Trump siegt bei den Vorwahlen: Wie es jetzt bis zur US-Wahl weitergeht – die wichtigsten Antworten

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Donald Trump räumt beim Super Tuesday ab. Damit deutet bei der US-Wahl im November alles auf ein erneutes Duell mit Joe Biden hin. Das Rennen ist völlig offen.

Washington, D.C. – Vier Jahre sind vorbei, geändert hat sich nichts: Die US-Wahl 2024 steuert erneut auf ein Duell zwischen Donald Trump und Joe Biden zu. Am Super Tuesday triumphierte Trump in 14 von 15 Bundesstaaten und setzte sich damit bei den US-Vorwahlen nahezu uneinholbar von seiner Rivalin Nikki Haley ab. Die frühere UN-Botschafterin stieg daraufhin aus dem Rennen um die Präsidentschaftskandidatur bei den Republikanern aus. Der Weg für eine Nominierung Trumps ist also frei, bei den Demokraten gilt Amtsinhaber Biden ohnehin als Kandidat gesetzt.

Beide Politiker traten bereits 2020 bei der Präsidentschaftswahl gegeneinander an. Diesmal wären die Rollen jedoch vertauscht. Biden will als Amtsinhaber im November wiedergewählt werden, Trump wäre der Herausforderer. Zwar können weder Biden noch Trump überzeugende Beliebtheitswerte aufweisen. In ihren jeweiligen Parteien sind sie aber faktisch konkurrenzlos.

Wie geht es nach dem Super Tuesday weiter?

Die Vorwahlen der Republikaner und der Demokraten gehen noch bis Anfang Juni weiter. Danach stehen die beiden Parteitage auf dem Programm. Dort werden die jeweiligen Kandidaten offiziell nominiert. Den Anfang machen die Republikaner, die sich vom 15. bis 18. Juli in Milwaukee im Bundesstaat Wisconsin treffen. Die Demokraten halten ihren Parteitag vom 19. bis 22. August in Chicago im Bundesstaat Illinois ab.

Danach beginnt dann spätestens die heiße Phase des Wahlkampfs. Dazu gehören auch drei Fernsehdebatten der Präsidentschaftskandidaten. Diese sind für September und Oktober terminiert:

Zeit Ort
16. September 2024 San Marcos, Texas
1. Oktober 2024 Petersburg, Virginia
9. Oktober 2024 Salt Lake City, Utah

Steht ein erneutes Duell zwischen Biden oder Trump endgültig fest?

Eine Neuauflage des Duells von 2020 ist für viele Menschen in den USA keine verlockende Perspektive. Laut einer Umfrage vom Februar hält die Mehrheit sowohl den 81-jährigen Biden als auch den 77-jährigen Trump für zu alt für den Job. Vor allem bei Biden, der schon jetzt der älteste US-Präsident der Geschichte ist, ist sein Alter wegen seiner wiederkehrenden Aussetzer und Verwechslungen ein großes Thema – wenngleich auch Trump solche Pannen immer wieder unterlaufen, zuletzt bei seinen Wahlkampfauftritten Anfang März.

Biden hat sich allerdings gerade erst von seinem Arzt bescheinigen lassen, dass er weiterhin fit genug sei für sein Amt. Insofern ist es schwer vorstellbar, dass er noch auf die Kandidatur verzichtet. Was aber, wenn er doch noch eine schwere Gesundheitskrise erleben sollte? Dann gibt es zwei Möglichkeiten: Sollte Biden vor dem Parteitag auf seine Kandidatur verzichten, würden die Delegierten über Kandidat oder Kandidatin entscheiden. In dem Fall käme im Grunde nur die amtierende Vizepräsidenten Kamala Harris in Betracht. Alles andere wäre parteipolitisch kaum nachvollziehbar. Was aber geschieht, sollte Biden sich erst nach dem Parteitag zurückziehen? Einen Präzedenzfall gibt es nicht. Laut New York Times liegt die Entscheidung dann beim Parteivorsitzenden Jaime Harrison und der übrigen Parteispitze.

Was steht noch zwischen Trump und einer Nominierung?

Bei Trump spielt das Alter derzeit eine eher untergeordnete Rolle. Die Journalistin Maggie Haberman ist der Auffassung, dass ihn nur ein „katastrophales Ereignis“ von der Kandidatur noch abbringen könnte. „Es müsste etwas sein, das man nicht verbergen kann“, meint die Korrespondentin der New York Times im Weißen Haus. „Ein längerer Krankenhausaufenthalt oder etwas, das auf der Bühne oder vor einer Menschenmenge geschieht.“

Donald Trump kommt zu einer Rede bei einer Wahlparty in Mar-a-Lago.
Donald Trump ist der große Sieger bei den Vorwahlen der Republikaner. © Evan Vucci/dpa

Im Grunde sind es deshalb eher die gegen Trump erhobenen Anklagen, die die Frage aufwerfen, ob er tatsächlich am 5. November antreten kann. Dass der frühere Präsident in vier Strafverfahren verwickelt ist, scheint die Republikaner aber immer weniger zu stören. Bei Nachwahlbefragungen des Datendienstleisters Edison Research am Super Tuesday in Kalifornien gaben weniger als ein Fünftel der Befragten an, dass Trump ihrer Ansicht nach für das Präsidentenamt nicht geeignet wäre, wenn er wegen einer Straftat verurteilt werden sollte.

