Staats-TV zeigt zum Tode verurteilten in Video: Lockte Belarus einen Deutschen in eine Falle?

  1. Startseite
  2. Politik

Kommentare

Ein Deutscher wird in Belarus zum Tode verurteilt. In einem Video wird er im Staats-TV zur Schau gestellt. Womöglich handelt es sich um ein Druckmittel.

Minsk – Ein belarussischer Fernsehsender hat ein Video gezeigt. Darin ist Rico K. zu sehen. Der deutsche Staatsbürger wurde in Belarus zum Tode verurteilt, unter anderem wegen „Terrorismus“ und „Söldnertum“. In dem Video hat der Mann um seine Begnadigung gebeten. Wie auch hinter der Verhaftung eine Falle vermutet wurde, wird nun davon ausgegangen, dass Belarus Deutschland durch das Video zum Verhandeln drängen will.

Er hoffe sehr, dass der autoritäre belarussische Präsident Alexander Lukaschenko ihm verzeihen und ihn begnadigen werde, sagte der Deutsche laut der russischen Nachrichtenagentur Tass im belarussischen Staatsfernsehen. Er sagte zudem, er fühle sich von der Bundesregierung im Stich gelassen. Videos dieser Art von Verurteilten sind keine Seltenheit in Belarus. Menschenrechtsaktivisten zufolge entstehen sie häufig unter Zwang, was auch in diesem Fall möglich wäre.

Ein Gefängniszellenfenster hinter Stacheldraht in Belarus.
Der Deutsche Rico K. wurde bereits im Oktober 2023 inhaftiert. © IMAGO / ZUMA Press Wire

Video des Deutschen im Staats-TV ein Druckmittel? Belarus und Deutschland womöglich in Verhandlungen

Weitere Tatsachen untermauern die Vermutung, dass es sich bei dem Video um ein Druckmittel handeln könnte. Am Wochenende hieß es aus dem Land, dass es Gespräche mit der Bundesregierung über den Deutschen gebe. Der belarussische Außenamtssprecher Anatoli Glas erklärte, Minsk habe Berlin „konkrete Lösungen“ vorgeschlagen, um die Situation des Deutschen zu ändern. Das Auswärtige Amt gab an, es würde sich mit dem Konsulat in Minsk „intensiv gegenüber den belarussischen Behörden für ihn“ einsetzen. Es wurde nicht genauer spezifiziert, was das bedeutet.

Schon bei der Inhaftierung wurde davon ausgegangen, dass der Deutsche womöglich in eine Falle gelockt wurde. Der Spiegel berichtete unter Berufung der auf Belarus spezialisierten Exil-Organisation „Belpol“, dass der Mann im Oktober 2023 nach einer Explosion an einem Eisenbahngleis nahe Minsk gefangengenommen worden sei, zusammen mit zwei Belarussen. Er wurde beschuldigt, für das belarussische Kastus-Kalinouski-Regiment, das auf ukrainischer Seite kämpft, aktiv zu sein. Zudem wird ihm laut dw vorgeworfen, an der Explosion beteiligt gewesen zu sein. Die anderen beiden Personen seien aber in dem Urteil gar nicht erwähnt. K. wurde laut der belarussischen Menschenrechtsorganisation „Wjasna“ am 24. Juni zum Tode verurteilt.

Deutscher zur Todesstrafe verurteilt – Schuldgeständnis im Staatsfernsehen von Belarus

„Ich bekenne mich schuldig, definitiv“, sagt der Mann nun in dem Video, der für das Deutsche Rote Kreuz und zuvor als Sicherheitskraft für die US-Botschaft in Berlin gearbeitet haben soll. Der Deutsche sagte in den Aufnahmen, dass er im Oktober vergangenen Jahres vom ukrainischen Geheimdienst SBU beauftragt worden sei, Militärstandorte in Belarus zu fotografieren. Er habe zudem auf dessen Befehl einen Sprengsatz auf einer Eisenbahnstrecke in der Nähe von Minsk platziert. Er bereue zutiefst, was er getan habe und er sei erleichtert, dass es keine Opfer gegeben habe, fuhr der Mann fort.

Belarus ist das einzige europäische Land, in dem die Todesstrafe noch verhängt und vollstreckt wird – per Genickschuss. Seit Beginn des Ukraine-Kriegs wurden zahlreiche Menschen in Russland und Belarus wegen des Vorwurfs festgenommen, ukrainische Agenten oder von Kiew bezahlte Saboteure zu sein. (lismah mit afp)

Auch interessant

Kommentare