Verdacht auf Insiderhandel – Trump-Regierung ist „voller Betrüger“
Am Mittwoch setzte Donald Trump seine strengen Einfuhrzölle für 90 Tage aus und verschaffte den meisten Ländern außer China eine Verschnaufpause. Knapp vier Stunden vor der großen Ankündigung gab der Präsident seinen Followern auf Truth Social einen Tipp: “JETZT IST EIN GUTER ZEITPUNKT ZUM KAUFEN!!! ”, schrieb er um 9:37 Uhr US-Ostküstenzeit auf seiner Social-Media-Plattform und unterzeichnete das Posting mit seinen Initialen “DJT”.
Gegen Mittag verkündete Trump dann die 90-tägige Zollpause. Die Aktien schnellten in die Höhe und schlossen bis zum Handelsende mit einem Plus von 9,5 Prozent. Gemessen am S&P 500 gewann der Markt an nur einem Tag rund 4 Billionen Dollar zurück, bevor er bis zum Börsenschluss am Donnerstag wieder um 3,5 Prozent fiel.
Trump-Regierung „voller Betrüger“
Zwar betont der Sender NBC: “Es gibt keine Hinweise darauf, dass Trump versucht hat, die Märkte zu manipulieren, oder dass er oder einer seiner Berater auf der Grundlage von Insiderinformationen handelten”. Doch der Senator Richard Blumenthal (Demokrat aus Connecticut) meinte gegenüber dem Nachrichtensender: Die Trump-Regierung sei “voller Betrüger” und “Korruption ist ihr zweiter Vorname”. Insiderhandel sei “eine reale Bedrohung” und er hoffe, “dass es eine Welle gründlicher Untersuchungen zu Manipulationspotenzial und Insiderhandel mit Wertpapieren geben wird.”
Neben den New Yorker Demokraten Alexandria Ocasio-Cortez und Hakeem Jeffries stimmte auch der demokratische Senator Adam Schiff aus Kalifornien für eine Untersuchung: “Trump sorgt mit seinen immer wieder aufflammenden Zöllen für enorme Marktschwankungen”, schrieb Schiff in sozialen Medien. “Diese ständigen politischen Schwankungen bieten gefährliche Möglichkeiten für Insiderhandel. Wer in der Regierung wusste im Voraus von Trumps jüngstem Zoll-Knick? Hat jemand Aktien gekauft oder verkauft und auf Kosten der Öffentlichkeit profitiert? Ich schreibe an das Weiße Haus – die Öffentlichkeit hat ein Recht darauf, es zu erfahren.”
Trump „liebt diese Kontrolle über die Märkte“
Das “Time Magazine” fragte ebenfalls: “Dachte Trump bereits über seine Aussetzung der Einfuhrzölle nach, als er den Beitrag auf Truth Social postete?” Hierzu der ehemalige Ethikanwalt des Weißen Hauses, Richard Painter: “Er liebt diese Kontrolle über die Märkte, aber er sollte vorsichtig sein. Die Leute, die kauften, als sie diesen Beitrag sahen, haben viel Geld verdient.” Der Trump-Kritiker betonte auch, dass das Wertpapierrecht den Handel mit Insider-Informationen verbiete. Dennoch spielt Trump mit den Märkten Monopoly.
Trump selbst antwortete am Mittwoch auf die Frage, wann er zu seiner Entscheidung gekommen sei: “Ich würde sagen, heute Morgen. In den letzten Tagen habe ich darüber nachgedacht”, meinte er und fügte hinzu: “Ziemlich früh heute Morgen.” Der Sprecher des Weißen Hauses, Kush Desai, erklärte: “Es gehört zur Verantwortung des Präsidenten der Vereinigten Staaten, die Märkte und die Amerikaner angesichts der unaufhörlichen Panikmache der Medien hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Sicherheit zu beruhigen.”
DJT wirft Fragen auf
Doch das “Time Magazine” warf weitere Fragen zu Trumps Initialen-Unterschrift im Börsentipp-Posting des Präsidenten auf: “DJT ist auch das Börsenkürzel der Trump Media and Technology Group, der Muttergesellschaft der Social-Media-Plattform des Präsidenten, Truth Social”, so das US-Nachrichtenmagazin. Es sei unklar, ob Trump den Kauf von Aktien im Allgemeinen oder von Trump Media im Besonderen meinte. Das Weiße Haus sei auf die Frage nicht eingegangen.
Trump verwende in seinen Posts zwar gelegentlich “DJT” – meist um zu betonen, dass er die Nachricht persönlich verfasst habe, hieß es. Die Unklarheit darüber, was Trump meinte, habe die Menschen aber nicht davon abgehalten, Geld in Trumps Unternehmen zu investieren: “Trump Media schloss mit einem Plus von 22,67 Prozent ab und legte damit doppelt so stark zu wie der Gesamtmarkt. Eine beeindruckende Leistung für ein Unternehmen, das im vergangenen Jahr 400 Millionen Dollar verloren hat und offenbar nicht davon betroffen ist, ob Zölle eingeführt oder ausgesetzt werden.” Und weiter: “Trumps 53-prozentiger Anteil an dem Unternehmen, das sich nun in einem Trust befindet, von seinem ältesten Sohn Donald Trump Jr. kontrolliert wird, stieg an diesem Tag um 415 Millionen Dollar.”
„Bleibt dran für zukünftige Aktientipps”
Auch Elon Musks Vermögen stieg am Mittwoch durch Teslas Kursanstieg um 20 Milliarden Dollar. Dazu meinte Kathleen Clark, Juraprofessorin für Regierungsethik an der Washington University, im “Time Magazine”: In anderen Regierungen wären Trumps Positionen untersucht worden, aktuell würden sie aber kaum Reaktionen auslösen, außer wohl mehr Follower von Truth Social. “Er vermittelt die Botschaft, dass er den Markt effektiv und ungestraft manipulieren kann”, sagte Clark. Sozusagen: Bleibt dran für zukünftige Aktientipps.”