Invasive Art in Urlaubsregion: Experten warnen vor hochgiftigem Fisch mit „aggressivem Verhalten“
Schon ein bis zwei Milligramm seines Giftes können tödlich sein. Experten warnen vor der wachsenden Präsenz einer invasiven Art im Mittelmeer.
München – Spitze Zähne, eine kantige Schnauze und ein silberner Streifen am Bauch. Wer einen solchen Fisch sieht, sollte lieber schnell wegschwimmen. Es handelt sich dann wahrscheinlich um einen Hasenkopf-Kugelfisch (auch Lagocephalus sceleratur genannt). Die invasive Art breitet sich immer mehr im Mittelmeerraum, vor allem in der Adria, aus. Wissenschaftler schlagen nun Alarm.
Wissenschaftler warnen: Giftiger Kugelfisch vermehrt im Mittelmeerraum gesichtet
Der Hasenkopf-Kugelfisch, ursprünglich aus tropischen Gewässern stammend, hat sich über den Suezkanal im Mittelmeerraum ausgebreitet. „Die zunehmende Präsenz von L. sceleratus in Küstenregionen stellt eine direkte Bedrohung für den Tourismus dar, insbesondere in Gebieten, die von Badegästen besucht werden“, so die kroatischen Wissenschaftler Dr. Neven Iveša, Moira Buršić und Jakov Dulčić in einer aktuellen Studie.
Tropischer Fisch breitet sich weiter aus – Auch die Adria ist betroffen
Erstmals wurde der invasive Fisch 2003 in der Türkei gesichtet und hat sich seitdem schnell bis nach Gibraltar und ins Schwarze Meer ausgebreitet. Grund dafür ist der Klimawandel, der die Meere erwärmt, und das Fehlen natürlicher Fressfeinde. Auch in der Adria wird der Fisch immer häufiger gefangen, und vor etwa einem Jahr wurde er so weit nördlich wie nie zuvor entdeckt. Die Ausbreitung des Hasenkopf-Kugelfischs habe laut den Wissenschaftlern erhebliche Auswirkungen auf Tourismus, Fischerei und die öffentliche Sicherheit.
Gefährlicher Kugelfisch gilt als Schädling für die Fischerei
Für die Fischerei, insbesondere in der Türkei, wo er besonders verbreitet ist, stellt der Kugelfisch ein großes Problem dar. Fischer erleiden laut dem Meeresbiologen Ekin Akoglu jährlich finanzielle Verluste von etwa 450 Euro pro Person. Der L. sceleratus, der bis zu einem Meter lang und sieben Kilogramm schwer werden kann, nimmt wertvollen Platz in den Netzen ein und wird als unverkäuflicher Fang aussortiert. Zudem beschädigt er mit seinen kräftigen Zähnen die Netze und kann sogar Metallhaken durchbeißen.
Meine News
„Aggressives Verhalten“ – Forscher warnen vor invasiver Fischart
Sein Gift, Tetrodoxin, zählt zu den stärksten bekannten Nervengiften und kann bei falscher Zubereitung tödlich sein. In der EU ist der Verkauf von Kugelfisch-Gerichten daher verboten. Obwohl das Gift nur beim Verzehr gefährlich wird, sind die Bisse der Fische ebenfalls eine Bedrohung.
Die „invasive Art ist für ihr aggressives Verhalten bekannt“, betont das kroatische Forscherteam. In Badegebieten wurden bereits schwere Verletzungen durch Bisse gemeldet. 2019 musste einem Kind nach einem solchen Vorfall ein Finger amputiert werden.
„Deutliches Warnsignal“ – Wissenschaftler fordern Maßnahmen gegen Kugelfisch
Für die Forscher sei die Anwesenheit des Fisches in der nördlichen Adria als „deutliches Warnsignal für seine Ausbreitung“. Die Wissenschaftler fordern verstärkte Überwachungs- und Regulierungsmaßnahmen sowie „eine gezielte Beseitigung und öffentliche Aufklärung“. Sie schlagen zudem vor, lokale Gemeinschaften über eine mobile App in die Meldung von Sichtungen einzubinden. Dies könne helfen, die „ökologischen und sozioökonomischen Bedrohungen für die biologische Vielfalt im Mittelmeerraum zu mindern“. (pk)