Und selbst wenn es vor der Wahl zu einer strafrechtlichen Verurteilung Trumps kommen würde, darf er dennoch weiter für das Präsidentenamt kandidieren. Die US-Verfassung sieht kein Verbot für diesen Fall vor. Sollte Trump aber tatsächlich nach dem Parteitag als Kandidat ausfallen, müssten sich die 168 Mitglieder des nationalen Organisationsgremiums der Partei (Republican National Committee, kurz RNC) überlegen, was zu tun wäre.

Welche Stimmen Trump bei der US-Wahl für den Sieg gegen Biden braucht

Bei aller Dominanz offenbarten die Vorwahlen jedoch auch Schwächen. Für Trump dürfte es in nächster Zeit vor allem darum gehen, jene Republikaner einzufangen, die mit seiner polarisierenden Art sowie seiner weit rechts außen verankerten „Make America Great Again“-Bewegung nichts anfangen können. Hier reicht ein Blick auf eine Nachwahlbefragung des TV-Senders CNN am Super Tuesday in North Carolina. Demnach sagten 81 Prozent derjenigen, die für Haley sind, sie würden nicht automatisch den von ihrer Partei nominierten Präsidentschaftskandidaten unterstützen.

Auch bei Wählerinnen und Wählern mit höherem Bildungsabschluss und in urbanen Zentren hat Trump Schwierigkeiten. Haley war für sie so etwas wie eine Hoffnungsträgerin. Trump kann sich nicht erlauben, diese Gruppen dauerhaft zu vergraulen. Um im November gegen Biden zu gewinnen, ist Trump aber auf diese Stimmen angewiesen.

Wie viel Unterstützung hat Joe Biden?

Wie für Trump war der Super Tuesday auch für Biden vor allem ein Test, wie die Stimmung in der eigenen Basis ist. Viele Demokraten können sich für eine Kandidatur Bidens nicht so richtig erwärmen. Den einen ist er zu alt, andere sind enttäuscht, weil er sich ihrer Meinung nach nicht genug für Minderheiten oder den Klimaschutz eingesetzt hat. Und dann ist da noch der linke Flügel. Der hadert mit seiner Unterstützung für Israel im Gazakrieg und seinem zunehmend harten Kurs in der Einwanderungspolitik.

Tatsächlich bekam Biden beim Super Tuesday erneut einen Denkzettel verpasst. Wie schon bei den Vorwahlen in Michigan verweigerten zahlreiche Stimmberechtigte ihm ihre Unterstützung und wählten aus Protest die Option „Uncommitted“, also „neutral“ oder „unentschieden“. Nach Angaben des Datendienstleisters Edison waren das neben Musliminnen und Muslimen unter anderem gerade auch viele jüngere Demokraten.

Welche Themen dürften im Wahlkampf die größte Rolle spielen?

Profitieren dürfte Trump in erster Linie von seiner Fokussierung auf die Einwanderungsproblematik an der Grenze zu Mexiko. Er hat einen deutlich schärferen Kurs angekündigt, um die illegale Migration in den Griff zu bekommen. Nachwahlbefragungen zeigten, dass vielen Republikanern bei den Vorwahlen das Thema besonders auf den Nägeln brennt. Die Unzufriedenheit der Menschen in den USA bei dem Thema könnte Trump die entscheidenden Stimmen bringen, um ins Weiße Haus zurückzukehren.

Zweites heißes Eisen ist die Wirtschaftspolitik. Zwar werden die Demokraten nicht müde zu erklären, bei der Wirtschaft laufe es gut und die Arbeitslosigkeit sei vergleichsweise niedrig. Die Stimmung bleibt in diesem Punkt jedoch schlecht. Bei einer weiteren Reuters/Ipsos-Umfrage erklärten 39 Prozent der Befragten jüngst, Trumps Wirtschaftspolitik sei besser gewesen als die von Biden. Umgekehrt waren es nur 33 Prozent. Kurioserweise zeigten Nachwahlbefragungen vom Super Tuesday, dass viele Leute ihre eigene wirtschaftliche Situation als „stabil“ bewerten, während sie gleichzeitig die Lage allgemein als miserabel einschätzen.

Wer geht als Favorit in die US-Wahl im November: Trump oder Biden?

Sicher ist nur, dass es erneut auf ein Kopf-an-Kopf-Rennen hinauslaufen wird. Dies zeigt auch ein Blick auf die beiden letzten Wahlen. So erhielt Hillary Clinton bei der Wahl 2016 landesweit zwar fast drei Millionen Stimmen mehr als Trump, aufgrund des Wahlsystems waren aber nur rund 107.000 Stummen in den Schlüsselstaaten Pennsylvania, Michigan und Wisconsin entscheidend. Noch enger war es vier Jahre später. Zwar lag Biden landesweit sogar mit sieben Millionen Stimmen vorne, doch am Ende waren es die hauchdünnen in Siege in Arizona, Georgia und Wisconsin, die Biden zum Sieg verhalfen. Gerade einmal 42.918 Stimmen machten letztlich den Unterschied aus.

Die aktuellen Umfragen sprechen derzeit jedoch eindeutig für Donald Trump. Vor allem eine hoch eingeschätzte Erhebung im Auftrag der New York Times sorgte zuletzt für Aufregung. In der landesweiten Umfrage sagten 48 Prozent der Befragten, sie wollten Trump wählen, für Biden sprachen sich lediglich 43 Prozent aus. Der Umfrage zufolge wollen 97 Prozent derjenigen, die 2020 Trump ihre Stimme gaben, ihn erneut wählen. Bei Biden sind dies nur 83 Prozent. (cs mit Agenturen)

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