Um Traditionsbetrieb aus Bayern zu retten: Mitarbeiter verzichten auf Geld
Der Porzellanhersteller Rosenthal steckt seit Monaten in der Krise. Um eine drohende Insolvenz abzuwenden, wollen Mitarbeiter auf Geld verzichten.
Selb – Rosenthal aus Nordbayern kämpft ums Überleben. Der Umsatzverlust betrug im Jahr 2023 rund 30 Prozent, sagte Firmensprecherin Barbara Stockinger-Torelli unserer Redaktion Anfang Dezember. Das liege an der Marktdynamik, die in den letzten Jahren zunehmend anspruchsvoller wurde. Bereits damals stand im Raum, ob Mitarbeiter durch Geldverzicht helfen könnten, das Unternehmen zu retten.
Traditionsbetrieb Rosenthal in der Krise: Mitarbeiter verzichten auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld
Vergangene Woche kam es dann zur Entscheidung. Die Beschäftigten des Traditionsunternehmens aus Selb (Landkreis Wunsiedel) haben bei einem Treffen in Wunsiedel einem Standortsicherungs-Tarifvertrag zugestimmt. Nun sei der Weg für eine neue Konzeption von Rosenthal bereitet, sagte Gerd Hammerl, Verhandlungsführer der IG BCE noch am Abend dem BR. Die Mitarbeiter verzichten demnach in den kommenden drei Jahren und rückwirkend für 2024 auf Urlaubs- und Weihnachtsgeld. Außerdem werde nur die Hälfte der Tariferhöhungen, die Ende 2025 in der Fläche verhandelt werden, an die Beschäftigten weitergegeben.
Rosenthal
Philipp Rosenthal gründete 1879 das Unternehmen in Selb, es stand für künstlerischen Anspruch, für klassisches oder auch aufsehenerregendes Design und hochwertiges Porzellan. Rosenthal wurde 1997 Teil des britisch-irischen Waterford-Wedgwood-Konzerns. 2009 jedoch musste Rosenthal Insolvenz anmelden, die Arcturus Gruppe übernahm schließlich. An den deutschen Standorten in Selb (Landkreis Wunsiedel) und Speicherdorf (Landkreis Bayreuth) arbeiten rund 600 Menschen.
Es gäbe pro Jahr im Gegenzug eine Prämie von 500 Euro. Ab 2028 würden die Mitarbeiter wieder die vollen Tarife erhalten. Die Einsparungen durch diesen Verzicht lägen laut Hammerl bei etwa sechs bis sieben Millionen Euro.

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Rosenthal wird 2028 eines seiner Werke in Bayern schließen
Hammerl erklärte weiter, dass es mit dem Ende des Vertrages im Jahr 2027 nur noch eine Produktionsstätte in Oberfranken geben. 330 Mitarbeitern würden dort dann noch arbeiten. Aus Sicht der Gewerkschaft könne die Produktion in Oberfranken nur so bestehen bleiben. Laut IG BCE werde der Standortsicherungs-Tarifvertrag nun in den Gewerkschaften besprochen, bis Ende Januar solle zudem die endgültige Entscheidung fallen, welcher der beiden Standorte geschlossen werde.
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Bis 2026 soll die Anzahl der Mitarbeiter bereits von 600 auf 490 reduziert werden, hieß es. Der Stellenabbau hatte bereits im vergangenen Jahr begonnen.