Münchner über Sammel-Leidenschaft: „Wenn mich jemand belächelt, erzähle ich, was die Karten wert sind“
Vor einigen Jahren hat Andreas Schoppel sein Hobby aus Grundschul-Zeiten wiederentdeckt. Es sei „ein bisschen so, wie mit Aktien an der Börse zu handeln“, erklärt der Münchner.
München – „Glurak hat einen besonderen Platz in meinem Herzen“, sagt Andreas Schoppel und lacht, „deswegen habe ich ihn auf meinen Oberschenkel tätowieren lassen.“ Der 32-Jährige aus München ist Pokémon-Fan der ersten Stunde. Etwa 10.000 Karten umfasse seine Sammlung inzwischen, schätzt der gelernte Fotograf. Die von Glurak aus dem Jahr 1999 ist die wertvollste.
Was verbirgt sich hinter dem Pokémon-Hype?
Pokémon ist eine japanische Spieleserie, die 1996 von Nintendo und Game Freak entwickelt wurde. Ziel des Spiels ist es, verschiedene Fantasiewesen, die Pokémon genannt werden, zu fangen, zu trainieren und gegeneinander antreten zu lassen. Die Serie ist weltweit bekannt und umfasst Videospiele, Sammelkarten, TV-Serien und Filme. Pokémon hat Fans aller Altersgruppen und gilt als eine der erfolgreichsten Unterhaltungsmarken der Welt.
„In der Grundschule hat es mich richtig gepackt“, erinnert sich Schoppel im Gespräch mit unserer Redaktion. „Nach den Hausaufgaben sind wir vor dem Fernseher gesessen und haben die Serie geschaut. Auf dem Pausenhof haben wir Karten getauscht, vom Taschengeld am Kiosk neue gekauft.“ Drei Mark habe eine Tüte damals gekostet, glaubt sich der 32-Jährige zu erinnern.
32-Jähriger aus München sammelt Pokémon-Karten: „Richtig Blut geleckt“
Während der Pubertät sei sein Interesse merklich abgeflaut, andere Themen rückten in den Vordergrund. Als er im Jahr 2018 ohne Hintergedanken in seinem Kinderzimmer stöbert, hat Schoppel ein Erweckungserlebnis. Er findet den Ordner mit seinen alten Pokémon-Karten wieder. Einige waren inzwischen sehr wertvoll geworden. „Da muss sich der siebenjährige Andi etwas gedacht haben.“ Auch der oben erwähnte Glurak war dabei. „Ich habe richtig Blut geleckt“, sagt der Münchner.
Mit Gleichgesinnten vernetzt er sich über Instagram, tauscht sich über das wiederentdeckte Hobby aus. Heute betreibt er einen Kanal mit 25.000 Followern, der sich dem Thema „Pokémon Go“ verschrieben hat, einer speziellen Variante der Spieleserie. „So habe ich in München noch einmal ganz neue Kontakte geknüpft“, freut sich der 32-Jährige.
Schoppel arbeitet als Teilzeitkraft in einem Kindergarten. Dort ist seine Sammel-Leidenschaft bekannt. „Da gibt es vier Jungs, die auch mit den Karten spielen. Es ist schön, wie generationsübergreifend das Thema ist. Die freuen sich schon immer, wenn ich komme: ‚Andi, Andi, können wir tauschen?‘“
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„Wenn mich jemand belächelt, erzähle ich, was die Karten wert sind“
Im Zuge der Corona-Pandemie sei der Pokémon-Hype „noch einmal richtig explodiert“, sagt Schoppel. US-amerikanische Promis entdeckten ein Hobby für sich, die Preise für Karten stiegen rasant. „Es war wirklich sehr kompliziert, an neue zu kommen.“ Mit seinen Freunden tauscht er sich aus: Welcher Shop hat noch welche und wenn ja, wie viele?
Natürlich ist es ein bisschen so, wie mit Aktien an der Börse zu handeln.
Es komme nur selten vor, dass er für sein Hobby skeptisch beäugt werde, erzählt Schoppel. „Leben und leben lassen“, sagt der 32-Jährige. „Es gibt andere, die sammeln leere Streichholzschachteln. Wenn mich jemand belächelt, erzähle ich, was die Karten wert sind.“
Mann aus München über intensive Sammel-Leidenschaft: „Bei mir daheim ist alles in Maßen“
Seinen 25 Jahre alten Glurak hat ein US-amerikanischer Anbieter unlängst auf etwa 2000 Euro geschätzt. Maßgeblich für die Prüfung ist, in welchem Zustand die Karten sind. „Mein Glurak hat sieben Punkte bekommen. Hätte es für die vollen zehn gereicht, wäre er etwa 25.000 Euro wert.“ Um bis zu 500 Prozent seien einige seiner Karten in den vergangenen Jahren im Wert gestiegen. Ob es immer so weitergeht? „Natürlich ist es ein bisschen so, wie mit Aktien an der Börse zu handeln“, gesteht der Münchner.
Insgesamt fünf Pokémon-Motive hat sich Schoppel über die Jahre auf seinen Körper tätowieren lassen. „Bei mir daheim ist aber alles in Maßen“, sagt er mit einem Grinsen. „Ich habe keine Pokémon-Zahnbürste. Aber einen kleinen Schrein, auf dem ein paar Karten ausgestellt sind.“ Auch der Glurak, der ihm so viel bedeutet.