Leser: "Wagenkecht hat recht", Politiker wollen "kein gerechtes Rentensystem"

Der Gastbeitrag von Sahra Wagenknecht zur Rentenpolitik löst eine breite Leserdiskussion aus. Viele Leser pflichten ihr bei und werfen der Politik vor, die Rentenkasse über Jahrzehnte mit versicherungsfremden Leistungen belastet und notwendige Reformen verschoben zu haben. Andere bezweifeln die Umsetzbarkeit ihrer Vorschläge und verweisen auf politische Blockaden und ungleiche Versorgungssysteme. Parallel sorgen das Rentenniveau und die begrenzte Vergleichbarkeit mit Österreich für Streitpunkte. Insgesamt rückt die Debatte die Frage in den Mittelpunkt, wie gerecht und zukunftsfähig das Rentensystem noch ist – und welche Konsequenzen aus dem demografischen Wandel tatsächlich gezogen werden müssen.

Kritik an staatlicher Rentenpolitik

Viele Leser werfen der Politik vor, die Rentenkasse über Jahrzehnte zweckentfremdet zu haben. Sie kritisieren versicherungsfremde Leistungen wie die Mütterrente und bemängeln, dass Sozialausgaben nicht sauber vom Kern der Altersvorsorge getrennt werden. Immer wieder wird gefordert, alle Berufsgruppen – auch Politiker und Beamte – in ein gemeinsames System einzubeziehen. Die Stimmung ist stark von Misstrauen geprägt, gestützt auf die Sorge, dass politische Entscheidungen langfristig zulasten der Beitragszahler gingen. Tatsächlich tragen versicherungsfremde Leistungen einen erheblichen Anteil der Rentenausgaben, der über Steuerzuschüsse finanziert wird – schätzungsweise zwischen 80 und 120 Milliarden Euro. Dieser Mechanismus ist vorgesehen, bleibt aber politisch umstritten, weil er strukturelle Probleme nicht löst.

"Es wird gerne verschwiegen, dass die Rentenkasse viele versicherungsfremde Leistungen übernehmen muss, die eigentlich alle Steuerzahler finanzieren sollten, z. B. Mütterrente, Wehrdienstzeiten, Pflegezeiten ..."  Zum Originalkommentar

"Wagenknecht hat völlig Recht damit. Und ein gerechtes Rentensystem, wo jeder einzahlen muss, wollen in Deutschland das Berufsbeamtentum und die Politiker nicht."  Zum Originalkommentar

"Guter Beitrag von Wagenknecht! Sämtliche Politiker müssten sofort in die gesetzliche Rentenversicherung und dürften nicht ihre horrenden Pensionsansprüche behalten; dann gäbe es echte Reformen"  Zum Originalkommentar

Kritik an politischer Verantwortung

Viele Kommentatoren machen die etablierten Parteien für die strukturellen Probleme der Rentenversicherung verantwortlich. Sie kritisieren aus ihrer Sicht unzureichenden Reformwillen, das Verschieben schwieriger Entscheidungen und den Erhalt eigener Pensionsprivilegien. Häufig wird auf den demografischen Wandel verwiesen, dessen finanzielle Folgen seit Jahrzehnten bekannt seien. Die Reklamation unterschiedlicher Versorgungssysteme – insbesondere Politikerpensionen – gehört zu den wiederkehrenden Forderungen. Politisch ist der Sachverhalt komplex: Beamtenversorgung und gesetzliche Rente folgen unterschiedlichen Prinzipien, was die Reformdebatte zusätzlich erschwert.

"Und wie ist das für die Jungen? Wenn die genauso nachrechnen wie die aktuellen Boomer, dann wissen beide, dass die ganzen Politiker seit den 1980ern ganz genau wissen, wann die Boomer in Rente gehen werden und ab wann es extrem teuer und eng wird ..."  Zum Originalkommentar

"(...) Sämtliche Politiker müssten sofort in die gesetzliche Rentenversicherung und dürften nicht ihre horrenden Pensionsansprüche behalten; dann gäbe es echte Reformen"  Zum Originalkommentar

"Der Hohn für alte Menschen ist es zu sehen, wie hoch die Beamtenpensionen sind, wie Bürgermeister nach nur einer (!) Amtsperiode einen höheren Pensionsanspruch haben als ein Rentner mit 45 Arbeitsjahren: Das ist der wirkliche Hohn für alte Menschen!"  Zum Originalkommentar


Kritik an Rentenreform Vorschlägen

Ein breiter Teil der Leser reagiert skeptisch auf Reformvorschläge, auch wenn sie grundsätzliche Analysen teilen. Kritisiert werden fehlende konkrete Konzepte, die politische Umsetzbarkeit und ideologisch geprägte Debatten. Viele bezweifeln, dass größere Strukturreformen in der Praxis Mehrheiten finden würden. Die Kommentatoren verweisen auf internationale Beispiele, fragen jedoch zugleich, wie sich die jeweiligen Rahmenbedingungen nach Deutschland übertragen ließen. Die Rentenkommission der Bundesregierung hat Reformpfade aufgezeigt, jedoch ohne die zentralen Konfliktlinien – Beitragshöhe, Rentenniveau, Steuerzuschuss – abschließend zu lösen.

