfarrer Konrad Bestle zu Beginn des Gottesdienstes in der Nantesbucher Filialkirche Mariä Himmelfahrt, die zur Iffeldorfer Pfarrei St. Vitus gehört, fest. Und auch „die Orgel klingt heute besonders“. Einem Jubiläum sei Dank. Johannes Bauer feierte am 15. August sein 60-jähriges Jubiläum als Organist, also die Diamantene mit der Königin der Instrumente.

Am Freitag, Mariä Himmelfahrt, wurde in der Nantesbucher Kirche in Penzberg der Musiker Johannes Bauer für 60 Jahre an der Orgel geehrt

Dort oben auf der Empore war Bauer sicher. Sicher vor Pfarrer Bestle, genau genommen vor dessen Weitwurffähigkeiten. Auch wenn das Talent nicht immer absichtlich eingesetzt wird. Der Pfarrer hatte für den jetzigen Gottesdienst mit Jubiläumsfestakt eine amüsante Anekdote von seiner ersten Himmelfahrtsfeier nach der Priesterweihe mitgebracht.

Damals besprengte er zahlreiche Kräuterbuschen mit Weihwasser. Vor ihm war ein ganzer Stapel aufgetürmt. Aber auch in den Bankreihen wartete Gebundenes. Seine Hand war von dem vielen Besprengen schon ganz nass geworden, als er noch einen letzten Buschen in der hintersten Reihe entdeckte. Bestle holte mit dem Aspergill aus. Zu schwungvoll. Das Aspergill sei „wie ein Bumerang“ davongeflogen. „Jetzt weiß ich, wofür die einen Lederriemen haben.“ In der Nantesbucher Filialkirche Mariä Himmelfahrt warnte er daher vor dem Besprengen: „Die hintersten Reihen in Deckung gehen!“

Stammplatz oben auf der Empore

Die Weitwurffähigkeiten des Pfarrers waren aber nicht der Grund, aus dem Bauer auf der Empore saß. Dort oben befindet sich sein Stammplatz. Seit 60 Jahren schlägt der Penzberger die Orgel. „Das Nantesbucher Organistenamt hat quasi Zisthof-Tradition, der sich Hans Bauer verbunden fühlt, und das, Gott sei Dank, bis heute“, sagte der Pfarrgemeinderatsvorsitzende Heiner Grupp. Mit sechs Jahrzehnten nähere sich Bauer „allmählich der Regierungszeit von Queen Elisabeth“.

Vier Personen stehen in der Nantesbucher Kirche. Darunter ist Johannes Bauer, der für 60 Jahre an der Orgel geehrt wurde.
Urkunde vom Bischof: Nach der Himmelfahrtsfeier wurde Johannes Bauer (Mitte mit Ehefrau Cornelia Graßl-Bauer) von Pfarrer Konrad Bestle (r.) und dem Iffeldorfer Pfarrgemeinderatsvorsitzenden Heiner Grupp geehrt. Für Bauer gab es zu dem eine goldene Ehrennadel von der Diözese Augsburg und Geschenken von der Pfarrei für sein Engagement. © Antonia Reindl

Urkunde vom Bischof

Eine Königin ist auch die Orgel, zumindest unter den Instrumenten. In Nantesbuch sei Bauer der dazugehörige König. Für den hatte Grupp keine Krone dabei, aber eine Urkunde des Bischofs von Augsburg und die goldene Ehrennadel der Diözese. Letztere hatte er Bauer schon zum 50-jährigen Jubiläum überreicht. Aber „es gibt sicher zwei Sakkos im Hause Bauer“. So einen Organisten zu haben, darüber „sind wir überaus glücklich“, betonte Grupp.

Bauer soll noch lang spielen

Die Iffeldorfer Pfarrei St. Vitus möchte Bauer noch möglichst lang an der Orgel sitzen sehen. Als Geschenk gab es deshalb einen Gutschein für ein Vitalfrühstück, ein Brotzeitbrettl und ein Saftglas, in das die Silhouette der Nantesbucher Kirche eingraviert ist. „Uns liegt Deine Vitalität sehr am Herzen“, sagte Grupp. „Auf dass Du die Treppe zur Empore noch lange mühelos bewältigst. Die 70 Amtsjahre der Queen wären doch ein schönes Ziel.“

Ich mach‘ natürlich weiter.“ 

Sieben Jahrzehnte, „also ich bin dabei“, meinte Johannes Bauer, „wenn die Versorgung durch die Pfarrer auch gesichert ist. Das, glaube ich, ist das größte Problem. Ich hoffe, dass wir wenigstens die zwei Gottesdienste im Monat weiter zelebrieren und mit Musik gestalten können.“ Bauer versicherte seinerseits: „Ich mach‘ natürlich weiter.“

Dankbar dem Vater gegenüber

Dankbar war er all seinen Wegbegleitern, etwa seiner Frau, die ihn sonntags beim Frühstück entbehrt und sich selbst für ein schönes Erscheinungsbild der Kirche engagiert, den Menschen, die seinem Orgelspiel zuhören und die mitsingen, oder auch den Geistlichen, die ihm wohlgesonnen gewesen seien. Zu allererst aber dankte er seinem Vater, der ihn „schon als kleinen Buben“ mit auf die Empore zur Orgel genommen hatte. „Ich habe dann auf Handzeichen das unterste Pedal drücken dürfen.“

Kirchenbetrieb erhalten

Nach dem Gottesdienst warteten viele Gratulanten vor der Kirche auf Bauer. Auf sein langjähriges Engagement angesprochen, verriet er abseits der Glückwünsche, dass es wichtig sei, den Kirchenbetrieb zu erhalten. Als Organist wolle er seinen Teil dazu beitragen. Heute wie damals. Im Alter von 16 Jahren setzte sich Bauer, der einst in der Filialkirche getauft wurde, an die Nantesbucher Orgel, nachdem das Amt plötzlich vakant geworden war. Mehr als drei Jahrzehnte habe sein Vater die Orgel geschlagen, erzählte Bauer. Ein Verkehrsunfall riss diesen 1965 aus dem Leben. Der frühe Verlust des Vaters sei für ihn „eine Katastrophe“ gewesen. Kurz nach dessen Tod wurde Sohn Johannes, versiert am Klavier, als Organist eingesetzt. Gefragt worden sei er nicht. Die Frage, ob er es macht, stellte sich Bauer aber auch nicht. Er wollte das Amt für seinen Vater übernehmen, als Andenken. Ein Andenken, das nun schon 60 Jahre währt.

Weihnachten singt Familie als Chor

Gerade das Improvisieren an der Orgel liegt dem Penzberger. Da könnte er stundenlang spielen, sagt er lächelnd. Stets ein Highlight ist für ihn Weihnachten, wenn seine ganze Familie als Chor zu hören ist. Apropos Weihnachten: Für seine Engagement als Organist erhielt Bauer in jungen Jahren ein paar Mark pro Einsatz. Ausgezahlt wurde das Geld in der Weihnachtszeit. Um die 150 bis 200 Mark, erinnert er sich. Damit „waren die Weihnachtsgeschenke gesichert“.

Bauers Familie ließ es sich nicht nehmen, beim 60. Organisten-Jubiläum dabei zu sein. Frau, Kinder und Enkelkinder nahmen aber nicht auf den Kirchenbänken Platz. Sie hatten sich auf der Empore um die Königin versammelt. Und mittendrin saß Johannes Bauer mit einem Strahlen im Gesicht.

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