Fertige Turnhallen weiter nicht in Betrieb: Schüler fahren per Bus zum Sportunterricht

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Vor dem Sport geht es in den Bus. Die Schüler des Puchheimer Gymnasiums müssen derzeit zu freien Hallen gebracht werden, damit der Sportunterricht stattfinden kann. © Weber

Vor dem Puchheimer Gymnasium stehen zwei nigelnagelneue Turnhallen, die aber seit Monaten nicht benutzbar sind. Die Schüler werden nun vermehrt per Bus zum Sportunterricht gekarrt. Ein Ende ist nicht in Sicht.

Puchheim – Eine von zwei Stunden geht für den Transport drauf. Lehrer sind frustriert, für die Schule bedeutet es einen Mords-Aufwand.

Der Sportunterricht beginnt in Straßenkleidung. Die Fünftklässler stellen sich in der Aula des Puchheimer Gymnasiums auf. Jeder hält einen Turnbeutel. Lehrerin Ina Born trägt bunte Hula-Hoop-Reifen um den Hals, ihr Kollege Jakob Jetschni schleppt einen Beutel mit Volleybällen. Im Gänsemarsch geht es los, vorbei an den neuen Turnhallen vor dem Gymnasium, wo ein Arbeiter gerade Pflastersteine verlegt. Vor der Schule warten bereits zwei Busse in der Parkbucht. Das Ziel: freie Turnhallen in Nachbarorten.

Stunde Bewegung

So bekommen die Kinder zumindest eine Stunde Bewegung, die andere geht für den Transfer drauf. Mit Lehrplan erfüllen hat das nichts mehr zu tun. „Es ist schon frustrierend. Man kann seinen Job nicht so machen, wie man es gerne täte“, sagt Sportlehrer Jetschni. Ziemlich krass: Die Zehntklässler hätten noch nie normalen Sportunterricht erlebt, so lange zieht sich das Debakel schon.

Dabei stehen eigentlich zwei neu gebaute, schicke Turnhallen für Gymnasium und Realschule direkt vor der Tür. Nur: Die sind immer noch nicht freigegeben, fünf Jahre nach Spatenstich. Das Bau-Desaster rund um das 21-Millionen-Euro-Projekt zieht sich weiter durch. Hart getroffen wurde es unter anderem von Lieferengpässen in der Pandemie und wegen des Ukraine-Krieges, aber nicht nur.

Die Nachweise

Zuletzt fehlten Nachweise zu Brandschutz und Statik. Diese mussten laut Landratsamt mehrfach von den Unternehmen nachgefordert werden. Die Dokumente liegen zwar mittlerweile vor. Doch nun müssen Mängel behoben werden. Erst einmal ist die Halle weiter Baustelle. Wie lange noch, teilt die Behörde nicht mit.

Es ist eine weitere herbe Enttäuschung für Monika Christoph, Direktorin des Gymnasiums. Sie hatte gehofft, dass zum Stundenplanwechsel am kommenden Montag endlich alles fertig ist. Aber mal wieder muss sie umdisponieren. Sportunterricht im Ausnahmezustand ist mittlerweile Alltag – vor allem im Winter, im Sommer hilft der Sportplatz sehr.

Der Tennisverein

Die Schulleitung hat nach Wegfall der Traglufthalle immer versucht, möglichst viele Sportstunden aufrechtzuerhalten. Es wurden Fitnessstudios und das Domizil vom Verein in der Nachbarschaft gebucht, und es gibt schon länger den Transfer per Bus, allerdings nicht in den jetzigen Ausmaßen.

Das Problem: Dadurch, dass es seit Jahren heißt, die neuen Hallen am Gymnasium würden demnächst fertig, hat sich etwa der Tennisverein, der in der Nachbarschaft liegt, neue Mieter gesucht. Alle Beteiligten gingen ja davon aus, dass die Schüler wieder wegfallen.

Deshalb nutzt das Gymnasium nun neben Olching (Heckenstraße) zusätzlich die Hallen in Gröbenzell und Eichenau. Fast die Hälfte des Sportunterrichts findet per Busfahrt statt. Stundenpläne erstellen heißt jetzt: Rund 60 Minuten Hin- und Rückfahrt einplanen. Plus Umziehen und Aufstellen in der Aula.

Unterstützung

Aber immerhin: „So kann der Unterricht großteils wieder gewährleistet werden“, sagt Christoph. Sie ist trotz des immensen Organisationsaufwands froh, dass das Landratsamt die hohen Kosten für die Busse übernimmt und die Schule so unterstützt.

Die Eltern finden das alles dennoch nicht mehr lustig. Die Beschwerden landen unter anderem bei Puchheims Bürgermeister Norbert Seidl. Auch im Rathaus ist man mit der Situation unzufrieden. Vor allem fehlende Kommunikation stößt hier sauer auf, diese sei „extrem bräsig“. Er fordert eine Taskforce für Krisenkommunikation.

Extrem genervt sind zudem die Vereine, die die Hallen mitnutzen wollten. Sie müssen seit langem Trainingszeiten reduzieren. Peter Görlich, Abteilungsleiter der Volleyballer beim FC Puchheim, wählt drastische Worte: „Die ersten fangen an abzuwandern, damit zerbröselt unsere erfolgreiche Jugendarbeit der letzten Jahre.“ (Patrick Tietz/Kathrin Böhmer)

Das war ein Bericht zum Thema aus dem Jahr 2023: Brandschutz und Statik: Zwei neue Turnhallen können nicht in Betrieb gehen

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