Die nächste Staufalle in Dorfen
Bei den Autofahrern in Dorfen herrscht Unmut über die neue Umleitung am Bahnhof.
Eine Geschichte für sich: Dorfen und der Verkehr. Vor gut drei Wochen wurde auf der B15-Ortsdurchfahrt kurz vor der Bahn die Verkehrsführung geändert. Der Ärger ist groß, viele Autofahrer erleben dieses Pilotprojekt als neue Staufalle. „Ein Schildbürgerstreich“, so die einhellige Meinung. In die Bahnhofstraße kann man nicht mehr abbiegen. Der Verkehr in Richtung Bahnhof oder Kloster Moosen fließt ausnahmslos über die Haager Straße.
Dabei soll der auf sechs Monate angelegt Versuch für mehr Verkehrssicherheit im Bereich des Bahnübergangs sorgen. „Immer wieder fahren Kraftfahrzeugführer trotz Stau oder sich schließender Schranken auf den Bahnübergang“, heißt es in einer Pressemitteilung des Rathauses. Oft würden es die Fahrzeuge wegen des zäh abfließenden Verkehrs in Richtung Norden nämlich nicht mehr schaffen, die Schienen vollständig zu überqueren.
Abbiegespur reicht nur für wenige Autos
Bliebe allerdings ein Auto mitten auf den Gleisen stehen, könnte es mit dem einfahrenden Zug kollidieren, so die Begründung für die gemeinschaftliche Aktion von Deutscher Bahn, Landratsamt, Staatlichem Bauamt Freising, Polizei und Stadt Dorfen.
„Wie oft passiert das denn?“, fragt Norbert Deppe, der die Shell-Tankstelle in der Haager Straße seit 2019 betreibt. Er verweist auf deutlich brenzligere Situationen seit der geänderten Verkehrsführung. „Die kurze Abbiegespur zum Einkaufszentrum ist nur für zwei, drei Fahrzeuge ausgelegt – dann staut es sich. Ungeduldige Autofahrer weichen da schon mal über den Gehweg aus.“
Andere verpassen die neue Ausfahrt und wenden direkt vor der Schranke, um sich die lange Schleife über den Kreisel jenseits der Gleise zu ersparen. Darin liegt nach Deppes Meinung ein deutlich höheres Gefahrenpotenzial.
Ein zusätzliches Ärgernis: Wer aus der Bahnhofsstraße auf die B15 abbiegen möchte, muss nun so lange warten, bis er von einem bevorrechtigten Autofahrer auf die Bundesstraße gelassen wird. Denn dadurch, dass keine Autos mehr in die Bahnhofsstraße abbiegen dürfen, fehlen nun im fließenden Verkehr oft die Möglichkeiten wieder aus der dort endenden Einbahnstraße herauszukommen.

Stadtrat Martin Heilmeier sprach das Problem im Bau- und Verkehrsausschuss an. „Diese Umleitung geht gar nicht, die Leute beschweren sich“, kritisierte der Fraktionssprecher der Landliste. „Jetzt warten wir erst mal ab“, erwiderte Bürgermeister Heinz Grundner (CSU). Wohl in der Hoffnung, dass sich die Autofahrer nach einer Testphase doch noch an die geänderte Verkehrsführung gewöhnen werden.
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Mittlerweile hat der Unmut allerdings richtig an Fahrt aufgenommen. „Diese Umleitung kann nur jemand angeordnet haben, der die Verkehrssituation bei uns nicht kennt“, moniert Martin Strobl. Trotz der vielen Schilder, die auf die Umleitung hinweisen, finde man sich nicht zurecht, schimpft die Dorfenerin Brigitte Binder. „Dann bremsen die Leute plötzlich, ziehen nach links, weil sie sich nicht auskennen.“ Oder noch schlimmer: „Die fahren auf der Gegenfahrbahn an den wartenden Autos vorbei – das ist irrsinnig gefährlich“, so ihre Beobachtung.
Tankstellenbetreiber Deppe bekommt die Umleitung auch an seiner Kasse zu spüren. „Die Pendler haben immer Kaffee, Brotzeit und Zeitungen für die Zugfahrt gekauft“, erzählt er. Seit die Autofahrer nicht mehr hinter der Tankstelle in die Bahnhofstraße fahren können, bleiben auch die Kunden aus.
Kein Jahr ohne Baustelle
„Ich habe hier noch kein Jahr ohne Baustelle erlebt“, verweist Deppe auf die Brückensperrung und andere Behinderungen. „Autofahrer aus dem Umland umfahren das Nadelöhr Dorfen mittlerweile großräumig“, klagt der Geschäftsmann.
„Es tut sich keiner an, abends über 20 Minuten im Stau auf der B15 zu stehen.“ Das habe freilich auch Auswirkungen auf die Geschäfte in der Stadt. „Man ist viel schneller in Erding oder Mühldorf.“
„Es ist immer eine Szene in Dorfen – da kommt keine Ruhe rein, das ist unangenehm“, bestätigt Richard Neudorfer aus Baierbach bei Landshut. Er fährt seit Jahren regelmäßig durch Dorfen, häufig tankt er an der Shell-Tankstelle. Ein hiesiger Lkw-Fahrer kann ihm nur zustimmen: „Wie ich da jetzt aus der Ausfahrt komme, weiß ich nicht – es ist einfach nur Chaos.“