Schmuck im Wert von 50.000 Euro verschwunden: Haushaltshilfe muss ins Gefängnis

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Nicht nur die Wäsche nahm die als Haushaltshilfe engagierte 49-Jährige in die Hand. Aus dem Bügelzimmer fehlte teurer Schmuck – und blieb spurlos verschwunden. (Symbolbild) © imageBROKER/ Oleksandr Latkun/ Imago

Ein Rentnerpaar aus Poing vermisst Schmuck im Wert von über 50.000 Euro. Die ehemalige Haushaltshilfe steht vor Gericht. Die Beweise scheinen erdrückend.

Poing - Marianne Wellmeier stutzt, als sie das Schächtelchen ihres Lieblingsarmbands öffnet. Der geflochtene Goldschmuck, ihr Glücksbringer, fehlt. Vermutlich hat sie ihn die Woche zuvor verlegt. Doch als die Seniorin in den übrigen, sonst nur selten geöffneten Schubern sucht, fährt ihr der Schreck in die Glieder. „Ich war wie erstarrt“, sagt die 81-Jährige. „Es war alles weg.“ Sie und ihr Mann Herrmann (78) setzen sich zusammen, ziehen Bilanz: Es fehlt Goldschmuck im Wert von über 50.000 Euro: Brilliantringe, Manschettenknöpfe, Armbänder, Halsbänder; Weißgold, Gelbgold, eine Schweizer Taschenuhr. Werte von 1200 bis 8950 Euro: alles weg.

Das schmerzt unwahrscheinlich.

Zwei Jahre später sitzen die Wellmeiers (alle Namen geändert) aus Poing als Zeugen vor dem Ebersberger Schöffengericht. Auf der Anklagebank: ihre ehemalige Haushaltshilfe. Schnell sei der Verdacht auf die nun 49-Jährige gefallen, weil diese damals, im Coronaherbst 2022, die einzige gewesen sei, die die Doppelhaushälfte im ruhigen Alt-Poing betrat, mit Ausnahme von Tochter und Schwiegersohn, die ohnehin auf den Schmuck hätten zugreifen dürfen. „Sie hat sehr gut gearbeitet, war nett und freundlich. Wir waren froh, dass wir sie hatten“, sagt die Bestohlene über die Reinigungskraft. Das Rentner-Paar lagerte die Schmuckkästchen mit dem wertvollen Inhalt in einem offenen Regal im Kleiderzimmer. Daneben bügelte die später überführte Diebin immer donnerstags die Wäsche.

Gemeinsam mit der Polizei Poing entwickelten die Wellmeiers einen Plan: Sie platzierten erneut wertvollen Schmuck, diesmal geliehen von der Tochter. Die Polizei stoppte und durchsuchte die Putzfrau direkt nach dem Besuch: Die zwei Ringe, das Armband und historische Münzen fanden sich in Taschentücher verpackt in ihrer Hosentasche. Ein schon vor dem Stellen der Diebesfalle genommener DNA-Abgleich ergab auch eine Spur im Inneren einer Schmuckdose, die ein Gutachten der Verdächtigen zuordnet.

Beweislage erscheint dem Gericht erdrückend - Verteidiger spricht von „Fehlurteil“

Für das Gericht ist klar: Die Ertappte muss auch für die vorangegangenen Diebstähle verantwortlich sein, die wohl erst nach Wochen auffielen. Richter Frank Gellhaus geht bei der Urteilsfindung nur von den Objekten aus, für die Rechnungen vorliegen. Schadenswert: 10.675 Euro. Der Vertrauensbruch wiege schwer. Auch ohne Vorstrafe entscheidet das Gericht auf zwei Jahre und zwei Monate Haft ohne Bewährung. Damit entspricht es weitgehend der Forderung der Staatsanwältin, die es „fernab jeder Lebenserfahrung und Wahrscheinlichkeit“ nennt, dass jemand anderes in den Wochen nach der letzten Sichtung des Schmucks ebenfalls bei dem zurückgezogen lebenden Paar geklaut haben sollte.

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Ganz anders sieht das der Anwalt der derzeit arbeitslosen Münchnerin, die in Privatinsolvenz steckt und den Wert kaum ersetzen können wird. „Ein totales Fehlurteil!“, sagt er nach der Verhandlung der EZ und kündigt an, in Berufung zu gehen. Zuvor hatte er in seinem Plädoyer sinngemäß mit Verweis auf die Unschuldsvermutung argumentiert, dass der eine nachgewiesene Diebstahl nicht den Rückschluss auf vorangehende Taten zulasse. Und zur weiteren Beweis- und Aussagenlage: „Man versuchte, das irgendwie passend zu machen.“ Schließlich sei seine Mandantin pleite und von dem weiteren Schmuck oder etwaigen Verkäufen fehle jede Spur.

Die Wellmeiers werden mit dem Verlust leben müssen. Es seien fast lauter Erbstücke gewesen. Etwa zwei Goldarmbänder, Hochzeitsgeschenke für ihre Mutter, für die der Vater lange habe sparen müssen, erzählt die Bestohlene und sagt: „Das schmerzt unwahrscheinlich.“

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