Reinstes Vergnügen bereitet Rainhard Fendrich dem Kemptener Publikum mit einer Reise durch sein Lebenswerk
Rund 3.000 Fans in der Big Box Allgäu in Kempten werden nach rund zweieinhalb Stunden Konzert und 33 Songs mit puren Glücksgefühlen entlassen: Rainhard Fendrich, die Ikone des Austropop, hat sein ausschließlich älteres Publikum auf einen Trip durch 45 Jahre musikalisches Lebenswerk genommen und damit den Nerv seiner Zuhörer getroffen.
Kempten – Die Reise beginnt damit, dass Rainhard Fendrich die Bühne betritt. Alleine, nur mit seiner Gitarre. Das Publikum in der ausverkauften Big Box Allgäu applaudiert begeistert und während der österreichische Liedermacher seinen Song „Zweierbeziehung“ performt, steigen die vier Mitglieder seiner Band mit ein. Fendrich wird an diesem Abend den Bogen spannen von den frühen 80ern bis in die Gegenwart.
Seine 70 Lebensjahre sind dem Musiker stimmlich nicht anzumerken. Auch die hohen Töne meistert er mit Leichtigkeit und routiniert spielt er fast wie im Akkord scheinbar mühelos einen Song nach dem anderen. Die stimmige, aber zurückhaltende Lichtshow zaubert zusätzlich eine angenehm-entspannte Konzertatmosphäre in den Saal.
Rainhard Fendrich in Kempten: „Man kann seine Heimat auch lieben, ohne andere zu hassen“
Auf seinem gefühlvollen musikalischen Streifzug führt Fendrich das Publikum auch geographisch an verschiedene Orte. Von seiner Heimat Wien („Haben Sie Wien schon bei Nacht gesehen“) geht es an die „Strada del Sole“. Wobei der Liedermacher nach seinem 80er-Jahre-Sommerhit zugibt, dass er in seinem ganzen Leben noch nie auf besagter Strada war. Schließlich besingt er „Jesolo“ – ein Stück aus seinem aktuellen Album „Wimpernschlag“.
Zustimmenden Applaus gibt es für mahnende und zeitkritische Worte zu Fremdenfeindlichkeit. „Man kann seine Heimat auch lieben, ohne andere zu hassen“ ist in der Welt von heute eine eindringliche Aussage, die dem Megahit „I am from Austria“ eine politische Dimension verleiht, die zum Nachdenken anregt. Immerhin, so erklärt Fendrich, habe er diesen Song lange Zeit gar nicht gespielt: „Das war ein Geist aus der Flasche.“ Heute, so findet der Altmeister, passt das Stück wieder in die Zeit.
Die Big Box Allgäu brodelt bei den Evergreens
Das Stimmungsbarometer steigt sprunghaft, als es bei der „Midlife Crisis“ kaum noch jemanden auf den Sitzen hält. Zahlreiche Fans strömen Richtung Bühne, um tanzend zu zeigen, dass die Midlife Crisis ein Gerücht ist und sie noch lange nicht zum alten Eisen gehören.
Mit Hits wie „Schickeria“, „Blond“, „Oben ohne“, „Macho Macho“ und „Es lebe der Sport“ versteht es Fendrich, das textsichere Publikum zum Mitsingen und Mitklatschen zu bewegen. „Wenn wir alle glücklich sind, hat sich der Abend schon gelohnt“, ist die perfekte Überleitung zum ewigen Klassiker „Weus‘d a Herz hast wia a Bergwerk“. In einem Lichtermeer liegen sich Paare glücklich in den Armen. Wie der Konzertauftakt erfolgt auch der Abschied solo: „Nie mehr Krieg“ gibt Rainhard Fendrich tiefsinnig und emotional seinem Publikum mit auf den Weg in die Nacht.
Begeisterter Applaus ist der Dank für ein Konzert, das Freude bereitet hat, stimmungsvoll war und auch nachdenkliche Momente beschert hat. Es mag „nur ein Wimpernschlag“ gewesen sein, aber die Erinnerung bleibt.
Für die ausverkaufte Show hat Rainhard Fendrich von der Big Box Allgäu den Sold Out Award erhalten. Seinen Fans hatte er während der Show versichert, dass es ihn mit Freude und Dankbarkeit erfülle, mit 70 Jahren noch vor einem vollen Haus spielen zu dürfen.
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