"Jo, da hat sie Recht, die Wagenknecht. Schau euch funktionierende Rentensysteme aus Nachbarländern an."  Zum Originalkommentar

"Das einzige, was in Deutschland noch wächst, ist die Verwaltung, die Kontrolle der Bürger und der Beamtenapparat. Aber auch das wird an seine Grenzen stoßen, so wie in jedem sozialistischen Experiment."  Zum Originalkommentar


Kritik an Rentenniveau und Altersarmut

Zahlreiche Leser äußern Sorgen über das sinkende Rentenniveau und warnen vor zunehmender Altersarmut. Vergleiche mit Ländern wie Österreich werden als Beispiel für höhere Leistungen und ein stabileres System angeführt. Die Forderung nach einer umfassenden Reform, die alle Einkommensgruppen einbezieht, prägt das Stimmungsbild. Tatsächlich liegt das Sicherungsniveau in Deutschland niedriger als in einigen Nachbarländern, allerdings unterscheiden sich Beiträge, Steuerzuschüsse und Versicherungsmodelle deutlich. Die Sorge vor steigender Altersarmut ist durch Berechnungen der Rentenversicherung und des Sozialbeirats gestützt, die auf eine langfristige Belastung hinweisen.

"Braucht es also eine große Rentenreform in Deutschland? Unbedingt! Plant die schwarz-rote Koalition Veränderungen, die Millionen aktuelle und zukünftige Rentner vor der Entwürdigung bewahren könnten, sich im Ruhestand massiv einschränken zu müssen? Eher im Gegenteil ..."  Zum Originalkommentar

"Ja so ist es. Endlich mal ein Beitrag, der die falschen Argumente der Politik aufzeigt. 48 % vom Einkommen ist für mindestens 50 % der Rentner ein Skandal. Dass hier Zuschüsse für z.B. Wohnen usw. beantragt werden müssen, ist klar."  Zum Originalkommentar

"Wie eine echte Rentenreform aussehen könnte, zeigt Österreich, wo ein langjährig versicherter Rentner etwa 800 Euro im Monat mehr zur Verfügung hat. Ein Hohn für jeden deutschen Rentner. Nach 10 Jahren 96.000 Euro weniger."  Zum Originalkommentar

Skepsis gegenüber Rentenvergleich Österreich

Ein Teil der Kommentatoren zweifelt daran, dass Österreich als Vorbild taugt. Sie verweisen auf höhere Beiträge, verpflichtende lange Versicherungszeiten und größere staatliche Zuschüsse. Auch methodische Vergleiche, etwa die Frage nach Brutto- oder Nettorenten, werden diskutiert.  Österreich hat ein integriertes System mit höheren Einzahlungen, weniger Beitragsbemessungsgrenzen und stärkeren staatlichen Zuschüssen. Dadurch ist die Übertragbarkeit auf Deutschland begrenzt, auch wenn einzelne Elemente als Impuls für die Debatte dienen können.

"Frau Wagenknecht hört nicht auf, von der Höhe der Renten in Österreich zu schwärmen. Vermutlich ist ihr nicht bewusst, dass die Altersbezüge für alle Gruppen 'Pensionen heißen', und blickt auf den Durchschnitt ..."  Zum Originalkommentar

"Was die Wagenknecht allerdings verschweigt, ist, dass der österreichische Staat prozentual mehr zuschießen muss als der deutsche Staat ..."  Zum Originalkommentar

"(...) Fairerweise sei aber auch erwähnt, dass man in Österreich 15 Jahre einzahlen muss, um überhaupt Rente zu bekommen und nicht wie in Deutschland nur 5. Auch aus der Schweiz kann man lernen. In der Schweiz gibt es keine Beitragsbemessungsgrenze, aber eine gedeckelte Rente. Gut und Bestverdiener zahlen also mehr ein, als sie über die Rente rausbekommen."  Zum Originalkommentar

Skepsis gegenüber Rentenfinanzierungssystem

Ein kleiner, aber markanter Teil der Leser zweifelt grundsätzlich an der Zukunftsfähigkeit des Umlageverfahrens. Sie kritisieren den wachsenden Druck durch den demografischen Wandel, Veränderungen am Arbeitsmarkt und die Belastung der Beitragszahler. Manche beschreiben das System als strukturell instabil und schlagen Alternativen wie stärkere Kapitaldeckung oder neue Steuerquellen vor. Tatsächlich ist das Umlageverfahren politisch gewollt und funktionsfähig, benötigt jedoch zusätzliche Stabilisierungsmaßnahmen – etwa höhere Steuerzuschüsse, längere Lebensarbeitszeiten oder Kombinationen mit kapitalgedeckten Elementen.

"Was jeder Rentner als Wichtigstes wissen sollte - die eigenen eingezahlten Beiträge reichen für ca. 36 Monate Rentenbezug. Man kann das selber nachrechnen über die Lohn- und Gehaltsabrechnungen ..."  Zum Originalkommentar


Sonstiges

Ein Teil der Kommentare bleibt unscharf im Thema oder konzentriert sich stärker auf Persönliches, satirische Bemerkungen oder parteipolitische Spitzen. Inhaltlich entsteht daraus kein konsistentes Meinungsbild. Diese Stimmen spiegeln eher die aufgeheizte Debattenlage wider als eine Position zur Rentenpolitik.

"Da sucht jemand das Rampenlicht...."  Zum Originalkommentar

Diskutieren Sie mit: Ist ein neues Rentensystem nötig? Wie beurteilen Sie die Kritik aus der Community? Sind radikale Reformen wirklich notwendig, oder genügt es, bestehende Maßnahmen konsequenter umzusetzen? Sollte der Staat alle Bürger gleich behandeln – oder muss man der nächsten Generation mehr Zumutungen abverlangen? Teilen Sie Ihre Sicht in den Kommentaren und werden Sie Teil der Debatte auf FOCUS online!

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