Almdorf mit vielen Fragezeichen

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Zwei Aussichtsplattformen wurden auf dem Baugrundstück für das Almdorf neben dem Neureuth-Parkplatz aufgestellt. Ansonsten sind keine Aktivitäten erkennbar. © THOMAS PLETTENBERG

Zwei hölzerne Aussichtsplattformen auf dem Almdorf-Grundstück sind Anlass für neue Spekulationen. Handelt es sich um einen erneuten Versuch, Investoren und künftigen Betreibern das exklusive Hotelprojekt schmackhaft zu machen? Kommt das Vorhaben nun endlich voran?

Tegernsee - Mal ein Bauzaun, dann ein Bagger und jetzt zwei provisorische Aussichtsplattformen. Was passiert da auf dem Gelände am Wanderparkplatz zur Neureuth – dort, wo seit 2012 von der Verwirklichung eines Almdorfs die Rede ist? Geplant ist ein Hotelprojekt der ganz besonderen Art mit zehn Almen und Komfort im Fünf-Sterne-Niveau. Doch der Bau verzögert sich immer und immer wieder. Viele Fragezeichen hängen über dem Projekt, und so mancher bezweifelt ernsthaft, ob die Bauherrn, Ernst Tengelmann und Rainer Leidecker von der Ernst Tengelmann Projekt GmbH aus Tegernsee, noch daran festhalten. Denn immer wieder wurden die Pläne verändert und angepasst, im März vergangenen Jahres befürworteten die Stadträte eine vierte Tektur. Tatsächlich hat das Landratsamt diese Tektur noch nicht genehmigt. „Es fehlen noch Unterlagen und Fachstellen“, so die Auskunft einer Sprecherin.

Landratsamt erkennt Baubeginn des Almdorfs an

Weil auch der Stadt ungeduldig wurde, setzte sie ebenfalls im vergangenen Jahr eine Frist: Sie lehnte eine dritte Verlängerung der Baugenehmigung ab. Am 25. August 2024 wäre diese ausgelaufen und das Almdorf gestorben. Die Bauherrn handelten in Windeseile, ließen einen Bagger auf dem 4700 Quadratmeter großen Gelände anrücken und reichten die Baubeginnsanzeige beim Landratsamt ein. Leidecker & Co. konnten wieder Luft holen, denn: „Durch den rechtzeitigen und aus unserer Sicht hinreichend deutlich erfolgten Baubeginn ist der Ablauf der Genehmigung unterbrochen“, teilt die Landratsamts-Sprecherin mit.

Häppchenweise sind also Aktivitäten erkennbar. Seit Kurzem sind zwei stattliche Aussichtsplattformen auf dem Grundstück postiert. Soll potenziellen Investoren mit der Aussicht auf den Tegernsee das Projekt noch schmackhafter gemacht werden? Denn einen Investor, der in das auf zuletzt 30 Millionen Euro geschätzte Projekt einsteigt, hat die Projekt GmbH, die das Almdorf anfangs mit dem Neuhauser Architekten Johannes Wegmann entworfen und dann mit den Münchner LSA Architekten um Christof Lampadius weiterverfolgt hat, nach wie vor nicht präsentiert.

Fragen zum Almdorf Tegernsee: Bauherr will nicht Stellung beziehen

Überhaupt zeigt sich Rainer Leidecker wortkarg. Auf etliche Fragen will er nicht antworten. Nur so viel: „Aufgrund der Sensibilität sowie laufender Verhandlungen sehen wir uns aktuell nicht in der Lage, zu Ihren Fragen Stellung zu nehmen“, teilt Leidecker schriftlich mit.

Es darf also weiter gerätselt werden, warum es so schwer ist, das Almdorf zu realisieren. Auch im Rathaus schweben Fragezeichen über dem Projekt. Bürgermeister Johannes Hagn (CSU) spricht von „juristischen Feinheiten“, die das Projekt begleiten. Dazu gehört, dass der Durchführungsvertrag noch nicht unterzeichnet wurde. Darin heißt es, dass die Anlage nach 36 Monaten stehen müsse, sonst seien Vertragsstrafen fällig. Dieser Vertrag ist Voraussetzung für die Genehmigung der vierten Tektur. Hagn ist durchaus bewusst, dass die Bauherrn unter Zeitdruck stehen und es inzwischen mit horrenden Preisen für den Bau zu tun haben dürften. Hagn berichtet auch von Beschwerden, die regelmäßig im Rathaus landen, wenn mal wieder ein Lkw zum Almdorf-Grundstück unterwegs ist. Der Bau dürfte ohnehin diffizil werden, „denn auf der Neureuthstraße“, so Hagn, „herrscht im Winter Schneekettenpflicht“. Und überhaupt müssten kleinere Baufahrzeuge zum Einsatz kommen. Wenn es überhaupt dazu kommt.

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