Königliche Geschichte(n): Kochel widmet sich Ludwig II. in den Bergen

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Eröffneten den Themenweg: (v. li.) Kochels Bürgermeister Jens Müller, Tourismusministerin Michaela Kaniber, Kochels Tourismuschef Daniel Weickel, Markus und Vanessa Richter (historische Fachbegleitung) und Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold. © Mühlbauer

Mit prominenten Gästen hat die Gemeinde Kochel auf dem Herzogstand die Eröffnung des neuen Projekts „König der Berge“ gefeiert, in dem es um König Ludwig II. geht. Ehrengäste waren Seine Königliche Hoheit Prinz Luitpold und Tourismusministerin Michaela Kaniber.

Kochel am See - Das neue Projekt umfasst derzeit drei Themenwege, eine App, ein Begleitheft und eine Online-Seite. Besucherinnen und Besucher sollen die Bergwelt aus dem Blickwinkel des Königs entdecken und die Orte seiner Bergaufenthalte nachvollziehen können, sagte Daniel Weickel, Leiter der Kochler Tourist-Info und Initiator, bei der Vorstellung vor rund 100 Gästen auf dem Herzogstand.

Die Themenwege „Bergbahn-Runde“ (barrierearm) und die „Gipfel-Bergbahn-Runde“ sind bis zum Berggasthof identisch. Von dort bis zum Gipfel gibt es nochmal vier weitere Info-Tafeln. Darauf wird unter anderem berichtet, wie König Ludwig II. auf dem Herzogstand lebte. Der Monarch hatte 1866 das Königshaus und auf dem Gipfel ein Aussichts- und Speisehäuschen errichten lassen, weitere Gebäude folgten 1877 und 1882. Auf den Tafeln finden sich Originalzitate und historische Bilder.

Hier waren die Jagdhäuser im Tölzer Land

Über die Verbundenheit der Wittelsbacher zu den Bergen berichtete Prinz Luitpold. Der 74-Jährige ist der Urenkel von König Ludwig III., dem letzten bayerischen König. Er berichtete, wie der Vater von König Ludwig II., Max II., von Lindau bis nach Berchtesgaden wanderte und sich dabei das Gebirge erschloss. Auch dessen Frau Marie von Preußen war bergaffin. „Sie erklomm alle wichtigen Gipfel – in Kleidern. Das kann man sich heute kaum vorstellen.“ Kein Wunder also, dass die Kinder Otto und Ludwig von ihren Eltern die Liebe zur Natur lernten.

Insgesamt gab es 21 königliche Jagdhäuser zwischen Hohenschwangau und dem Berchtesgadener Land. Im Tölzer Land waren dies Hütten auf dem Herzogstand, auf dem Altlacher Hochkopf, in Vorderriß und am Grasberg. Zusätzlich gab es kleinere Schutzhütten im Bereich von Altlach, Jachenau und Dürnberg, die man damals als „Pürschhäuser“ bezeichnete.

Info-Zentrum in Kochel?

„Unser Ziel ist es, Ludwig II. und seine einzigartige Beziehung zu den Bergen rund um den Herzogstand historisch genau und vielfältig langfristig erlebbar zu machen“, sagte Weickel. Man wolle „keinen neuen Hotspot“ schaffen, sondern eine Ergänzung neben den Königsschlössern bieten. „Wir wollen den Menschen Ludwig erklären, nicht verklären.“ Es habe nirgendwo so viele Berghütten von ihm gegeben „wie bei uns“.

Für die historische fachliche Begleitung hatte Weickel Markus und Vanessa Richter ins Boot geholt. Markus Richter war Kastellan in Schloss Neuschwanstein, seine Frau Vanessa arbeitete als Kulturvermittlerin im Museum der Bayerischen Könige. Das Paar forscht gemeinsam und konnte erstmals die Tagebücher des Königs zu seinen Aufenthalten rund um den Herzogstand auswerten. Erst durch die intensive Recherche zum Projekt sei ans Licht gekommen, dass es noch viele weitere royale Bauten wie Belvederes, Rotunden und Pavillons rund um den Herzogstand sowie im umliegenden Alpenraum gab, so Weickel. Die Wanderer erfahren auch einiges über Ludwigs Aufenthalte auf dem Altlacher Hochkopf (Gemeinde Jachenau) und in Schlehdorf. Die Forschung zu diesem Thema sei ausbaufähig, Weickel denkt bereits an ein „bayernweites Netzwerk“, inklusive Info-Zentrum. „Vielleicht ja bei uns in Kochel.“

Dauerausstellung in Vorbereitung

Im Winter wird noch eine Dauerausstellung über den „König der Berge“ in der Galerie der Tourist-Info im Kochler Bahnhof eröffnet. Weickel dankte den zahlreichen Projekt-Unterstützern, vom örtlichen Verein für Heimatgeschichte bis zur Herzogstandbahn.

Tourismusministerin Michaela Kaniber (CSU) zollte dem Projekt großes Lob. „Dieses Projekt verbindet beeindruckend Geschichte, Kultur, Heimat und Natur.“ Man habe in Kochel „Unmögliches wahr gemacht, ohne Fördergelder und Bürokratie, aber mit viel Herzblut.“ Der Tourismus in Bayern brauche kein „höher, schneller, weiter“, sondern solle qualitativ wachsen.

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