Kim Jong-uns illegale Machenschaften: So erwirtschaftet Nordkorea Milliarden für sein Raketenprogramm

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Mit Cyberkriminalität, Drogen und Waffenverkäufen an Russland verdient Nordkorea Milliarden. Das Geld fließt vor allem in Kim Jong-uns Raketenprogramm.

Hinter Kim Jong-un liegen ereignisreiche Tage. Am Montag ließ Nordkoreas Diktator mehrere ballistische Kurzstreckenraketen abfeuern, am Dienstag beaufsichtigt er Übungen mit „besonders großen“ Mehrfachraketenwerfern, am Mittwoch überwachte Kim Tests für den Antrieb einer „neuartigen Mittelstrecken-Hyperschallrakete“. So vermeldete es jubelnd die staatliche Nachrichtenagentur des Landes. In Rekordgeschwindigkeit treibt Kim sein Raketenprogramm voran, auch einen weiteren Atomtest könnte er Beobachtern zufolge demnächst anordnen. All das verschlingt Unsummen – und wirft die Frage auf: Wie kommt das abgeschottete Land an die nötigen Devisen?

Laut offiziellen Angaben fließen etwa 16 Prozent der Regierungsausgaben Nordkoreas in das Militär. Westliche Analysten vermuten sogar, dass bis zu einem Drittel des Bruttoinlandsprodukts des Landes in die Rüstung geht. In der nordkoreanischen Volksarmee diesen rund 1,3 Millionen Soldaten, hinzu kommen 600.000 Reservisten. Nur in China, Indien, den USA und Russland stehen noch mehr Menschen unter Waffen. Die zahlreichen Raketentests des Landes, die nach groben Schätzungen der US-Denkfabrik RAND Corporation bis zu zehn Millionen US-Dollar pro Start kosten, belasten das ohnehin schon arme Land zusätzlich. Schätzungen aus Südkorea zufolge hat Nordkorea bislang zudem etwa 1,6 Milliarden US-Dollar für sein Nuklearprogramm ausgegeben.

Obwohl Nordkorea in der Lage ist, den für den Raketenbau benötigten Stahl selbst zu produzieren und über ausreichend technisches Know-how und Arbeitskräfte verfügt – schätzungsweise zwei Millionen der 26 Millionen Nordkoreaner arbeiten in der Rüstungsindustrie – muss das Land bestimmte Komponenten und Präzisionsmaschinen importieren. Dabei umgeht Nordkorea internationale Sanktionen doppelt: Es importiert Teile für sein verbotenes Nuklear- und Raketenprogramm und bezahlt diese mit illegal erworbenen Devisen.

Kim Jong-un (rechts) beobachtet im vergangenen Sommer einen Waffentest.
Kim Jong-un (rechts) beobachtet im vergangenen Sommer einen Waffentest. © AFP

Mit Cybercrime verdient Nordkorea Hunderte Millionen Dollar

Um an diese Devisen zu gelangen, scheut die Regierung in Pjöngjang keine Mittel. Kim Jong-un betreibt Restaurants im Ausland, hauptsächlich in China und Südostasien; ein Museum in der Nähe der kambodschanischen Tempelanlage Angkor Wat generiert ebenfalls Devisen. Bis 2020 verdiente das Regime monatlich 38.000 Euro mit einem Hostel, das auf dem Botschaftsgelände in Berlin betrieben wurde. Seit den frühen 1990er Jahren produziert Nordkorea auch illegale Drogen, darunter Methamphetamin wie Ice oder Crystal Meth, die in China und anderen Teilen Asiens verkauft werden.

Trotz der Sanktionen exportiert Nordkorea Kohle, vor allem nach China. Weitere Exportgüter sind Textilien und tonnenweise künstliche Wimpern, die oft unter dem Siegel „made in China“ auch im Westen landen. Nach einem Rückgang der Exporte während der Corona-Jahre konnten sich die nordkoreanischen Ausfuhren laut den Vereinten Nationen zuletzt wieder erholen. Die illegalen Aktivitäten werden vom berüchtigten Büro 39 koordiniert, einer Geheimorganisation, deren Hauptquartier sich vermutlich im Zentrum von Pjöngjang befindet.

Nordkorea verdient auch viel Geld mit Cyberkriminalität. Vor zwei Jahren erbeuteten nordkoreanische Staatshacker Kryptowährung im Wert von 620 Millionen US-Dollar, indem sie in das Netzwerk eines vietnamesischen Computerspiels eindrangen. Laut Financial Times war dies der bisher größte Krypto-Diebstahl weltweit. Bis zu einem Drittel der Gelder, die Nordkorea in die Entwicklung von Raketen steckt, stammen laut der US-Regierung aus solchen Hacks. Das Programm hat seine Wurzeln in den späten 1980er und frühen 1990er Jahren. Ursprünglich richteten sich die Angriffe vor allem gegen ausländische Regierungen, später auch gegen Banken und schließlich gegen Internetnutzer weltweit.

Produkte aus nordkoreanischer Zwangsarbeit landen auch in Deutschland

Kim Jong-uns 2011 verstorbener Vater Kim Jong-il soll gesagt haben: „Wenn das Internet wie eine Waffe ist, sind Cyberangriffe wie Atombomben.“ Heute sollen 7000 hoch qualifizierte Hacker im Dienst des nordkoreanischen Staates stehen, ihre Aktivitäten werden von der ominösen Lazarus-Gruppe gesteuert. Lazarus wurde erstmals Ende der 2000er Jahre aktiv und vor allem durch einen Angriff auf die Sony-Filmstudios 2014 und die WannaCry-Attacken bekannt, die 2017 weltweit mindestens 300.000 Computer betrafen. Ein UN-Bericht, den die Nachrichtenagentur Reuters Anfang des Jahres einsehen konnte, untersuchte 58 nordkoreanische Cyberangriffe aus den Jahren 2017 bis 2023, bei denen rund drei Milliarden US-Dollar erbeutet wurden.

Zwangsarbeit ist eine weitere Einnahmequelle des Kim-Regimes. Nordkoreaner werden von ihrer Regierung ins Ausland geschickt, um auf Baustellen, in Restaurants oder in der verarbeitenden Industrie zu arbeiten. Sogar in Polen wurden vor einigen Jahren noch nordkoreanische Bauarbeiter eingesetzt. Im Rahmen von 2017 verhängten UN-Sanktionen sollten eigentlich alle Länder Nordkoreaner, die im Ausland arbeiten, zurückschicken, um zu verhindern, dass sie Devisen für ihre Regierung erwirtschaften.

Doch vor allem China scheint sich nicht daran zu halten: Eine ausführliche Untersuchung des Outlaw Ocean Project zeigte kürzlich detailliert auf, wie Nordkoreaner in chinesischen Fischfabriken ausgebeutet werden. Hinter Stacheldraht und unter Bewachung von Sicherheitskräften verarbeiten sie Fisch, der teilweise auch in Deutschland auf dem Teller landet. Von ihrem Gehalt sehen sie nur einen Bruchteil; den größten Teil kassiert laut dem Bericht das Regime in Pjöngjang.

Nordkorea exportiert Waffen und Munition nach Russland

Mit dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine eröffnete sich für Nordkorea eine weitere Möglichkeit, Geld zu verdienen: Waffenexporte nach Russland. Es ist nicht neu, dass die Kim-Dynastie weltweit zweifelhafte Regime mit Waffen und Munition versorgt, darunter Iran, Syrien, Jemen und Libanon, aber auch Terrororganisationen wie Hisbollah und Hamas. Letztere setzte nach den Terrorangriffen auf Israel am 7. Oktober nordkoreanische Panzerbüchsen vom Typ F-7 gegen israelische Streitkräfte ein. „Der Anstieg illegaler Waffengeschäfte Nordkoreas bildet eine Rettungsleine für das klamme Kim-Regime“, so Andrew Yeo von der US-Denkfabrik Brookings Institution.

Gemäß dem US-Außenministerium begann Kim im ersten Kriegsjahr mit dem Verkauf von Infanterie-Raketen und anderen Waffentypen, zunächst an die Wagner-Gruppe, später auch direkt an die russische Regierung. Von Juli 2023 bis Ende Februar 2024 hat das Regime laut Angaben des südkoreanischen Verteidigungsministeriums 6700 Container mit Artilleriegranaten nach Russland geschickt; die USA gehen sogar von 10.000 Containern aus, die zwischen September 2023 und Februar 2024 verschickt wurden. Das Stimson Center, eine US-Denkfabrik, analysiert: „Der größte Teil der Gewinne wird wahrscheinlich direkt an den Staat und das Militär gehen“. Im Austausch für die Waffenlieferungen erhält Nordkorea offenbar nicht nur Devisen und Lebensmittel aus Russland, sondern auch technologisches Know-how, beispielsweise für sein Satellitenprogramm. Die nächste Jubelmeldung aus Nordkorea ist also gewiss. (sh)

Der Redakteur hat diesen Artikel verfasst und anschließend zur Optimierung nach eigenem Ermessen ein KI-Sprachmodell eingesetzt. Alle Informationen wurden sorgfältig überprüft. Hier erfahren Sie mehr über unsere KI-Prinzipien.

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